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Eine japanische Universität plant einen Weltraumaufzug-Test

von Michael Förtsch
Mit einem Aufzug ins All soll die Raumfahrt günstiger und effizienter werden. Wissenschaftler aus Japan wollen nun erproben, ob ein solcher Lift machbar wäre. Dafür wollen sie zwischen zwei Satelliten ein Seil mit Gondel spannen.

Im Jahr 2014 hatten die Politiker der Piratenpartei mit der Vision eines europäischen Weltraumaufzugs geworben. Sonderlich ernst genommen wurde sie dabei nicht. Nun könnte jedoch der erste Schritt hin zum Lift ins All gemacht werden – allerdings in Japan. Denn Wissenschaftler der Fakultät für Ingenieurswesen von der Universität Shizuoka haben angekündigt, ein Forschungskonsortium mit Partnern anderer Institute und Unternehmen aus der Raumfahrt-, Bau- und Technologieindustrie gegründet zu haben, das das Science-Fiction-Konzept auf seine technische Mach- und Umsetzbarkeit überprüfen soll.

Bereits in diesem Monat könnte ein erster Test erfolgen. Dafür sollen von der Internationalen Raumstation zwei kleine CubeSats im All ausgesetzt werden. Diese werden sich dann voneinander entfernen und hierbei ein zehn Meter langes Stahlkabel aufspannen. Auf diesem soll dann ein kleiner Container mit einem Elektromotor entlangfahren – wobei er gefilmt wird. Dadurch würde sich zeigen, wie sich ein Kabel und eine darauf gleitende Struktur im All verhalten. Am 11. September sollen die beiden Satelliten zur ISS transportiert werden.

Science Fiction aber machbar?

Bei einem fertiggestellten Weltraumlift soll von der Erde ein Seil mit einem Objekt wie einer Raumstation, einem Satelliten oder auch einem einfangenden Asteroiden verbunden werden, das fest in über 35.000 Kilometer im Erdorbit hängt. Damit, so die Überlegung, könnten Nutzlasten und Menschen viel günstiger und effizienter als bisher in den Weltraum transportiert werden. Derzeit kostet es rund 19.000 Euro ein Kilogramm ins All zu befördern. Mit einem Weltraumaufzug, schätzt die Obayashi Corporation, die das Projekt der Universität Shizuoka unterstützt, wären es nicht einmal 200 Euro.

Während Weltraumaufzüge in Science-Fiction-Visionen wie Kim Stanley Robinsons Mars-Trilogie und Arthur C. Clarkes Fahrstuhl zu den Sternen bereits Wirklichkeit sind, steht deren tatsächliche Realisierung vor einigen größeren Hindernissen. Vor allem das Kabel bereitet Kopfzerbrechen. Denn das muss gleichzeitig stabil, zug- und widerstandsfähig genug sein, um einer Dauerbelastung, heftigen Temperaturschwankungen und kosmischer Strahlung standzuhalten. Gleichzeitig muss es leicht und flexibel sein, da es sein eigenes Gewicht tragen und Höhenschwankungen des geostationären Haltepunktes kompensieren muss. Derzeit kommen vor allem Kohlenstoffnanoröhren, Dyneema und Graphen als potentielles Tragseilmaterial infrage.

Geht es nach der Obayashi Corporation, könne der erste Weltraumaufzug bereits 2050 in Betrieb sein. Auch die kanadische Firma LiftPort Group glaubt, zumindest noch in diesem Jahrhundert, einen funktionierenden Weltraumaufzug auf der Erde realisieren zu können – wobei zuvor ein Space Elevator auf dem Mond konstruiert werden soll, der aufgrund der niedrigeren Gravitation einfacher umzusetzen sei. Natürlich untersuchte auch die NASA mit ihrem Institute for Advanced Concepts die Machbarkeit, ebenso wie übrigens zeitweise auch das Rapid-Evaluation-and-Mad-Science-Team von Google X.

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