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Ein Uber-Ingenieur gibt uns Einblick in Nordkoreas Internet

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Wie das Leben in Nordkorea aussieht, können sich Außenstehende nur schwer vorstellen. Einen kleinen Eindruck ermöglicht nun eine Datenpanne, sie hat das Internet des isolierten Landes für die Außenwelt sichtbar gemacht.

Kaum ein anderes Land der Erde schränkt die Freiheit seiner Bewohner so sehr ein wie Nordkorea. Die selbsternannte Demokratischen Volksrepublik wird von der Regierung um Diktator Kim Jong-un systematisch von der Außenwelt abgeschottet, freien Zugang zum globalen Internet haben einer Schätzung zufolge nur wenige Tausend der insgesamt 25 Millionen Nordkoreaner, vor allem hochrangige Regierungsmitarbeiter. Der übrigen Bevölkerung steht über wenige PCs in Internetcafés und Universitäten ein stark zensiertes, landeseigenes Intranet zur Verfügung. Für die gesamte Bevölkerung existieren gerade einmal 1024 IP-Adressen. Ein von der Regierung streng kontrolliertes Netzwerk, das nicht gerade vor Informationen übersprudelt.

Wie beschränkt das Kwangmyong getaufte Intranet tatsächlich ist, hat nun ein Datenbankfehler offenbart. Laut TechCrunch gelang es dem für Uber tätigen Sicherheitsingenieur Matthew Bryant am 19. September, den kompletten Datensatz aller nordkoreanischen Internet-Domains herunterzuladen. Offenbar führte ein Konfigurationsfehler der DNS-Server zur ungewollten Freigabe der Daten. Bryant hat die Daten auf GitHub veröffentlicht.

Die Ausbeute fällt allerdings mager aus – gerade einmal 28 Domains mit der Endung „.kp“ sind in dem Paket enthalten. Darunter befinden sich eine Website mit Kochrezepten, die Internetauftritte einer Bank, einer Versicherung und der Fluglinie Air Koryo sowie eine Infoseite zum Pyongyang International Film Festival. Zwar ist das nordkoreanische Intranet nicht ausschließlich auf die .kp-Domains beschränkt, die Ausprägung des landeseigenen Domain-Netzwerks lässt den Umfang der zur Verfügung stehenden Informationen aber erahnen.

Nordkorea ist mit seiner restriktiven Internetpolitik nicht allein. Das Nachbarland China gilt als Paradebeispiel für ein von der Regierung manipuliertes Online-Angebot. Hier werden Websites und Dienste hinter der sogenannten Großen Firewall zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zu Nordkorea versucht China allerdings, seinen Internetnutzern zumindest eine heile Online-Welt vorzugaukeln und ihnen die Nutzung des Netzes mit eigenen sozialen Netzwerken und Messengern schmackhaft zu machen. Jedoch vor dem Hintergrund, dass die Regierung über manipulierte Beiträge die öffentliche Meinungsbildung beeinflusst und dabei noch eifrig Daten sammelt. Viele der physischen Internetleitungen aus Nordkorea werden außerdem über Chinas staatseigene Kommunikationsgesellschaft Unicom betrieben, unterliegen also automatisch auch der Zensur des Nachbarlandes.

Erst vor wenigen Wochen sorgte der Iran mit der Einführung seines „nationalen Internets“ für Aufsehen. Dem Vorbild Chinas und Nordkoreas folgend, führt auch die Islamische Republik ein vom Rest der Welt isoliertes Intranet ein, nachdem die Zensur des globalen Netzes nicht den gewünschten Erfolg erzielt hat. Offiziell nennt die Regierung ein erhöhtes Bedürfnis nach Sicherheit vor Angriffen von außerhalb als Grund – Menschenrechtler fürchten allerdings auch hier, dass sie vor allem eine stärkere Überwachung der Bevölkerung im Sinn hat.

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