Bereits im Juli waren 26 Millionen Euro in Ether gestohlen worden, der Kryptowährung von Ethereum. Grund war eine Schwachstelle im Wallet-Service des britischen Unternehmens Parity Technologies. Die sollte durch ein Update am 20. Juli behoben werden. Aber auch dieses enthielt einen unentdeckten Fehler, der nun für eine noch größere Katastrophe für Nutzer der Bitcoin-Alternative sorgt. Betroffen sind die sogenannten Multi-Sig-Wallets. Bei diesen digitalen Brieftaschen kann festgelegt werden, dass stets zwei oder mehr Nutzer einer Überweisung zustimmen müssen, bevor diese angewiesen wird. Möglich wird das durch die Smart Contracts der Ethereum-Blockchain.
Wie ein Nutzer namens Devops199 angibt, habe er am 6. November „versehentlich“ den Fehler in der Implementierung ausgenutzt. Dadurch war er zum Co-Eigner von hunderten der digitalen Treuhandkonten geworden. Er bemerkte seinen Fehler, wollte ihn in Panik rückgängig machen und löste dafür eine Selbstlöschung des Contract aus. Statt das Geld zurückzugeben, hat er, wie Parity beschreibt, dadurch ungewollt Bestandteile der Code-Bibliothek mitvernichtet, die die Richtigkeit von Nutzersignaturen verifiziert. Devops199 Kommentar: „I accidentially killed it.“ Damit sind nun alle Multi-Sig-Wallets, die seit dem Update erzeugt wurden, gesperrt. Das Vermögen ist also vollkommen unzugänglich und für niemanden mehr nutzbar.
Verschiedenen Schätzungen zufolge sollen zwischen einer halben bis einer Million Ether auf über 580 Konten dauerhaft eingefroren sein. Das entspräche einem Gegenwert von 150 bis mehr als 260 Millionen Euro. Parity will Spekulationen bezüglich des Wertes aber nicht kommentieren. Unter den Betroffenen befinden sich das Blockchain-Projekt Polkadot und auch Parity-Gründer Gavin Woods selbst. Ob und wie die gesperrten Ether wieder aus den Konten herausgelöst werden könnten, ist bislang unsicher. Parity bittet die Betroffenen, „geduldig zu bleiben“. Man suche nach Lösungen. Die könnte womöglich in einer Änderung des Ethereum-Protokolls samt Hard Fork der Kryptowährung liegen. Das wäre ein radikaler und nicht unumstrittener Schritt über den, wie schon bei einer vorherigen Abspaltung, wohl abgestimmt werden würde.