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Ein Ehepaar will mit einem 3D-Druck-Truck und Solarkraft zum Südpol fahren

von Michael Förtsch
Ein niederländisches Ehepaar hat aus Plastikabfall und mit einer Horde 3D-Druckern ein Solar-Auto gebaut. Damit wollen die beiden nun zum Südpol fahren. Sonderlich schnell ist die kantige Maschine nicht – daher wird die Reise fast einen Monat dauern.

Sonderlich stylisch ist der Solar Voyager nicht gerade. Er ist schwarz und schaut mit den geraden Kanten und großen Fenstern eher aus wie das Führerhaus einer altertümlichen Dampflok, die von überdimensionierten Schaumreifen getragen wird. Hinter sich zieht das Gefährt zwei klobige Anhänger her, auf denen, wie auch auf dem Heck des Zugfahrzeugs, große Solarpaneele aufgespannt sind. In rund 30 Tagen soll das Vehikel jedoch auf eine erstaunliche und vielleicht sogar historische Reise gehen. Denn das niederländische Ehepaar Liesbeth und Edwin ter Velde wollen mit dem Solar Voyager zum Südpol fahren: Total grün und ohne Umweltverschmutzung.

Der Solar Voyager soll dank der Solaranlagen alleine mit Sonnenenergie laufen. Sie sollen für Strom, Wärme in der kleinen Kabine des Fahrzeugs und für den Betrieb eines Low-Power-Satelliten-Uplinks sorgen. Noch erstaunlicher ist jedoch: Der Solar Voyager ist ein Recyclingprodukt. Denn das kuriose Auto samt der Anhänger wurde im 3D-Druckprozess hergestellt. Bei dem genutzten Material handelt es sich um wiederverwerteten Plastikmüll, der aus alten Verpackungen und Plastikflaschen gewonnen wurde. Ein Großteil davon kam anfangs aus der Mülltonne von Liesbeth und Edwin ter Velde selbst.

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„Wir haben den Müll geschreddert und zu den Fäden geschmolzen, die aus 3D-Druckern kommen“, so Edwin ter Velde. Danach hat das Paar industriell zerkleinerten Müll zugekauft, der zu Pellets verarbeitet worden war. Um aus dem ganzen Abfall aber auch ein nutzbares Chassis für ein Fahrzeug herzustellen, erdachte das Ehepaar kleine hexagonale Platten, die besonders leicht sind und sich stabil miteinander verschmelzen lassen. Insgesamt 4.000 der Untertassen-großen Bauteile haben sie über Wochen mit 40 kleinen 3D-Druckern fabriziert. Dadurch wiegt das 16 Meter lange Gespann gerade einmal 1.485 Kilogramm. Unterstützt wurden die Abenteuer bei der Konstruktion von Sponsoren, einem Umwelt- und Recyclingunternehmen und Arctic Trucks, einer Firma, die Fahrzeuge für Polarexpeditionen um- und ausrüstet.

Ein Monat in einem Plastikauto

Sonderlich schnell kommt der Solar Voyager nicht voran. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 8 Kilometern pro Stunde. Daher soll der Wagen vollgestopft mit Proviant – für Wasser wollen die Abenteuer Schnee in Vakuumröhren schmelzen – ganz gemächlich vom Union Glacier Camp in der Antarktis zum Südpol aufbrechen: Eine Reise von rund 2.400 Kilometern, die mit dem Solar Voyager zwischen 30 und 35 Tagen dauern wird. Die Temperaturen sinken dabei auf bis zu 30 Grad unter Null. Allerdings: Das abenteuerliche Ehepaar hat aufgrund der Polartage rund um die Uhr Sonnenlicht zur Verfügung, um den Wagen am Laufen zu halten. Für Notfälle wird dem Solarvehikel dennoch auch eine kleine Kolonne von Helfern folgen. Denn sollte etwas schiefgehen, droht den beiden der Kältetod.

Liesbeth und Edwin ter Velde sind guter Hoffnung, dass die Mission Erfolg hat. Denn der Solar Voyager wurde bereits sowohl im Hochsommer am Strand von IJmuiden in Nordholland als auch bei einem Testlauf im frostigen Island getestet. Mit der Clean2Antarctica getauften Mission wollen die beiden Niederländer nicht nur beweisen, dass aus Altplastik ein Fahrzeug konstruiert werden kann. Sie wollen auch für die Unversehrtheit der Antarktis und die Verlängerung des Antarktis-Vertrag werben. Denn der Antarktis-Vertrag schreibt vor, dass die Antarktis ausschließlich friedlicher und vor allem wissenschaftlicher Nutzung vorbehalten ist. Wenn der Vertrag 2048 ausläuft, könnte die Antarktis hingegen für Privatunternehmen zur Gewinnung von Öl, dem Abbau von Eisen, Kupfer oder Kohle geöffnet und damit das einzigartige Ökosystem zerstört werden.

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