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ECO ist wie Minecraft – nur mit Klimakatastrophe

von Oliver Franklin-Wallis
Fast wie Minecraft, nur dass die Welt am Ende ein Müllhaufen ist: Im Survival-Game ECO müssen die Spieler zusammen eine Gesellschaft aufbauen und dazu natürliche Ressourcen ausbeuten. Manchmal entsteht dabei ein Utopia, meist wartet jedoch der Kollaps.

Die meisten Survival-Games sind eine ziemlich einsame Angelegenheiten: Man jagt nach Essen, baut sich einen Unterschlupf und versteckt sich vor Raubtieren. Der Preis des Scheiterns ist der Tod. Doch werden andere Spieler hinzugefügt, kämpft man plötzlich um die natürlichen Ressourcen und das Ganze wird kompliziert.

„Das ist das Problem mit Allgemeingütern: Die individuellen Interessen stehen im Konflikt mit denen des Kollektivs“, sagt John Krajewski, Gründer des in Seattle ansässigen Spielestudios Strange Loop Games. „In der gesamten Politik, in der gesamten Wirtschaft geht es genau darum: das Verhältnis zwischen diesen Interessen.“

Dieser Konflikt stehe im Zentrum von ECO, sagt der 37-Jährige: „Die Kernidee ist eine Gesellschaftssimulation.“ Wie Minecraft ist ECO ein Survival-Game, das aus der Ich-Perspektive gespielt wird. Spieler ernten Ressourcen für die Errichtung eigener Bauwerke. Der Haken: Sie teilen sich die Welt Dutzender anderer Menschen.

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Wie in der echten Welt ist die Umwelt in Gefahr. Rodet man etwa Bäume und Wälder, sind Wildtieren bald vom Aussterben bedroht. Wird die Luft verschmutzt, steigen die Temperaturen. All das kann letztendlich zum Kollaps führen – und tut es in den allermeisten Fällen. „Jedes Individuum wird zu Gier und zur Zerstörung des Ökosystems angespornt“, sagt Krajewski. „Aber gemeinsam kann man Institutionen gründen und Fortschritte machen“.

Ich habe diese Idee einer digitalen Exkursion: Jeder Klassenraum hat eine zusätzliche digitale Welt, in der Schüler das Gelernte anwenden können

John Krajewski

Weil jeder Bewohner von ECO nur begrenzt viele Fähigkeiten erlernen kann, ist es zum Überleben notwendig, mit anderen zu tauschen. Spieler können für einen Sitz in der Regierung kandidieren, Vorschläge für neue Gesetze einreichen und über diese abstimmen. Zur Hilfestellung liefert ECO Daten: „Du kannst Karten über die Bevölkerung und Wärmediagramme über das Klima einsehen“, sagt Krajewski. „Der wissenschaftliche Diskurs ist deine Waffe. Es ist sehr interessant, zu beobachten, wie Spieler sich über ihre Entscheidungen streiten.“

Krajewski gründete Strange Loop Games 2009, um Spiele mit Bildungsanspruch zu entwickeln. Seine ersten Titel, Sim Cell und Vessel, bekamen viel Lob für ihr intuitives Design, das sich auf echte Wissenschaft beruft. Für ECO bekam ließ sich Krajewski von den selbstregulierenden Online-Communities in Eve:Online und von Sandbox-Games wie Minecraft oder Rust inspirieren. Finanziert wurde ECO vom US-Bildungsministerium und über eine Kickstarter-Kampagne, bei der Krajewski mehr als 180.000 Euro einsammelte.

Die finale Version des Spieles wird Lerneinheiten für Schüler beinhalten. Krajewski hofft, dass Kinder so zum Diskutieren von Gesetzen und Lösen von Problemen angespornt werden. „Ich habe diese Idee einer digitalen Exkursion: Jeder Klassenraum hat eine zusätzliche digitale Welt, in der Schüler das Gelernte anwenden können. ECO gibt es bereits als Beta-Version, die Veröffentlichung ist für Sommer 2017 geplant.

„Wir haben beobachtet, dass schnell Vorurteile entstehen können“, erzählt Krajewski. Spieler, die sich auf das Fällen von Bäumen spezialisiert haben, würden etwa versuchen, Anti-Rodungs-Gesetze zu verhindern. „Es ist wichtig, Menschen die eigenen und fremden Verhaltensmuster aufzuzeigen. Sie brauchen außerdem ein Zeitfenster, das sie wahrnehmen können. In der echten Welt werden viele Nachwirkungen erst in einem Jahrzehnt oder einem ganzen Menschenleben sichtbar.“

In frühen Tests hätten Schüler die Natur für den Bau ihrer eigenen Häuser zerstört. Als sie sich jedoch ihres Einflusses auf die Umwelt bewusst wurden, veränderten sie laut Krajewski ihr Verhalten. Darin liege die Magie von ECO: „Es gibt das Gefühl von Permanenz. Weil die Welt zerstört werden kann, haben Handlungen eine echte Bedeutung.“ Kurz gesagt: Wer die Welt zerstören kann, hat auch die Fähigkeit, sie zu retten.

WIRED.uk

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.uk
Das Original lest ihr hier.

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