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Smarte Hundehütten sind auch keine Lösung

von Cindy Michel
In smarten Hundehütten sollen New Yorker bald während des Einkaufs ihre Vierbeiner parken können. So ein Unsinn, dachte unsere Autorin. Bis sie ihren Hund selbst vor dem Supermarkt anleinen wollte – und plötzlich überall potenzielle Hundefänger zu sehen glaubte.  

Mist! Schon wieder sind die Müllsäcke ausgegangen und dank der Revolution der Jutebeutel ist keine Plastiktüte im Haus, die man alternativ nutzen könnte. Also ab in den Laden und welche kaufen. Ich ziehe Schuhe an, schnappe meine Schlüssel – und plötzlich sitzt er vor mir. Zwei große schwarze Knopfaugen unter riesigen Ohren schauen mich an. Diesem flehenden Blick widerstehen zu wollen, käme dem Versuch gleich, einem ausgehungerten spanischen Straßenhund ein Stück Fleisch vor die Nase zu halten und ihm zu verbieten, sich darauf zu stürzen. Gut, kommst du halt mit. 

Vor dem Supermarkt angekommen fängt es an zu regnen. Der Hund hasst Regen. Aber da muss er jetzt durch. Während ich seine Leine um einen Fahrradständer wickle, kommt es mir vor, als würden immer wieder Leute verstohlen zu ihm blicken, uns beobachten. Horrorstorys aus der Hundeschule nagen an meinem Gewissen wie ein Chihuahua an einem Rinderknochen. Von Vierbeinern, die direkt vor den Augen ihrer Besitzer geklaut wurden. Der schlimmste Ort, um seinen Hund anzubinden, sei vor Einkaufszentren, haben die anderen Herrchen und Frauchen gesagt, denn dort werde ja eh jedes Tier mitgenommen. „Bindeste ihn da an, biste ihn los“, so das Credo. Gruselig.

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Mir fallen die „smarten“ Hundehütten ein, über die ich vor Kurzem gelesen habe. Dog Parker werden sie genannt und sehen aus wie zu groß geratene Barbiehäuschen mit durchsichtiger Eingangstür und rosafarbenem Boden. Herzlich gelacht habe ich darüber. „Eine via App verschließbare High-Tech-Hütte mit Überwachungsfunktion für den Hund. So ein Quatsch!“, hatte ich noch zu meinem Hund gesagt, der zu diesem Zeitpunkt sicher und geschützt unter dem Küchentisch saß und bettelte. Die einzige Gefahr: Überfettung durch Überfütterung. Nicht wie jetzt. Überall diese Menschen, die alle potenzielle Hundefänger sein könnten! 

Ich ziehe die Leine fester um den metallenen Ständer. Der Regen wird heftiger. Der Hund versucht den Tropfen auszuweichen – relativ erfolglos – und schüttelt sich direkt vor meinem Gesicht. „Igitt!“ Ich wische mir die Spritzer von den Wangen.

Mit einem Dog Parker wäre das wohl nicht passiert, denke ich. Allwetterschutz und eine geregelte Temperatur soll der Mini-Container bieten. Darüber hatte ich mich auch lustig gemacht: „Eine smarte Hundehütte, die thermostatgesteuert ist. Wie sehr kann man denn bitte seinen Hund vermenschlichen?“, hatte ich noch zu meinem Exemplar gesagt. „Warum sollte ich dich denn überall mit hinnehmen? Entweder ich gehe einkaufen und lasse dich eben zu Hause oder ich gehe mit dir spazieren. Stimmt's?“ Der aber, um den es ging, behielt unbeeindruckt weiter seinen Hundeblick und fixierte sabbernd mein Croissant.

Jetzt in diesem Moment, mitten im Regen vor dem Geschäft, fixiert er nur mich. Und dann entleert sich die ganze Erkenntnis der Hundewelt in meine Gedanken wie der kleine Pudel am Baum neben uns: Er hat es mal wieder geschafft, mich um die Pfote gewickelt. Einmal kurz den Hundeblick aufgesetzt und schon muss man nicht zu Hause bleiben. Chelsea Brownridge, die Erfinderin des Dog Parkers muss auch so einen schwanzwedelnden Schauspieler auf vier Beinen zu Hause haben.

Warum sonst sollte man überhaupt auf die Idee kommen, eine WiFi-fähige, App-gestützte Hundehütte zu entwickeln? Mal ehrlich und ganz logisch betrachtet, sowohl für Hund als auch Mensch ist es stressfreier, wenn der Vierbeiner während des Einkaufs gemütlich zu Hause bleiben darf. Sollte der Hund grundsätzlich Probleme mit dem Alleinsein haben, sind auch derartige Hütten keine Lösung. 

Trotz dieser Erkenntnis bekomme ich die Horrorgeschichten vom Hundeklau vor dem Supermarkt nicht mehr aus dem Kopf. Ich mache die Leine wieder los und wir gehen langsam in Richtung Wohnung zurück. Die Müllbeutel hole ich dann eben später, ohne Hund. „Dass ich auch nur für eine Sekunde darüber nachgedacht habe, dass diese Hütten-Dinger einen positiven Nutzen haben könnten, das behalten wir mal für uns“, sage ich zu meinem Hund. Er hat nur noch Augen für den Pudel vor uns auf dem Gehweg.

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