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Wie ein Berliner Startup das All mit Satelliten fluten will

von WIRED Editorial
Einen Satelliten hat das Startup Berlin Space Technologies (BST) bereits ins All geschossen. Nun sollen viele weitere folgen. Die Idee: sich auf mittelgroße Satelliten mit einem Gewicht von 50 bis 150 Kilogramm konzentrieren, kostengünstig produzieren, Geld verdienen. 

Dieser Artikel erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des WIRED Magazins im Juni 2017 und ist Teil der Rubrik Digitale Republik. Wenn ihr die Ersten sein wollt, die einen WIRED-Artikel lesen, bevor er online geht: Hier könnt ihr das WIRED Magazin testen.

Das Fett muss weg. Nichts davon darf auf den Platinen des kleinen Satelliten übrig bleiben. Fette und Öle würden im Weltall verdampfen, sich dann über der Optik ablagern – und all die Arbeit wäre umsonst gewesen, der Satellit könnte keine sauberen Bilder liefern.

Also müssen Tom Segert und seine Kollegen stundenlang die Platinen mit kleinen Pinseln putzen, um den Schmutz wegzukriegen, der sich beim Anfassen der Elektronik ablagert. Und wer im sogenannten Reinraum von Segerts Unternehmen Berlin Space Technologies (BST) arbeitet, muss sowieso Schutzkleidung tragen: einen weißen Kittel, Haarnetz, Mundschutz, Handschuhe. Ein BST-Produkt umkreist die Erde bereits. Kent Ridge 1 heißt der Mini-Satellit, der für die Universität in Singapur die Erde beobachtet. 

Nun treibt Segert die Frage um: „Wer schafft als Erstes den Henry-Ford-Moment für Satelliten?“ Der Gründer will an der Kommerzialisierung des Weltraums verdienen und Anbietern wie Airbus Konkurrenz machen. Seine Idee: sich auf mittelgroße Satelliten mit einem Gewicht von 50 bis 150 Kilogramm konzentrieren und kostengünstig produzieren. 

Statt auf teure Raumfahrttechnologien zu setzen, sucht sich BST Zulieferer aus anderen Branchen wie etwa dem Autobau. Die meisten Komponenten und Hilfsmittel baut BST gleich selbst. Das kann dazu führen, dass das Unternehmen bis zu 90 Prozent der Kosten spart, wie im Fall der selbst gebauten Satellitenrotationsmaschine. Die Konstruktion steht im Konferenzraum von BST; eine Plattform, auf der ein 80 Kilogramm schweres Satelliten-Modell befestigt ist, das sich darauf drehen kann wie ein Spanferkel am Spieß. Dadurch ist es einfach möglich, an jeder beliebigen Seite des Raumkörpers zu arbeiten. Auch die Kameras hat BST selbst entwickelt und dabei auf Technologie und Optik aus Smartphones zurückgegriffen.

Das Satellitenbauen hat Segert an der TU Berlin gelernt. Als BST dann 2009 als Spin-off startete, war die Idee zunächst, Schwellen- und Entwicklungsländer im Satellitenbauen auszubilden. „Wir haben immer darauf geachtet, dass unsere Satelliten auch für die Massenproduktion geeignet sind“, sagt Segert. Und genau dort will der Unternehmer jetzt hin: weg vom Klein-Klein. Bisher hat BST insgesamt drei Satelliten gebaut (einer ist im All, einer ist ausgeliefert, der dritte soll Ende des Jahres fertig werden). Hin zu der Möglichkeit, ein paar Dutzend und später sogar bis zu tausend Stück pro Jahr zu produzieren.

„Zurzeit stellt eine Handvoll Firmen für eine Handvoll Kunden eine Handvoll Satelliten her. Größtenteils sind das Einzelstücke“, sagt Segert. Er glaubt: In Zukunft werden einige wenige Firmen deutlich mehr Satelliten bauen. Und die Nachfrage steige durch Firmen, die wie OneWeb zum Beispiel eine Megakonstellation aus etwa 650 Satelliten ins All schießen wollen. Die Himmelskörper sollen dann auch entlegene Ecken auf der Erde mit Internetzugang versorgen.

Also verfeinern die BST-Macher ihre Fertigungsprozesse, um der Massenproduktion näher zu kommen. In einem der Labore steht in der hinteren Ecke eine „Pick and Place“-Maschine, die schneller als jeder Mensch Platinen auf Boards platzieren kann – bei Serienproduktion spart das Kosten und Zeit.
Letztere braucht Segert im Augenblick vor allem, um Angebote zu schreiben. Jeder der potenziellen Aufträge wäre größer „als der Gesamtumsatz unserer Firma seit Gründung“, sagt Segert. Bliebe davon also zunächst auch nur einer, dann wäre das, nun ja: schon fett.

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