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Diese Tinte besteht aus dreckiger Luft

von Cindy Michel
Bei Smog-Alarm zeigt sich erst, wie dreckig unsere Luft ist. Jetzt hat ein indisches Spinoff-Unternehmen des Massachusetts Institute of Technology (MIT) Tinte aus Abgasen gewonnen. Air-Ink zeigt, wie schön Umweltsch(m)utz sein kann. 

Die Menschheit jagt jährlich etwa 40 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre. Eine Menge so enorm groß, dass sie nur schwer vorstellbar ist: Die amerikanische USS Nimitz, eines der größten Kriegsschiffe der Welt, bringt etwa 100.000 Tonnen auf die Waage. Aber erst 400.000 von diesen Flugzeugträgern würden in etwa so viel wiegen, wie wir jedes Jahr an CO2 freisetzen. Das Treibhausgas begünstigt die Erwärmung der Atmosphäre und beschleunigt so den Klimawandel. CO2 als Abfallprodukt aus Kraftwerken oder Verbrennungsmotoren macht dabei einen bedeutenden Teil aus.

Und genau da setzt ein indisches Unternehmen nun an, am Verbrennungsmotor, genauer gesagt am Auspuff. Der Wissenschaftler Anirudh Sharma und sein Startup Graviky Lab haben eine Tinte entwickelt, die komplett aus Abgasen besteht: Air-Ink. Im Media Lab des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben sie dazu das Kaalink entwickelt, eine Art Filter, der für die Produktion der Tinte ausschlaggebend war.

Das Gerät, das einer unscheinbaren Blechdose ähnelt, wird etwa auf den Auspuff eines Autos oder Motorrads gesetzt und sammelt 95 Prozent des Feinstaubs, der ausgestoßen wird. Dieser wird anschließend gefiltert und zu Air-Ink weiterverarbeitet. Graviky Lab versucht also, Luftverschmutzung einzudämmen, bevor sie überhaupt entsteht. Auch Schlote von Industrieanlagen seien ein möglicher Ansatzpunkt für Kaalink, erklärt Sharma in einem Image-Video. 

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Die kleinen Partikel, die im Filter hängenbleiben und sonst in unserer Luft und Lunge gelandet wären, werden in mehreren Prozessen gefiltert, um sie von Schwermetallen und krebserregenden Stoffen zu befreien. Das Resultat ist ein gereinigtes kohlenstoffhaltiges Pigment. Daraus stellt Graviky Labs unterschiedliche Tinten und Farben her. Um das Produkt, das Graviky Lab gemeinsam mit der asiatischen Biermarke Tiger entwickelt hat, weiter zu verbreiten, läuft aktuell eine Kickstarter-Kampagne.  

Doch Air-Ink ist nicht das einzige Produkt, das versucht, etwas Positives aus der Luftverschmutzung zu ziehen. Forscher arbeiten seit Jahren an Methoden, Treibhausgase zu binden oder umzuwandeln. Newlight Technologies sucht etwa nach einer Formel, um Kohlendioxid in Plastik zu verwandeln. Vor vier Jahren waren sie erfolgreich und konnten die Firma ausbauen, mittlerweile haben Großkunden Interesse an dem Produkt bekundet. The Body Shop etwa soll schon ab 2020 teilweise auf das Plastik der Entwickler aus Kalifornien umsteigen.

CO2 in Gestein binden will ein ein Projekt am Pacific Northwest National Laboratory des US-Energieministeriums. Die Forscher bringen das Treibhausgas dazu, sich innerhalb von zwei Jahren in Gestein umzuwandeln. Damit wird das Risiko von Lecks vermieden und CO2 nachhaltig aus der Atmosphäre genommen. 2013 haben die Wissenschaftler 1000 Tonnen flüssiges CO2 in unterirdisches Gestein des Columbia-Plateaubasalts gepumpt. Nur zwei Jahre später fanden sie heraus, dass sich das Kohlenstoffdioxid in das Mineral Ankerit umgewandelt hatte. Das poröse Vulkangestein Basalt eignet sich für die Lagerung deswegen so gut, weil es leicht mit anderen Stoffen reagiert.

Ein ähnliches Projekt existiert bereits im Hellisheidarvirkjun-Kraftwerk in Island. Hier mischten Wissenschaftler 250 Tonnen Kohlendioxid aus dem Kraftwerk mit Wasser und Schwefelwasserstoff und pumpten es in rund 500 Meter tiefes Basaltgestein. Aufgrund des vorherrschenden Drucks und der hohen Temperaturen reagierte es mit dem basischen Basalt und formte innerhalb von zwei Jahren feste Mineralien. 95 Prozent des Gases konnte so sicher gebunden werden. Inzwischen baute das Forschungsprojekt CarbFix die Methode soweit aus, das sie jährlich 10.000 Tonnen binden können.

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