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Wenn Rembrandt das miterlebt hätte: Die WIRED-Woche

von Domenika Ahlrichs
Wer sich der richtigen Technologien bedienen kann, ist klar im Vorteil. Ob es ein Whistleblower ist, durch den die Panama Papers möglich wurden, ob Hacker ein wichtiges iPhone knacken oder Kunstinteressierte, die Rembrandt einfach mal per 3D-Druck imitieren. Der WIRED-Wochenrückblick von Vizechefredakteurin Domenika Ahlrichs in sechs (Un)gleichungen

Journalismus > Korruption
Erkenntnis der Woche: An der Skyline von Panama-Stadt kann man sich offensichtlich nicht satt sehen. Hatten viele von uns bisher nur eine vage Vorstellung davon, wie prachtvoll sich die Hochhäuser vor blauem Himmel machen: Die große Enthüllungsgeschichte der Süddeutschen Zeitung (in Kooperation mit dem Internationalen Konsortium für Investigative Journalisten (ICIJ) und unter Mitwirkung des Guardian, der BBC, von Le Monde, des NDR, des WDR und vieler anderer Medienhäuser) brachte die Skyline auf Bildschirme und Zeitungsseiten.

Oops, Abbildung nur ähnlich. Aber irgendwie geht es ja auch ein bisschen „Miami Vice“-mäßig um reiche Kriminelle/kriminelle Reiche und ihre Statussymbole. Und es gab so viele Artikel zu bebildern. Immerhin waren da 2,6 Terabyte Daten ausgewertet worden. Viel Stoff!

Was für ein Triumph des investigativen Journalismus. Zumal die Kollegen (und zwar hunderte) offensichtlich alle dichtgehalten hatten in den vergangenen Monaten. Ein genialer Medien-Coup, schrieb unser Kolumnist Johnny Haeusler, der an dem Tag eigentlich für ein komplett anderes Thema gebucht war.

Aus WIRED-Sicht natürlich vorrangig interessant: Wie wurden die 11,5 Millionen Dateien eigentlich analysiert? Und wie kam der anonyme Zuspieler ursprünglich dran? Zur ersten Frage: Die Süddeutsche Zeitung und das ICIJ arbeiteten mit der Softwarefirma Nuix zusammen. Die Bewältigung der schieren Menge an Daten machte private Server erforderlich, die nicht mit der Außenwelt verbunden sein durften, erklärte Carl Barron, Senior Consultant bei Nuix den Kollegen der britischen WIRED. Und zweitens: Der oder die Whistleblower nutzten Sicherheitslücken bei Mossack Fonseca aus. So einfach ist es manchmal, wenn man sich der entsprechenden Technologien zu bedienen weiß.

Technologie > Ermittler
Das San-Bernardino-iPhone mag geknackt sein, aber viel weiter kommt das FBI erst mal nicht: Die Hack-Methode klappt schon bei neueren iPhone-Modellen nicht, sagt FBI-Chef Comey. 

Das ist ein Satz mit Schrödinger-Potenzial: Klar, zum jetzigen Zeitpunkt mag das stimmen und mag Apple den einen Schritt voraus sein mit seinen 6er und SE-iPhones. Aber das wird die Ermittler nicht davon abhalten, Hacker wie etwa ganz gerüchteweise die der Firma Cellebrite aus Israel zu engagieren, um auch da schnell aufzuholen. Zumal Comey vom Erfolg beim iPone 5 so beflügelt scheint, dass er örtlichen Polizeidienststellen anbieten will, vom FBI-Wissen zu profitieren: „Das kann immer zu etwas Nützlichem führen.“

Werden wir in nächster Zeit atemlose Zuschauer eines noch atemloseren Wettbewerbs um die besseren Hacker und Verschlüsselungsexperten sein? WhatsApp vorne (Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, hurra!), nein, doch, oh. Wobei der wahre Wahnsinn für jegliche Ermittler nicht große Tech-Firmen sind, sondern: die Cloud.

Shakespeare, Rembrandt (doch immer noch) > 3D
Immer mal wieder schwappt eine Welle der Aufregung durch die Büros dieser Welt: Roboter werden uns ersetzen! Dass das so manchem Job ganz gut tun würde und sich durchaus an anderer Stelle ja auch neue Jobs ergeben, kommt dann als Erkenntnis immer nur tröpfelnd nach. Unser solchen Sorgen sonst völlig unverdächtige Gadget-Redakteur Bernd Skischally schien diese Woche doch ein wenig nachdenklich, als er von Künstlern schrieb, die „es schon schwer genug“ hätten und jetzt „auch noch Konkurrenz“ bekämen von Big-Data-Software.

Sein Artikel über das Projekt „The Next Rembrandt“, bei dem Maschinen so etwas wie die Werke aus dem 17. Jahrhundert schaffen, hat dann aber doch die gewohnte Begeisterung fürs Mögliche. Was hätte Rembrandt gesagt? Vielleicht hätte er sich über die Mithilfe gefreut. Das Gemälde allerdings, das per 3D-Druck entstand, „sieht leider nicht so spannend aus“. Punktsieg für den echten Künstler.

Wohingegen die Buchcover, die eine 24-jährige Grafikdesignerin für die Werke Shakespeares entworfen hat, supercool sind. Sie erinnern an moderne Umgebungen, an Beschilderungen an öffentlichen Orten, an Icons und Bildsprache von Smartphones. So großartig es ist, wie Shakespeare dadurch in die Jetztzeit reist: Die Tragödie von Romeo und Julia würde heute und hier nicht funktionieren, weil sie das braucht, was es heute fast nicht mehr gibt: Kommunikationspausen, Missverständnisse durch Nicht-Reden-Können. Punktsieg für den Meister.

Smartes Bauen > Klimawandel
Den Klimawandel an sich können Architekten weder aufhalten noch sonst irgendwie beeinflussen, aber begegnen können sie ihm. Und wenn sie es so überzeugend tun wie die Allison Dring und Daniel Schwaag aus Berlin: zum Niederknien. Die beiden haben ein Baumaterial entwickelt, das beim Klimaschutz helfen soll: Es verwandelt Kohlendioxid in Kohleplatten. Oder, um aus dem Interview mit den beiden zu zitieren: „Wir mischen die Biokohle dann mit Polymeren und machen daraus Fassaden“ – die gut aussehen und Luft reinigen. 

In der neuen WIRED, die seit einigen Tagen an allen gut sortierten Kiosken liegt, gibt es noch ein paar Extra-Infos zum Baustoff der Architekten. Das völlig neu designte Heft lohnt sich sowieso. Disclaimer:

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Journalismus > Korruption
Erkenntnis der Woche: An der Skyline von Panama-Stadt kann man sich offensichtlich nicht satt sehen. Hatten viele von uns bisher nur eine vage Vorstellung davon, wie prachtvoll sich die Hochhäuser vor blauem Himmel machen: Die große Enthüllungsgeschichte der Süddeutschen Zeitung (in Kooperation mit dem Internationalen Konsortium für Investigative Journalisten (ICIJ) und unter Mitwirkung des Guardian, der BBC, von Le Monde, des NDR, des WDR und vieler anderer Medienhäuser) brachte die Skyline auf Bildschirme und Zeitungsseiten.

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Was für ein Triumph des investigativen Journalismus. Zumal die Kollegen (und zwar hunderte) offensichtlich alle dichtgehalten hatten in den vergangenen Monaten. Ein genialer Medien-Coup, schrieb unser Kolumnist Johnny Haeusler, der an dem Tag eigentlich für ein komplett anderes Thema gebucht war.

Aus WIRED-Sicht natürlich vorrangig interessant: Wie wurden die 11,5 Millionen Dateien eigentlich analysiert? Und wie kam der anonyme Zuspieler ursprünglich dran? Zur ersten Frage: Die Süddeutsche Zeitung und das ICIJ arbeiteten mit der Softwarefirma Nuix zusammen. Die Bewältigung der schieren Menge an Daten machte private Server erforderlich, die nicht mit der Außenwelt verbunden sein durften, erklärte Carl Barron, Senior Consultant bei Nuix den Kollegen der britischen WIRED. Und zweitens: Der oder die Whistleblower nutzten Sicherheitslücken bei Mossack Fonseca aus. So einfach ist es manchmal, wenn man sich der entsprechenden Technologien zu bedienen weiß.

Technologie > Ermittler
Das San-Bernardino-iPhone mag geknackt sein, aber viel weiter kommt das FBI erst mal nicht: Die Hack-Methode klappt schon bei neueren iPhone-Modellen nicht, sagt FBI-Chef Comey. 

Das ist ein Satz mit Schrödinger-Potenzial: Klar, zum jetzigen Zeitpunkt mag das stimmen und mag Apple den einen Schritt voraus sein mit seinen 6er und SE-iPhones. Aber das wird die Ermittler nicht davon abhalten, Hacker wie etwa ganz gerüchteweise die der Firma Cellebrite aus Israel zu engagieren, um auch da schnell aufzuholen. Zumal Comey vom Erfolg beim iPone 5 so beflügelt scheint, dass er örtlichen Polizeidienststellen anbieten will, vom FBI-Wissen zu profitieren: „Das kann immer zu etwas Nützlichem führen.“

Werden wir in nächster Zeit atemlose Zuschauer eines noch atemloseren Wettbewerbs um die besseren Hacker und Verschlüsselungsexperten sein? WhatsApp vorne (Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, hurra!), nein, doch, oh. Wobei der wahre Wahnsinn für jegliche Ermittler nicht große Tech-Firmen sind, sondern: die Cloud.

Shakespeare, Rembrandt (doch immer noch) > 3D
Immer mal wieder schwappt eine Welle der Aufregung durch die Büros dieser Welt: Roboter werden uns ersetzen! Dass das so manchem Job ganz gut tun würde und sich durchaus an anderer Stelle ja auch neue Jobs ergeben, kommt dann als Erkenntnis immer nur tröpfelnd nach. Unser solchen Sorgen sonst völlig unverdächtige Gadget-Redakteur Bernd Skischally schien diese Woche doch ein wenig nachdenklich, als er von Künstlern schrieb, die „es schon schwer genug“ hätten und jetzt „auch noch Konkurrenz“ bekämen von Big-Data-Software.

Sein Artikel über das Projekt „The Next Rembrandt“, bei dem Maschinen so etwas wie die Werke aus dem 17. Jahrhundert schaffen, hat dann aber doch die gewohnte Begeisterung fürs Mögliche. Was hätte Rembrandt gesagt? Vielleicht hätte er sich über die Mithilfe gefreut. Das Gemälde allerdings, das per 3D-Druck entstand, „sieht leider nicht so spannend aus“. Punktsieg für den echten Künstler.

Wohingegen die Buchcover, die eine 24-jährige Grafikdesignerin für die Werke Shakespeares entworfen hat, supercool sind. Sie erinnern an moderne Umgebungen, an Beschilderungen an öffentlichen Orten, an Icons und Bildsprache von Smartphones. So großartig es ist, wie Shakespeare dadurch in die Jetztzeit reist: Die Tragödie von Romeo und Julia würde heute und hier nicht funktionieren, weil sie das braucht, was es heute fast nicht mehr gibt: Kommunikationspausen, Missverständnisse durch Nicht-Reden-Können. Punktsieg für den Meister.

Smartes Bauen > Klimawandel
Den Klimawandel an sich können Architekten weder aufhalten noch sonst irgendwie beeinflussen, aber begegnen können sie ihm. Und wenn sie es so überzeugend tun wie die Allison Dring und Daniel Schwaag aus Berlin: zum Niederknien. Die beiden haben ein Baumaterial entwickelt, das beim Klimaschutz helfen soll: Es verwandelt Kohlendioxid in Kohleplatten. Oder, um aus dem Interview mit den beiden zu zitieren: „Wir mischen die Biokohle dann mit Polymeren und machen daraus Fassaden“ – die gut aussehen und Luft reinigen. 

In der neuen WIRED, die seit einigen Tagen an allen gut sortierten Kiosken liegt, gibt es noch ein paar Extra-Infos zum Baustoff der Architekten. Das völlig neu designte Heft lohnt sich sowieso. Disclaimer:

Ich bin wohl nicht neutral, weil ich an dieser Ausgabe mitgearbeitet habe. Aber ich würde sagen: Kaufen lohnt sich. https://t.co/dNAUSXmEU4

— Kai Schächtele (@kaischaechtele) 8. April 2016

Das Gefühl kenne ich. Und was war sonst noch so los in dieser WIRED-Woche?

Star Wars = Star Wars
Auch ohne Lichtschwerter, ohne Jedi und ohne Sith. Faszinierend, dass der Trailer zum Spin-Of „Rogue One“ so anders und dennoch so sehr dem Rest des „Star Wars“-Imperium ähnlich sein kann. Unsere US-Kollegen haben den Trailer in viele kleine GIFs aufgeteilt und kommentieren jedes. Ein Schmuckstück.

Bleibt nur noch zu sagen:

Musik = die beste Einstimmung aufs Wochenende
Wir von WIRED stellen euch fünf gelungene Musik-Apps vor, die zwar eher Special Interests bedienen, aber deshalb kein Nischendasein fristen sollten. Kostprobe: Die App Sing! Karaoke bereitet euren Gesangs-Auftritt vor, in den ihr sicher irgendwann geratet. Merke, es hilft nur: Durchziehen. Performen. Den inneren Koteletten-Elvis zum Leben erwecken. Und damit das einigermaßen unterhaltsam gelingt, bedarf es schon ein wenig (heimlicher) Übung. Die App für iOS und Android hält dafür mehr als 100.000 Songs samt Texten bereit und sorgt auf Wunsch mit einem Stimmverbesserungs-Filter dafür, dass Gesangsdefizite ordentlich kaschiert werden.

Na dann singt euch mal schön ins Wochenende! 

GQ Empfiehlt