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Die wichtigsten neuen Polit-Podcasts, die wir Donald Trump zu verdanken haben

von Dirk Peitz
Der neue Präsident beschäftigt die US-Medien in einem Ausmaß, das fast so beängstigend ist wie der Mann selbst. Ein Format scheint besonders von Donald Trump zu profitieren: Polit-Podcasts. In der vergangenen Wochen haben New York Times, Washington Post und andere neue Audio-Angebote gestartet. Wir stellen die fünf wichtigsten vor.

1. The Daily
Von:
New York Times
Erscheint: werktäglich
Länge: ca. 20 Minuten
Moderator: Michael Barbaro

Nachdem die New York Times den Weg zur US-Wahl sehr erfolgreich mit dem unregelmäßigen Podcast The Run-Up begleitet hat, erhöht die wohl bedeutendste Tageszeitung der Welt nun den Rhythmus: Am Mittwoch startete sie den werktäglichen Podcast The Daily, der wieder vom Times-Reporter Michael Barbaro moderiert wird. Die 20-minütigen Folgen werden jeweils um 6 Uhr morgens New Yorker Zeit online gestellt. Die erste widmete sich am Neil Gorsuch, Trumps Wahl für den vakanten Sitz am Obersten Gerichtshof, kommentiert unter anderem von Gerichtsreporter Adam Liptak und der Washington-Korrespondentin der Times, Maggie Haberstam. The Daily solle keine Imitation einer täglichen Nachrichtensendung sein, sondern eine Art informelles Kollegengespräch über die wichtigsten News des Vortages, betonte Barbaro in einem Vorab-Interview. Geht man von der ersten Folge aus, könnte es tatsächlich eine neue Form von Podcast werden: ähnlich aufwendig produziert und geschnitten wie ein Radio-Feature, wesentlich länger und inhaltlich tiefer. Trotzdem wird in The Daily nicht endlos am Stück gelabert wie sonst so oft bei Podcasts –nach 20 Minuten hat man das Gefühl, kompakt und kompetent informiert worden zu sein.

2. Pod Save America
Von: Crooked Media
Erscheint: zweimal pro Woche, montags und donnerstags
Länge: ca. eine Stunde
Moderatoren: Jon Favreau, Jon Lovett, Tommy Vietor

Ehemalige Obama-Mitarbeiter machen sich über die Trump-Administration lustig und es klingt so, als hätten sie dabei ein Feierabendbier in der Hand: Das ist ungefähr das Konzept von Pod Save America. Der Podcast startete Anfang Januar als Nachfolger von Keepin’ it 1600, wo dieselben Beteiligten im vergangenen Jahr den US-Wahlkampf kommentierten. Wortführer ist meist Jon Favreau, der von 2009 bis 2013 Obamas Chefredenschreiber war und einen recht robusten Humor besitzt. Pod Save America schoss unmittelbar nach dem Start an die Spitze der iTunes-Charts. Das liegt wohl vor allem daran, dass das Format ein Bedürfnis befriedigt, das viele Trump-Gegner gerade zu einen scheint: sich vor Verzweiflung lautstark erregen und zwischendurch auch mal laut lachen zu wollen. Favreau und seine Mitstreiter geben explizit zu, dass sie keine objektive journalistische Berichterstattung betreiben, sondern sich eher den Frust von der Seele reden. Wenn es so weitergeht mit Trump, werden sie noch viel zu besprechen haben. Fun fact: Es gibt bereits Merchandise zum Podcast, unter cottonbureau.com/crooked kann man T-Shirts mit Anti-Trump-Slogans wie „Repeal and go fuck yourself“ bestellen.

3. Intercepted
Von: The Intercept
Erscheint: wöchentlich mittwochs
Länge: ca. eine Stunde
Moderator: Jeremy Scahill

Der Buchautor und Dokumentarfilmer Jeremy Scahill hat zusammen mit den Snowden-Enthüllern Glenn Greenwald und Laura Poitras vor drei Jahren die Investigativ-Plattform The Intercept gegründet – und seit einer Woche gibt es den passenden Podcast dazu. In der am Mittwoch online gestellten zweiten Folge geht es unter anderem um das von Trump erlassene Einreiseverbot für Flüchtlinge und um die vom neuen Präsidenten locker geäußerte Meinung, das Foltern von Terrorverdächtigen sei doch eigentlich eine prima Idee. Scahill spricht dazu unter anderem mit dem ehemaligen FBI-Agenten Ali Soufan, der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zu den führenden Ermittlern der US-Bundespolizei gehörte und damals selbst mutmaßliche Al-Qaeda-Mitglieder verhört hat. Als Zuhörer erfährt man so aus erster Hand, was die, nun ja, Praktiker von Trumps Ideen halten. Im Fall von Soufan: absolut gar nichts. Scahill setzt bei Intercepted also auf Expertenstimmen statt auf das übliche Meinungsgeäußere von Talking Heads. Humor-Bonustrack in der aktuellen Folge: Der Hollywood-Schauspieler Peter Sarsgaard liest Tipps eines NSA-Mitarbeiters vor, was man in Guantanamo so in seiner Freizeit unternehmen kann.

4. Can He Do That?
Von: Washington Post
Erscheint: wöchentlich freitags
Länge: ca. 30 Minuten
Moderatorin: Allison Michaels

Der neue Podcast der Washington Post trägt das Entsetzen über Donald Trump schon im Titel: Can He Do That? thematisiert die Amtsführung des neuen US-Präsidenten, und die Zeitung geht offenbar davon aus, dass sein Gebaren auch in Zukunft durch Grenzüberschreitungen gekennzeichnet sein wird. Moderatorin Allison Michaels ist Online-Redakteurin der Post, in der ersten Folge analysiert sie mit Experten Trumps Twitter-Verhalten. Kann er einfach so weiter Tweets raushauen, als sei er irgendein Kommentator des Weltgeschehens, der schon frühmorgens ein bisschen Dampf ablässt über das, was ihm gerade stinkt? Zu Wort kommen unter anderem Laura Olin, die zu Obamas Digital- und Social-Media-Team gehörte, und der Datenexperte David Robinson. Man erfährt einiges darüber, wie US-Politiker soziale Medien nutzen (oder von ihren Mitarbeitern nutzen lassen) und welche Folgen das für die politische Kommunikation an sich hat. Die Auswahl der Gäste ist breit, und weil sie nur über einen spezifischen Aspekt des Trumpschen Handelns diskutieren, ist das Thema am Ende erschöpfend besprochen. Die Frage wird sein: Findet die Redaktion genug solcher Aspekte, um darüber Woche für Woche reden zu lassen?

5. Pod Save the World
Von:
Crooked Media
Erscheint: zweiwöchentlich mittwochs
Länge: ca. eine Stunde
Moderator: Tommy Vietor

Kaum gestartet, und schon hat Pod Save America (siehe oben) einen kleinen Bruder: Am Mittwoch wurde Pod Save the World gelauncht, ein Podcast mit dezidiert außenpolitischem Schwerpunkt. Moderator Tommy Vietor gehörte dem National-Security-Team Obamas an, bei Pod Save the World geht es dementsprechend auch erheblich sachlicher und ruhiger zu als bei Pod Save America. In der Pilotfolge spricht Vietor mit seinem ehemaligen Kollegen Jake Sullivan, der Sicherheitsberater des ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden war und davor Hillary Clintons Stab angehörte, als sie Außenministerin war. Vietor und Sullivan geben eine Art Laboreinblick in den Alltag der politischen Entscheidungsfindung in Washington D.C. – und der ist nicht nur faszinierend, sondern angesichts des neuen Präsidenten auch etwas beängstigend: Sullivan erzählt vom allmorgendlichen Security-Briefing im Oval Office, an dem er unter Barack Obama regelmäßig teilnahm. Nach seiner Darstellung die wichtigste Informationsgrundlage für jede außenpolitische Entscheidung des US-Präsidenten – und genau die Sitzung, die Donald Trump schwänzen und lieber seinem Vize Mike Pence überlassen will. Weil er selbst ja schon smart genug sei. Für alle, die etwas über die Mechanik der Macht in Washington D.C. im Bezug auf Außenpolitik erfahren wollen, verspricht Pod Save the World zum Pflichtprogramm zu werden.

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