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Die Hälfte aller ICOs schafft es nicht

von Michael Förtsch
Über ICOs sammeln zahlreiche Start-ups etliche Millionen Euro in Form von Kryptowährungen wie Ether, Bitcoin und Litecoin ein. Nicht wenige stellten sich als Betrug heraus. Eine Studie zeigt nun zudem: Mehr als die Hälfte aller ICO-Start-ups überleben nicht einmal vier Monate.

Initial Coin Offerings haben sich für viele Start-ups und Projekte als gemütlich unkomplizierter und mehrheitlich unregulierter Weg etabliert, um Geld einzusammeln. Denn ähnlich einem Initial Public Offering können Groß- und Kleininvestoren hierbei Kryptowährungen wie Ether oder Bitcoin gegen digitale Token tauschen – ganz in der Hoffnung, dass diese zunächst vollkommen wertlosen Token beim Erfolg des Projektes einen Wert entwickeln. Eben wie es bei Ethereum, NEO, Storj oder auch QTUM geschah, die ihren Investoren langfristig große Gewinne bescherten. Aber offensichtlich sind erfolgreiche ICO-Start-ups, wie viele Kritiker schon lange mutmaßten, eher die Ausnahme.

Hugo Benedetti und Leonard Kostovetsky von der Carroll School of Management des Boston College haben in einer umfangreichen Studie 4.003 ICOs observiert, die seit Anfang 2017 gestartet sind. Immerhin 2.390 der ICOs waren erfolgreich und konnten insgesamt über 12 Milliarden US-Dollar einsammeln. Die Forscher wollten die Weiterentwicklung der Start-ups, deren Aktivität und die Wertsteigerung der Token evaluieren. Hierfür haben sie unter anderem die Lebendigkeit der Start-ups auf Twitter verfolgt, Erfolgs- und Statusmeldungen gesammelt und im Netz recherchiert.

Die Hälfte stirbt

Von den 2.390 Start-ups mit einem erfolgreichen ICOs haben gerade einmal 44,2 Prozent eine Zeitspanne von vier Monaten überlebt. Über die Hälfte der restlichen Unternehmen wären hingegen vorher verstummt, abgetaucht oder hätten sich aufgelöst. Eine Firma, die im fünften Monat nach einem ICO kein einziges mal twitterte, wurde von den Forscher als „definitiv tot“ erklärt.

So erkennt man einen ICO-Betrug

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Offenbar hängt die Überlebensrate auch mit einigen Unsitten zusammen: Denn zahlreiche der gescheiterten Start-ups hätten nie öffentlich erklärt, wie viel Geld sie akkumuliert haben. Andere wurden mit ihren Token nicht an einem Exchange wie CoinMarketCap gelistet – oder beides. Natürlich könnten unter diesen auch Betrüger gewesen sein: „Fälle von Betrug gibt es reichlich“, schreiben die Forscher. „Aber gemessen am gestohlenen Kapital sind sie weniger bedeutend.“ Vergleichsweise mickrige 11 Prozent würden, wie sie überschlagen haben, in potentielle Betrugsmaschen fließen. Wobe es sich hierbei letztlich dennoch um etliche Millionen handelt.

Geld bringen ICOs trotzdem

Den zahlreichen ICO-Fehlschlägen zum trotz wären ICOs generell recht lukrativ – zumindest kurzfristig. In den ersten 16 Handelstagen hätten die Investoren durchschnittlich bis zu 179 Prozent Rendite gegenüber dem Ausgabepreis erzielt. Bei einigen „erfolgreichen ICOs“, die auf populären Börsen gelistet wurden, hätte es sogar 273 Prozent in Return gegeben.

Aber langfristig, so die Forscher, wäre der überwiegendene Teil der ICOs eher wenig gewinnbringend. „Was wir herausfanden ist, dass, wenn du über drei Monate, meistens sechs Monate hinausschaust, sie nicht mit anderen Kryptowährungen mithalten“, sagt Kostovetsky gegenüber Bloomberg. Wer in ICOs investiert, meint der Forscher, solle seine Token oder Digitalmünzen im ersten Monat verkaufen. Am sichersten sei es, sie direkt am ersten Tag abzustoßen.

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