Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Die EU will in die Top 10 der Supercomputer

von Michael Förtsch
Die Europäische Union startet eine Supercomputer-Initiative. Durch eine Milliarde Euro soll der Kauf und Bau von Spitzenrechnern finanziert werden. Bis 2023 soll mindestens einer dieser Supercomputer mit den Hochleistungsrechnern in den USA, Japan und China mithalten können.

In Sachen Rechenkraft ist die Europäische Union ziemlich hinterher. Denn die stärksten Maschinen stehen woanders. Das wären unter anderem der Sunway TaihuLight und Tianhe-2 in China, der Piz Daint in der Schweiz, Gyoukou und Oakforest-PACS in Japan und Titan und Sequoia in den USA. Erst im Oktober könnte es wieder ein EU-Mitglied in der Spitze der Liste der Top 500 Supercomputer schaffen. Nämlich wenn in München der SuperMUC-NG des Leibniz-Rechenzentrums seine Arbeit aufnimmt. Er würde mit einer Leistung von 26,7 Petaflops in den Top 5 liegen. Das ist für die Europäische Union nicht genug. Die EU-Kommission hat einen Plan zur „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit“ ausgerufen. Rund 1 Milliarde Euro sollen zwischen 2019 und 2026 zur Finanzierung von Supercomputer-Projekten ausgegeben werden.

Insgesamt sollen 486 Millionen Euro für das EuroHPC getaufte Unternehmen aus dem EU-Haushalt kommen. Die andere Hälfte soll von 13 Teilnehmerstaaten wie Deutschland, Frankreich, Belgien, Bulgarien, Luxemburg, Niederlande und auch dem Nicht-EU-Mitglied Schweiz zugeschossen werden. Konkret würden hiermit zunächst zwei neue Supercomputer finanziert, die „zehn Millionen Milliarden Rechnungen pro Sekunde“ stemmen könnten. Zwei weitere „Weltklasse“-Rechner würden parallel konzipiert. Sie sollen „hundert Millionen Milliarden Rechnungen pro Sekunde lösen können“. Die Rechner sollen sich also im unteren und oberen Petaflop-Spektrum bewegen. Wobei die genaue Leistung und Architektur noch offen sind. Zumindest teilweise sollen die Computer schon 2020 im Einsatz sein.

Bis 2023 solle so mindestens einer dieser europäischen Supercomputer in den Top 10 der Weltrangliste aufgeführt sein. „Die EU muss in diesem harten Rennen aufholen“, sagte EU-Vizekommissionspräsident Andrus Ansip. Daher solle bis 2026 auch Budget für Forschungs- und Zukunftsprojekte bereitgestellt werden, um Supercomputer zu entwickeln, die die bisherigen Spitzenreiter wie TaihuLight und den geplanten Exaflop-Rechner Tianhe-3 weit hinter sich lassen. Ebenso solle eine Infrastruktur erdacht werden, die einen schnellen und sicheren Datentausch und eine Rechenlastverteilung zwischen den EU-Ländern erlaubt. Dadurch solle ein „Mangel an Autonomie“ wettgemacht werden.

Derzeit müssen europäische Forscher und Unternehmen nicht selten Ressourcen an ausländischen Supercomputern nutzen. Das gefährde den Datenschutz und auch Forschungs- und Geschäftsgeheimnisse. Die Rechner sollen daher sowohl der Wissenschaft als auch Privatunternehmen zur Verfügung stehen. Genutzt werden sollen sie unter anderem, um Klimamodelle, Wettervorhersagen, Verkehrsströme und Energielasten zu berechnen. Auch zur Entwicklung von künstlicher Intelligenz, neuen Werks- und medizinischen Wirkstoffen und der Vorhersage von Erdbeben und anderen Naturkatastrophen sollen sie dienen.

GQ Empfiehlt
Iran-Deal: Die Hacker, die Trump ruft

Iran-Deal: Die Hacker, die Trump ruft

von Max Biederbeck