Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Deshalb wird Bitcoin immer die beste Kryptowährung bleiben

von Klemens Kilic
Mittlerweile existieren über 1.600 Kryptowährungen. Aber Bitcoin ist immer noch das beliebteste Digitalgeld. Das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern, prophezeien unsere Autoren Klemens Kilic und Michael Förtsch. Warum? Das hat so einiges mit dem Status der Währung zu tun – aber noch mehr mit der Engstirnigkeit der Entwickler.

Wer von Kryptowährungen spricht, der spricht fast immer auch von Bitcoin. Dabei haben sich über die vergangenen Jahre zahlreiche Entwickler daran versucht, die Ur-Kryptowährung zu entthronen. Vielfach haben unabhängige Teams und Unternehmen vermeintliche Alternativen oder modernere Digitalwährungen entwickelt, die die Nachfolge von Bitcoin antreten sollten. Mehrheitlich erfolglos. Denn nach wie vor steht Bitcoin an der Spitze; ist weiterhin die wertvollste und die am meisten gehandelte Kryptowährung.

Bereits im Jahre 2011 hatte der Entwickler Charlie Lee den Litecoin geschaffen. Die Kryptowährung ist nahezu identisch mit Bitcoin aber weißt dennoch einen prägnanten Unterschied auf: Die Blockzeit liegt bei 2,5 Minuten im Gegensatz zu den zehn Minuten bei Bitcoin. Heißt: Viel öfter wird ein Bündel von Transaktionen zusammengeschnürt und als neuer Block in die Blockchain eingegliedert. Dadurch sollen sich Litecoin-Transfers auf lange Zeit schneller abwickeln lassen – „ohne, dass die Software in der Zukunft angepasst werden muss.“ Oder ums konkret zu sagen: Wo bei Bitcoin nur bis zu sieben Überweisungen pro Sekunde möglich sind, sind es bei Litecoin bis zu 28.

Diese Innovation hat allerdings einen Nachteil. Die Litecoin-Blockchain wächst viermal schneller als jene von Bitcoin. Auf Dauer besteht hier die Gefahr, dass die Blockchain einmal so viele Daten enthalten wird, dass einfache Transaktionen nur noch von kostspieligen Rechnern prozessiert werden können. Hierdurch wird es für immer weniger Menschen sinnvoll, am Mining teilzunehmen – dem Prozess eben, der die Transaktionen bestätigt und mit Coins belohnt wird. Wodurch wiederum das Netzwerk schrumpft und damit der Grad der Dezentralisierung. Das macht das Netzwerk angreifbarer und die Währung weniger zuverlässig.

Auch Bitcoin Cash, das 2017 durch eine Abspaltung von Bitcoin entstand, hat sich eher hoffnungslos darum bemüht, das neue und hippere Bitcoin zu werden. Hier sollte durch eine Vergrößerung der Blocks ein größeres Volumen an Transaktionen erreicht werden. Denn je weiter der Block, desto mehr Buchungen passen hinein. Logisch. Doch dadurch rennt die aus Bitcoin geborene Kryptowährung ins gleiche Problem, das auch Litecoin erleben könnte.

Auch Ether ist nicht Bitcoin

Ebenso als das neue Bitcoin wurde Ether gefeiert; ein Coin, der als Devise für die Plattform Ethereum dient. Diese bietet Gründern ein Fundament zum Bau eigener Kryptowährungen, das sich vor allem durch Smart Contracts auszeichnet. Diese, auf der Blockchain laufenden Programme, emulieren automatisierte Rechts-, Eigentums- und Transferverträge. Der gravierende Nachteil ist hier: Die Komplexität und Vielfalt machen Ether als Währung fragil und Ethereum als Plattform angreifbar.

Erst 2016 wurde das auf Ethereum gebaute Blockchain-Projekt The DAO – kurz für: Dezentrale Autonome Organisation – gehackt; ein als revolutionär gefeiertes Unternehmen, das ohne Mitarbeiter, Vorstand oder Investoren arbeiten sollte. Mehr als drei Millionen Ether im Wert von über 40 Millionen Euro wurden durch Ausnutzung einer Regelschwachstelle ausgeleitet. Nur mit einem Hard Fork, einem tiefen Eingriff in das Protokoll des Systems, konnte das Vermögen gerettet werden. Gestorben ist das Projekt dennoch. Aufgrund seiner Simplizität bietet Bitcoin ein ungleich höheres Maß an Sicherheit. Hier ist bisher noch kein derartiger Angriff gelungen.

Aber Ether ist nur ein prägnantes, wenn auch besonders sichtbares Beispiel, für die zahlreichen Kryptowährung, die damit poltern, die große Innovation gegenüber dem alten Bitcoin zu bieten; dieses und jenes Feature mitzubringen, das mehr möglich mache; das Konzept Kryptowährung endlich zu durchdringen und all die Probleme zu lösen, die angeblich bei Bitcoin bestehen. Auch EOS, Stellar, NEO, Monero, Nxt, NANO und Radix versprechen auf irgendeine Weise, der Heilsbringer zu sein oder das Feature zu bieten, auf das wir alle gewartet haben, um Bitcoin endlich in die Tonne treten zu können.

Die Sphinx

Die Entwickler des originalen Bitcoin-Protokolls und dessen Unterstützer verweigern sich sprunghafter Innovationsfantastereien und Feature-Hypes. Sie wollen den Kern von Bitcoin nicht wahllos Veränderung und Erweiterung preisgeben. Selbst wenn es um schnellere Skalierung der Transaktionen geht, bleiben sie eher stoisch. Sie arbeiten alleinig auf Lösungen hin, die mit einer gleichbleibenden Dezentralität und Sicherheit einhergehen würden.

Die vielversprechendste Entwicklung in dieser Hinsicht ist das Lightning-Network. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk, das auf die Blockchain von Bitcoin aufsetzt. Mit diesem können Parteien einem Zahlungskanal öffnen, der quasi parallel zu Bitcoin über gesonderte Server-Nodes läuft. In den kann ein Bitcoin-Betrag eingezahlt werden. Mit dem lassen sich dann beliebig viele Überweisungen und Geschäfte abwickeln. Statt aller Einzelgeschäfte werden dann nur die Eingangs- und Endbilanz in der Blockchain verzeichnet. Denn nur das das ist für die Integrität der Bitcoin-Blockchain interessant. Das ist ein Konzept, das auf die Struktur und Eigenheiten von Bitcoin eingeht, sie respektiert und kompensiert – und, wenn nötig, durch ein anderes ersetzt werden kann.

Bitcoin genießt die größte Akzeptanz

Die Beliebtheit von Bitcoin ist ein direktes Resultat der technischen Nachhaltigkeit und Simplizität. Eben das Fehlen vieler Features und die Abstinenz jeglicher unnötiger Komplexität macht die Kryptowährung so überlegen. Bitcoin ist einfacher zu warten, zu sichern und auch zu nutzen. Finden sich Möglichkeiten, um die Funktionsbreite auszudehnen, können sie andocken oder aufgelegt werden – wie das Lightning Network. Tiefe Eingriffe braucht das nicht. Muss Bitcoin dafür mehr sein, als es derzeit ist? Nein.

Auch Tech-Größen wie der Apple-Mitgründer Steve Wozniak und Twitter-Chef Jack Dorsey sind vom langfristigen Erfolg, der Nachhaltig und Resilienz des Bitcoin überzeugt. Wozniak stellt in diesem Zusammenhang sogar fest: „Nur Bitcoin ist reines digitales Gold“. Dorsey unterstützt finanziell das Blockchain-Startup Lightning Labs, das an der Weiterentwicklung des Lightning-Networks arbeitetet. Der Twitter-Chef glaubt, Bitcoin könne sogar zur Weltwährung werden.

Mythos und Zukunft

Aber auch abseits der rein technischen Seite besticht Bitcoin – nämlich durch seine vollständig von der Community gelenkten Entwicklung. Der Vater dieser aller ersten Kryptowährung hat bis heute kein Gesicht: Satoshi Nakamoto ist – und bleibt wohl bis auf Weiteres – das unbekannte Genie. Dadurch schwingt im Hintergrund auch stets der Mythos und die Faszination mit. Denn geradezu Prometheus-gleich hat Nakamoto die Kryptowährung geschaffen und dann jenen überlassen, die sie annahmen und verbreiteten.

Dadurch ist Bitcoin frei von einer höheren Instanz. Die Zukunft liegt in denen Händen derer, die Bitcoin als die Zukunft sehen – und das Projekt daher wertschätzen. Das macht Bitcoin auch in einer ideellen Ebene dezentral, frei und zu einer Währung der vielen. Das hat fast schon etwas religiöses. Litecoin, Ethereum, NEO und all die anderen hingegen? Sie haben Gründer, Leitfiguren, Investoren und Firmen, die eine Entscheidungshoheit haben, den Weg vorgeben – und die Projekte in einer Weise beeinflussen und steuern können, die ihnen, im Zweifel, vor allem selbst nützt.

Auch wenn sich noch so viele Entwickler an innovativen, neuen und coolen Kryptowährungen versuchen werden, die am Stuhl von Bitcoin sägen sollen, wird sich die Ur-Kryptowährung langfristig gegen seine Konkurrenten durchsetzen. Denn nur sie bietet wahrhaftige Dezentralität und Sicherheit.

Wir sollten uns nicht von Digitalwährungen mit scheinbaren Innovationen blenden lassen, da sie in vielen Fällen nur dazu dienen deren Entwickler zu bereichern. Verlassen wir uns lieber darauf, dass die Entwickler von Bitcoin ihre Passion beibehalten; weiterhin Nachhaltigkeit über Sprunghaftigkeit setzen und clevere Wege finden, Bitcoin flexibler, schneller und vielfältiger zu machen, ohne dessen Essenz zu vergiften.

GQ Empfiehlt
Wie vererbt man eigentlich Bitcoin?

Wie vererbt man eigentlich Bitcoin?

von WIRED Editorial