Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Der Hyperloop-Pod aus München soll Elon Musk schlagen

von Michael Förtsch
Schlank, schwarz und schnell ist der neue Hyperloop-Pod des Teams der TU München. Ende Juli soll das Geschoss beim Hyperloop-Wettbewerb von SpaceX antreten – und gewinnen. Jedoch haben die Studierenden noch eine weitere Kapsel dabei.

Er erinnert schon irgendwie an das Batmobil. Nicht den kantigen Tumbler-Panzer aus Christopher Nolans The Dark Knight, sondern das geradezu organisch geformte Raketengefährt aus den Tim-Burton-Filmen Batman und Batman Returns. Am Abend des 14. Juni haben die 39 Studierenden des Teams WARR Hyperloop von der TU München ihren neuen Hyperloop-Pod enthüllt. Der soll Ende Juli in Los Angeles bei der dritten Hyperloop Pod Competition von SpaceX gegen zahlreiche andere Kapseln antreten – und erneut den Sieg nach Deutschland holen.

Bereits zwei Mal haben die Münchner überzeugt. Bei jedem der vorherigen Wettbewerbe haben sie den schnellsten Pod in die 1.200 Meter lange Stahlröhre geschickt, die Elon Musk nahe dem SpaceX-Hauptquartier in Los Angeles aufbauen ließ. Mit 94 Kilometern surrte im Januar 2017 die erste und fast 600 Kilogramm schwere WARR-Hyperloop-Kapsel durch die nahezu luftleere Teststrecke. Der zweite Pod aus München wog dann gerade einmal 80 Kilogramm und schoss Ende August schon mit 324 Kilometern pro Stunde dahin: Totale Spitze!

Den Rekord der Münchner hatte nur Elon Musk selbst übertroffen. Den der Pusher, eine von Tesla und SpaceX konstruierte Schubkapsel, brachte es bei einem Test auf 355 Kilometer pro Stunde. Das wollen die Münchner nicht auf sich sitzen lassen. „Es ist nicht so, dass wir uns gedemütigt fühlen“, sagt Gabriele Semino, einer der Projektleiter bei WARR Hyperloop. „Aber es ist klar ein Ansporn. Wir würden gerne zeigen, dass mehr geht.“

Der schwarze, schlanke und elegant geformte Pod schaue nämlich nicht nur schnell aus. Er soll es auch sein. „Wir wollten vieles verbessern, was wir zuvor schon richtig gemacht haben“, sagt Semino. Heißt: Der Pod ist nochmal rund fünf bis zehn – je nachdem, was sich noch wegrationalisieren lässt – Kilogramm leichter und kompakter als der schwarz-weiße Vorgänger. Dafür haben die Studierenden „für alles das leichteste Material genutzt, das wir kriegen konnten.“ Also: Titan, Karbonfaser und Aluminium aus der Raumfahrt und dem Flugzeugbau.

Angetrieben wird das minimalistische Projektil nicht mehr nur von einem zentralen, sondern acht verteilten Elektromotoren, die die Triebräder fest an die Schiene pressen. Ein Tempo von 600 Kilometern pro Stunde peilt das Team an. „Wir glauben, das ist, was wir theoretisch erreichen können“, meint Semino. „Wie es dann wirklich kommt, das können wir nicht sagen.“ Denn testen können sie den Pod vorher nicht. Die Röhre steht eben nun einmal in Los Angeles. Wie sich der Pod beim einem Druck von gerade einmal 0,4 Bar und darunter verhält, lässt sich nicht vollends voraussagen. Immerhin: Wie er sich auf einer echten Schiene macht, können sie noch in Erfahrung bringen.

Auf dem Parkplatz der Fakultät für Maschinenwesen in Garching bei München haben die WARR-Mitglieder im Juni eine 300 Meter lange Aluminiumschiene verlegt. Erst am vergangenen Wochenende wurde sie fertiggestellt. Hier soll der Pod noch einige Testfahrten durchmachen. Sie wollen eruieren, wie stabil er liegt, was sich noch weiter optimieren lässt oder wo noch unnötige Reibungsquellen und bremsende Verwirbelung erzeugt werden. Zwei Wochen haben sie dafür noch. Denn am 29. Juni fliegt der Pod bereits in die USA – und das Team eine Woche darauf.

„Wir sind schon aufgeregt“, sagt Semino. „Es wird extrem spannend.“ Denn für den Wettbewerb reisen Teams kommen aus aller Welt an. Swissloop und EPFLoop aus der Schweiz, DelftHyperloop aus den Niederlanden, Keio Alpha aus Japan und zahlreiche weitere. Sie alle kommen allmählich an die Grenzen – nicht ihre eigenen, sondern die der Röhre. Denn für noch mehr Geschwindigkeit bräuchten die Pods noch mehr Strecke zum Anfahren und Abbremsen. Die 1,2 Kilometer werden zu knapp. „Aber natürlich kann sich auch der Fokus des nächsten Wettbewerbs ändern, das wäre auch interessant“, sagt Semino. Also: Dass nicht mehr Geschwindigkeit, sondern ein anderer Faktor als Ziel gesetzt wird.

Tatsächlich findet schon dieses Jahr bei der Hyperloop Pod Competition 3 ein kleiner Nebenwettbewerb statt. Bei dem geht es um das kontaktlose Schweben. 25 Meter sollen speziell dafür konstruierte Pods auf Luftpostern oder einem Magnetfeld vor und wieder zurück gleiten. Die Münchner haben daher nicht nur einen Pod dabei, sondern auch noch einen zweiten. „Denn Schweben ist eigentlich auch ganz cool“, begründet Semino. Der Magnet-Levitations-Pod kommt ohne schicke Karbonhülle daher. Dafür aber mit rotierenden Platten, die mit starken Permanentmagneten bestückt sind. Drehen die sich schnell genug, hebt das den Schlitten von der Schiene.

Jedoch darf jedes Team eigentlich nur an einer der beiden Disziplinen teilnehmen. Die Münchner setzen daher darauf, dass SpaceX und Elon Musk vielleicht ein Einsehen haben und sie dennoch mit beiden Kapseln antreten dürfen. „Wir nehmen ihn mit und schauen, was passiert“, sagt Semino. „Das Team würde sich auch schon freuen, wenn der Pod einfach einmal auf der echten Strecke schweben kann.“ Den letztlich würden alle an diesem Projekt mitmachen, weil „sie an der Forschung und der Technik interessiert sind.“

Das Gewinnen sei dem von Team von WARR Hyperloop gar nicht einmal so wichtig. Natürlich trete man an, um die Siege aus den vorherigen Wettbewerben zu verteidigen oder „zumindest wieder recht weit vorne zu landen.“ Aber viel mehr gehe es darum, die Technologie voranzubringen und „Dinge zu bauen, die es so noch nicht gibt.“ Ähnlich bescheiden und gleichzeitig ambitioniert gaben sich die Münchner auch schon vor ihrem letzten Triumph.

GQ Empfiehlt