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Der Bike-Sharing-Anbieter oBike ist abgetaucht!

von Michael Förtsch
Der Bike-Sharing-Anbieter oBike hatte deutsche Städte mit Fahrrädern überflutet. Jetzt ist das Start-up pleite und nicht mehr zu erreichen. Ob und wann die Fahrräder verschwinden? Das ist die große Frage.

Eigentlich hätten sie längst verschwunden sein sollen. Rund 3.000 der silber-gelben Leihräder des Singapur-Start-ups oBike stehen derzeit noch in München herum. Nicht wenige davon sind schrottreif. Sie finden sich in Böschungen, hängen in Bäumen oder treiben in der Isar. In Frankfurt oder Hannover sieht es ähnlich aus. In Berlin sollen immerhin rund 700 der Räder auf Gehwegen und größeren Plätzen stehen.

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Nach heftiger Kritik von Bürgern und Medien hatte oBike für mehrere deutsche Städte angekündigt, sich zurückzuziehen. In Schleswig-Holstein lagern daher fast 10.000 weitgehend ungenutzte Räder in einer Halle, die nie ausgebracht wurden.

Bereits im März wollte oBike die bayrische Hauptstadt und im Juni auch Frankfurt verlassen. Dabei sollten die Fahrräder natürlich mitgenommen werden. Aber: Dass die Fahrräder allzu bald aus dem Stadtbild verschwinden, scheint mittlerweile unwahrscheinlich. Denn der Mutterkonzern hatte am 25. Juni in Singapur Insolvenz angemeldet. Zunächst hatte oBike festgestellt, dass das keinen Einfluss auf die Niederlassungen in anderen Ländern habe. Aber das scheint falsch.

Niemand geht ans Telefon

Wie Florian Paul, der Radverkehrsbeauftragter der Münchner Stadtverwaltung, sagt, sei „oBike seit Wochen nicht zu erreichen.“ Laut Tagesschau gälte für Hannover und Berlin genau das gleiche: Auf Emails gäbe es nur sporadisch oder gar keine keine Rückmeldungen. Telefonanrufe würden nicht angenommen. Frankfurt habe vor über einer Woche die Information bekommen, dass oBike eine Firma suche, die sich um die Beseitigung Fahrräder kümmere. Danach: Funkstille. Eine PR-Agentur, die Presseanfragen bearbeitete, sei „für den Kunden oBike nicht mehr zuständig.“

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Aber nicht nicht nur deutsche Städte haben Probleme. In Rotterdam und Wien hätte oBike seine Aktivitäten „reduziert“ oder sogar eingestellt. Aber auch hier finden sich noch zahlreiche – und oft kaputte – Räder. Insgesamt sollen zwischen 30.000 und 32.000 Räder herumstehen, die längst eingesammelt werden sollten.

Die Räder haben wohl einen neuen Besitzer

Ein Problem ist offenbar: Es ist nicht ganz klar, wer in der Verantwortung steht. Zumindest zum Teil sollen die Räder nun dem Schweizer Unternehmen Umzug24 gehören – das nun auch in Kontakt mit deutschen Städten treten will. Das Unternehmen war einst für die Wartung der Räder angeheuert worden – und hat diese nun als Kompensation für unbezahlte Rechnungen überschrieben bekommen. Sie sollen eingetrieben und weiterverkauft werden. Problematisch sei, dass sich die Räder trotz GPS nicht korrekt und punktgenau Orten lassen.

In München wird derzeit geprüft, welche Möglichkeiten die Stadt selbst hat – da die Räder eigentlich nicht herrenlos sind. In Berlin sollen sie, wie die Morgenpost berichtet, wie sonstige Schrotträder vom Ordnungsamt markiert und, wenn sie „nach einem gewissen Zeitraum“ nicht entfernt werden, abgeholt werden.

Für die Konkurrenz wird es schwieriger werden

Wer oBike nutzen wollte, der musste eine Kaution hinterlegen, die zunächst bis zu 30 Euro und für Neukunden zuletzt 79 Euro betrug. Dass diese zurückgezahlt werden wird, das ist sehr unwahrscheinlich. Stattdessen wird das Geld wohl in die Insolvenzmasse einfließen. Auch Klagen dürften nicht sonderlich aussichtsreich sein.

Das Scheitern und die Hinterlassenschaften von oBike werden es anderen Anbietern zukünftig schwerer machen. UBER hatte bereits angekündigt, diesen Sommer mit seiner Bike-Sharing-Tochter JUMP in Deutschland zu starten und dann auch andere EU-Nationen zu übernehmen. Doch zahlreiche Städte wollen nun für Leihrad-Anbieter harte Regularien erlassen – wie es Köln und Frankfurt am Main schon getan haben.

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