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Wie sollten wir mit Daten im Netz umgehen?

von WIRED Staff
Serviceplan-Chef Florian Haller fordert eine philosophische Debatte über den Umgang mit Spuren im Netz.

Dieses Interview erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des WIRED Magazins im November 2017 und ist Teil der Rubrik „Digitale Republik“. Wenn ihr die Ersten sein wollt, die einen WIRED-Artikel lesen, bevor er online geht: Hier könnt ihr das WIRED Magazin testen.

WIRED: Herr Haller, einmal im Jahr veranstalten Sie einen Innovationstag. Diesmal ging es viel um Philosophie. Warum?
Florian Haller: Schon die alten Griechen haben gefragt: Was machen wir eigentlich? Warum sind wir da? Gerade in Zeiten dieser eruptiven und strukturellen Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, sind das sehr gesunde und wichtige Fragen. Dazu kommen die Moral- und Ethikdebatten. Etwa: Wie gehen wir mit Daten um? Da haben philosophische Fragen sehr pragmatische Konsequenzen, wie etwa bei der neuen E-Privacy-Verordnung der EU. Die schießt meiner Meinung nach komplett am Thema vorbei.

WIRED: Inwiefern?
Haller: Sie folgt einem veralteten Verständnis von Datenschutz. Dem Versuch, die Daten beim Individuum zu halten nach dem Motto: „Florian Hallers Daten gehören ihm. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wer darauf Zugriff bekommt.“ Das ist doch der Versuch, die Büchse der Pandora zu schließen! Das wird nicht gelingen. Es konterkariert, was wir dauernd und überall tun: Wir hinterlassen Daten, oft sogar freiwillig.

WIRED: Ärgert Sie die neue Verordnung, weil Werbetreibende mit Inkrafttreten im kommenden Jahr nicht mehr so leicht Kunden mithilfe von Cookies tracken können?
Haller: Die Konsequenz ist, dass wir nur noch Login-Daten nutzen können. Die User nutzen zum Einloggen aber meist ihren Google- oder Facebook-Account, die Logins gehören den US-Konzernen. Die E-Privacy-Verordnung wird darum vor allem die europäische Medien­industrie treffen. Hier ist ein falsch verstandener philosophisch-moralischer Ansatz zu einem Unding mutiert.

WIRED: Sind Sie gegen Datenschutz?
Haller: Natürlich nicht. Es kann nicht sein, dass jemand zum Beispiel keine Versicherung bekommt, weil die Datenhistorie dagegenspricht. Wir brauchen aber statt des alten Wegs, den die E-Privacy-Verordnung geht, Regelungen, wie wir mit Daten umgehen, also eine philosophische Debatte, was erlaubt ist und was nicht.

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