Vor fünf Jahren hatte der Niederländer Boyan Slat das Umwelt-Start-up The Ocean Cleanup gegründet. Er wollte damit eine Möglichkeit finden, den Plastikmüll aus den Ozeanen der Welt zu fischen. Über ein Crowdfunding und Spenden hat er bis heute über 27 Millionen Euro eingesammelt, um Forschung, Entwicklung und Studien anzuschieben. Dazu hat er die Unterstützung von etlichen Wissenschaftlern, Ingenieuren und Umweltaktivisten erhalten. Nun war es soweit: Nach Jahren der Planung und Theorie ist heute die Säuberungsaktion gestartet.
Der 24 Jahre alte Boyan Slat und seine Mitarbeiter haben ein System aus großen Schwimmröhren entwickelt, die Halbmond-förmig über die Wasseroberfläche treiben sollen. Von diesen hängen breite Vorgänge aus Filtern in die Tiefe. Das Wasser kann problemlos hindurchfließen und Fische darunter hinweg tauchen. Plastikteile hingegen verfangen sich darin wie in einem feinen Sieb. Ein System aus Sensoren und Kameras überwacht die Röhren und benachrichtigt das Hauptquartier im niederländischen Delft, wenn die Anlage von einem Schiff gewartet und geleert werden muss.
Müllstrudel, wir kommen
Heute, am 8. August, wurde der System 001 getaufte 600-Meter-Prototyp ins Wasser gelassen, um von einem Schiff aus der Bucht von San Francisco zum pazifischen Müllstrudel, dem Great Pacific Garbage Patch, gezogen zu werden – ein Gebiet fast viermal so groß wie Deutschland. Das ist eine Reise von 1.800 Kilometern, auf der bei einigen Stopps noch weitere Technik- und Schwimmtests durchgeführt werden. Nach Berechnungen von The Ocean Cleanup könnte die Test-Konstruktion binnen eines Monats rund fünf Tonnen an alten Plastiktüten, Shampoo-Flaschen, Dosenhaltern und anderem Plastikmüll ansammeln.
Derzeit treibt das System 001 noch im Hafengelände vor der Montageanlage. Gegen 21 Uhr deutscher Zeit soll die Anlage dann von einem Maersk-Schleppschiff unter der Bay Bridge hindurchgezogen werden. Dieser Teil der Reise kann auf Youtube verfolgt werden.
Geht bei der Generalprobe alles wie geplant, will The Ocean Cleanup weitere Meeresfilter konstruieren, die bis zu zwei Kilometer lang sein sollen. Rund 60 Stück bräuchte es, um bis 2040 rund 90 Prozent des Plastikmülls aus den Meeren zu holen. Jedoch glauben nicht alle an das Projekt des jungen Niederländers. Umweltexperten merken unter anderem an, dass die Filter natürlich nur jenen Unrat einsammeln, der an der Ozeanoberfläche schwimmt. Doch mittlerweile steht fest, dass sich viele Plastikteile am Meeresboden ablagern. Dennoch sei es ein guter Schritt und schaffe Aufmerksamkeit für ein Problem, das weiterhin von vielen Menschen ignoriert wird.