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Social Street: Wie ein Facebook-Experiment eine ganze Nachbarschaft zusammenführte

von Cindy Michel
Ihre ersten Wochen in Bologna waren einsam. Laurell Boyers kannte kaum jemanden, die neuen Nachbarn gaben sich reserviert, fast als mochten sie die Anonymität. So schien es jedenfalls — bis ihr Ehemann Federico Bastiana ein Experiment startete: Er gründete eine Facebook-Gruppe für die Nachbarschaft, die Bewohner der Via Fondazza. Heute zählt das Netzwerk mehr als 1000 Mitglieder — und bringt die Menschen nicht nur online, sondern auch offline zusammen.

„Nach unserem Umzug von Südafrika nach Italien habe ich mich ziemlich allein gefühlt. Viele meiner alten Freunde hatten ebenfalls gerade erst ein Baby bekommen und erzählten mir oft von ihren Treffen und Gesprächen. Sie hatten einander, sie konnten ihre Eltern und Verwandten um Rat fragen. Wir nicht“, erinnert sich Laurell Boyers im Gespräch mit der New York Times an ihre Anfangszeit in Bologna.

Ihr Ehemann, der italienische Journalist Federico Bastiana, wollte ebenfalls neue Bekanntschaften machen, ging aber anstatt in die Kneipe oder den Sportverein auf Facebook. Dort gründete er die geschlossene Gruppe Social Street — Residenti in Via Fondazza Bologna, eine Plattform für die Nachbarschaft und von ihr. Um die Anwohner auf die Gruppe aufmerksam zu machen, hing er Flyer in seiner Straße auf. In nur vier Tagen hatte die Via Fondazza bereits 20 registrierte Facebook-Bewohner. Zwei Jahre später sind es schon 1112 (Stand: 25. August 2015).

Bastianas Experiment veränderte nicht nur das Leben seiner Familie, sondern auch das der kompletten Nachbarschaft. Denn plötzlich kennen sich die Bewohner und tun das, was man eigentlich von Nachbarn erwartet: Sie kommunizieren miteinander. „Wenn ich heute aus dem Haus gehe, muss ich mich mit den Leuten aus meiner Straße unterhalten“, sagt Boyers. Denn man kenne sich jetzt. Nicht nur vom Gesicht her, sondern auch aus Kommentaren, die in der Facebook-Gruppe gepostet wurden.

Die Social Street ist tatsächlich zu einer sozialen Straße geworden, denn die Bewohner helfen einander und unterstützen sich dank der Gruppe gegenseitig. Wer Hilfe braucht, postet sein Gesuch auf der Wall in dem sozialen Netzwerk. Binnen kurzer Zeit würden die Anfragen mit Tipps oder auch tatkräftigen Angeboten aus der Nachbarschaft beantwortet werden. Wer kein Internet oder Facebook nutzt, wird via öffentlichen Aushängen über Feiern oder Veranstaltungen, die aus der Gruppe heraus kommen, informiert.

Mittlerweile haben sich aus dem ursprünglichen Social-Streets-Projekt Social Street — Residenti in Via Fondazza Bologna 392 weitere weltweit entwickelt. Die meisten davon in Europa, aber auch in Brasilien und Neuseeland vernetzen sich die Nachbarschaften online — um sich auch offline besser kennen zu lernen. 

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