Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Wie Darmstadt mit zehn Projekten zur „Digitalen Stadt“ wird

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Darmstadt darf sich „Digitale Stadt“ nennen: Die 155.000-Einwohner-Stadt plant als Wettbewerbsgewinner zehn Mal Veränderungen – unter anderem bei den Themen Umwelt, Bildung, Sicherheit, Verkehr und Gesundheit. Wir haben geschaut, wie das funktionieren soll und was Darmstadt jetzt schon digital macht.

Ende November 2016 startete der IT-Branchenverband Bitkom zusammen mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) den Wettbewerb Digitale Stadt, für den sich mittelgroße Städte mit rund 100.000 bis 150.000 Einwohnern, einer guten Infrastruktur und einer nahegelegenen Hochschule bewerben konnten. 14 Städte aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen an dem Wettbewerb teil, fünf kamen ins Finale und eine ging Anfang Juni 2017 als Sieger hervor: Darmstadt. Die hessische Wissenschaftsstadt darf sich seitdem mit dem Siegel „Digitale Stadt“ schmücken.

.@Stadt_Darmstadt gewinnt @Bitkom-Wettbewerb #DigitaleStadt. @brohleder: "Die Arbeit fängt jetzt erst an." #SmartCity pic.twitter.com/Wqtb7PwzBI

— Digitale Stadt (@DigitaleStadt) June 14, 2017

Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch hat viel vor. Durch die Auszeichnung angetrieben, will er die Digitalisierung der südhessischen Kommune aktiv mitgestalten. „Nun haben wir die Gelegenheit, in Darmstadt Zukunft zu erproben und Digitalisierung zu gestalten, anstatt sie mit uns geschehen zu lassen“, sagt Partsch zu den Herausforderungen, die nun vor ihm und seinen Projektpartnern liegen. Dem Grünen-Politiker ist wichtig, dass dieser Wandel von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung mit getragen wird: „Es gibt sehr viel Unterstützung und Begeisterung, etwa aus der Wirtschaft. Aber wir müssen alle mitnehmen, auch die Älteren, die nicht sofort mit dem Thema klarkommen.“

Die kommenden digitalen Angebote sollen Leben und Alltag der mehr als 150.000 Darmstädter verändern. In zehn Bereichen soll die Digitalisierung der Stadt erfolgen: Verwaltung, IT-Infrastruktur, Handel, Energie und Umwelt, Bildung, Sicherheit, Datenplattform, Verkehr, Gesellschaft und Gesundheit. Am Ende des Prozesses könnte Darmstadt eine beispielhafte Smart City sein.

icon_cookie

Um diese Inhalte zu sehen, akzeptieren Sie bitte unsere Cookies.

Cookies verwalten

Das Projektmanagement-Team nimmt im Juli 2017 seine Arbeit auf, ab 2018 könne man die ersten Ergebnisse beziehungsweise Umsetzungen sehen – so der Plan der Verantwortlichen. Dann gebe es „innovative Online-Anwendungen“ für die öffentliche Verwaltung und die Telekommunikationsnetze werden „ausgebaut und verbessert“.

Zu Letzterem zählt der Ausbau des öffentlichen WLAN-Netzes, dem Darmstadt WiFi, das seit August 2016 an einigen ausgewählten Standorten verfügbar ist. Zudem will Vodafone die Stadt mit einem 500-Mbit-Mobilfunknetz versorgen.

Doch auch ohne das große Maßnahmenpaket gibt es schon heute in und aus Darmstadt verschiedene digitale Produkte. Wie die Darmstadt-App, die Touristen und Besucher die Sehenswürdigkeiten der City multimedial näherbringt. Schlaglöcher und defekte Straßenlaternen können Touristen und Bürger indes mit der Mängelmelder-App festhalten und bei der Verwaltung melden. Der Fachbereich Informatik der Hochschule Darmstadt hat mit der App Wheel Scout eine digitale Navigationshilfe für Menschen im Rollstuhl entwickelt. Und das Thema Smart Parking wird voraussichtlich bis zum Jahr 2019 in Kooperation mit der Deutschen Telekom umgesetzt, damit Autofahrer freie Stellplätze per Smartphone finden können.

Bei der Abfallentsorgung denkt die Stadt ebenfalls digital: Der Darmstädter Müllentsorgungsbetrieb EAD testet aktuell Mülleimer, die mit speziellen Sensoren ausgestattet sind, um den Füllstand zu messen. In Zukunft müssen die Müllautos dann nur noch die Mülleimer anfahren, die wirklich einer Entleerung bedürfen, die Touren könnten von EAD dementsprechend flexibel gestaltet werden.

 „Das Ziel ist, künftig zu 100 Prozent digital zu arbeiten“, sagt auch Gerhart Ertl, IT-Chef des Klinikums Darmstadt. In dem Krankenhaus begann man schon vor ein paar Jahren mit der Digitalisierung, beispielsweise mit dem Einscannen von Patientenakten. Das war aber nur ein Baustein von vielen: Mittlerweile sind unter anderem flächendeckend Visite-Wagen mit Computer und WLAN im Einsatz und Videokonferenzen mit anderen Kliniken gehören für die Ärzte zum Alltag. In Zukunft will das Krankenhaus auch Online-Beratungen in Chatrooms anbieten.

icon_cookie

Um diese Inhalte zu sehen, akzeptieren Sie bitte unsere Cookies.

Cookies verwalten

Ohne die Beteiligung zahlreicher Unternehmen ist die digitale Transformation von Darmstadt nicht möglich. Zu den Kooperationspartnern gehören neben den schon genannten Firmen etwa Hewlett Packard Enterprise, SAP, Roland Berger, Samsung, Intel, die Software AG und die Deutsche Bahn, die sich zusammen in zweistelliger Millionenhöhe mit Produkten und Dienstleistungen an dem Vorhaben beteiligen. Auch das Land Hessen sicherte Darmstadt zehn Millionen Euro zu.

Mit der Wahl von Darmstadt zur „Digitalen Stadt“ sind große Erwartungen verbunden – andere Kommunen sollen von der „digitalen Modellstadt“ wichtige Impulse für ihre Digitalisierung erhalten. Inwieweit das gelingen wird, muss sich in den nächsten Jahren allerdings zeigen. WIRED wird die Entwicklung aufmerksam verfolgen und Darmstadt in einigen Monaten einen Vor-Ort-Besuch abstatten, um den Stand der Dinge zu überprüfen und mit einigen der Verantwortlichen zu reden. 

GQ Empfiehlt
Was heißt schon noch „privat“?

Was heißt schon noch „privat“?

von Max Biederbeck