Ganz 74 Meter beträgt die Spannweite von Odysseus. Das autonome Solar- und Ultraleichtflugzeug soll im kommenden Jahr seinen Jungfernflug absolvieren und dabei in Höhen hinaufsteigen, die es über den normalen Flugverkehr heben. Denn das dreirümpfige Flugzeug ist mit seiner Kohlefaser- und Folienkonstruktion für ausdauernde Flüge in der Stratosphäre gedacht. Dort kann es sich durch Solarzellen, die in die Flügel, die Leitwerke und weitere freie Flächen eingelassen sind, stetig mit neuer Energie aufladen.
Tatsächlich soll Odysseus theoretisch endlos fliegen können. Denn begrenzt würde die Funktions- und Lebensdauer nur durch die verbauten Akkumulatoren, die über den Tag hinweg genug Energie für den Betrieb in der nächtlichen Dunkelheit speichern müssen. Praktisch gesehen könne der Drohnenflieger also mindestens mehrere Monate in der Luft durchhalten. Genutzt werden soll das autonome Flugzeug als sogenannter High Altitude Pseudo Satellite: Also als vergleichsweise günstiger Ersatz für Erdbeobachtungs- und Kommunikationssatelliten.
Fast 30 Jahre in Entwicklung?
Bei einer möglichen Zuladung von 25 Kilogramm an Equipment kann Odysseus unter anderem mit hochauflösenden Kameras, Klima- und Wettersensoren, Radar- und Laserinstallationen aber auch Ausrüstung zur Verbreitung von Funknetzen genutzt werden. Damit wäre die Drohne ideal um Regionen – ähnlich Loon oder dem abgebrochenen Facebook-Projekt Aquila – mit Internet zu versorgen, Katastrophengebiete zu überwachen und zu kartographieren oder auch militärische Aufklärungsarbeit zu leisten.
Das Boeing-Unternehmen Aurora Flight Sciences, das unter anderem auch das ferngesteuerte Perseus-Flugzeug für die NASA gebaut und den derzeit in Entwicklung befindlichen Energiespar-Flieger Aurora D8 erdacht hat, ist aber nicht alleine bei der Arbeit an Solardrohnen für Langzeitflüge. Bereits im August hatte Airbus bewiesen, das seine Ultraleichtdrohne Zephyr S HAPS zumindest einen Monat ohne Probleme fliegen kann. Allerdings sollen die ersten Pläne für Odysseus bei Aurora Flight Sciences über 30 Jahre zurückreichen – nämlich bis zum MIT-Leichtfliegerprojekt Daedalus an dem der Firmengründer John Langford beteiligt war.