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Beliebte Apps spionieren Android-Nutzer aus

von Michael Förtsch
Android-Nutzer werden durch beliebte Apps ausspioniert. In etlichen Programmen verstecken sich Tracker, die das Erstellen von Nutzer- und Bewegungsprofilen ermöglichen. Das ergab eine Untersuchung der Universität Yale und einer französischen Datenschutz-Organisation.

Betroffen sind sowohl scheinbar triviale Anwendungen wie Taschenlampen- oder Wetter-Apps. Ebenso aber auch populäre Dating-Plattformen, Taxi-Dienste oder Bürosoftware. Insgesamt sollen die Softwareanalysten und Datenschutzaktivisten des Privacy Lab der Universität Yale und der französischen Non-Profit-Organisation Exodus Privacy unabhängig voneinander rund 300 Apps für Android entdeckt haben – wobei sich die Befunde auch auf iOS übertragen ließen –, die ihre Nutzer mit Trackern geradewegs observieren. Die in die Apps integrierten Tools sammeln sensible Daten, die für Marktanalysen, personalisierte Werbung oder zur Erstellung von Persönlichkeitsprofilen nutzbar sind. Teils fanden sich in einer App bis zu sieben Tracker auf einmal.

Zu den Applikationen gehören, wie The Intercept berichtet, unter anderem OkCupid, Weather Channel, Superbright LED Flashlight, Skype, Lyft, Accuweather, Microsoft Outlook und auch UBER, Tinder und Spotify. Zusammengenommen wären diese mehrere Milliarden Mal heruntergeladen worden. Insgesamt sollen 70 Prozent aller Apps mit Trackern daherkommen. Die Spionage-Tools verrichten ihren Dienst nahezu ungesehen im Hintergrund. Aber was sie können, ist durchaus erschreckend. Sie versehen einzelne Geräte mit einem eindeutigen Identifikationscode oder Tracking-Cookie. Dieser bleibt bestehen, auch wenn der Nutzer unterschiedliche WLAN- oder Mobilfunknetzte gebraucht.

Das ermöglicht es, Nutzer über verschiedene Geräte und Plattformen hinweg zu identifizieren. Tracker schneiden mit, welche Apps jemand auf seinem Smartphone oder Tablet installiert hat und wie lange das Gerät genutzt wird. Auch Speicher- und Batteriestatus, der Mobilfunkbetreiber und Standortdaten werden erfasst, die es erlauben, im Nachhinein genauste Bewegungsprofile nachzuzeichnen. App-spezifische Tracker registrieren gar, wann ein Einkauf abgebrochen wird oder welche Personen jemand in einem Dating-Portal lange betrachtet. Die Daten lassen auf Geschlecht, Alter, Ethnie oder Einkommen schließen. Auch die Beziehung von einzelnen Personen zueinander oder gar Namen und Wohnort können ermittelt werden, wenn Informationssätze zusammengeführt werden.

Hinter den 44 von Exodus Privacy und 25 vom Privacy Lab entdeckten Tracker-Tools stehen nicht die App-Entwickler selbst, sondern hauptsächlich Marketing- und Werbenetzwerke wie Double Click, AppNEXUS, Tune, Fidzup oder Teemo. Gezielt lassen sich durch sie Anzeigen an äußerst spezifische demographische Gruppen ausspielen. Weiters werden die Datenberge aber auch an Dritte vermarktet. Nicht nur für Werbe-, sondern auch Marktforschungszwecke. „Sie [die Nutzer] werden sich damit abgefunden haben, dass womöglich Google sie trackt, wenn sie Lyft für Android von Google Play laden“, sagt Sean O’Brien vom Yale Privacy Lab. „Aber ich glaube nicht, dass sie daran denken, dass ihre Daten weiterverkauft oder an andere weitergereicht werden.“

Tatsächlich ist die Nutzung von Trackern weder neu noch verwunderlich. Die Masse an Trackern, die einzelne Apps jedoch mitbringen, schockiert durchaus. Insbesondere, da es nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten gibt, der Spionage zu widersprechen oder sie dauerhaft zu deaktivieren. „Wenn du in einer Situation bist, in der du ein Opfer fragst, wie sehr es verfolgt werden will, dann bist du schon zu weit gegangen“, sagt Sean O’Brien. Allerdings könnte es für Tracking-Unternehmen in Zukunft deutlich enger werden. Denn die europäische ePrivacy-Verordnung soll strengere Regeln für Datensammler und insbesondere Tracking-Dienste anlegen.

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