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Ein Berliner Startup entwickelt den perfekten KI-Beifahrer

von Cindy Michel
Nörgelnde Beifahrer sind dank Chris passé. Die KI eines Berliner Startups hat das Zeug zur perfekten Fahrbegleitung: Sie zeigt den Weg, beantwortet SMS und Anrufe, schläft nicht ein und bittet nie um eine Pinkelpause. 

Er ist verboten und vor allem gefährlich, trotzdem tun es immer noch Millionen von Autofahrern: während der Fahrt auf dem Smartphone daddeln. Allein in Deutschland liest jeder Zweite laut einer aktuellen Bitkom-Studie Kurznachrichten am Steuer, jeder Dritte tippt sogar selbst welche. Die schnellen Blicke und kurzen Tipper können zu schweren Unfällen führen. Der ADAC schätzt, dass in Deutschland jeder zehnte Verkehrsunfall mit einer nicht erlaubten Handynutzung des Fahres in Verbindung steht.

Dennoch, wenn's piepst und vibriert im Wagen, richten die meisten Fahrer reflexartig die Aufmerksamkeit aufs Smartphone. „Mit einem Durchschnittsalter von neun Jahren sind die Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen alles andere als ‚connected‘“, sagt Holger Weiss, CEO und Mitgründer von German Autolabs aus Berlin. Die hohe Smartphone-Nutzung am Steuer verwundere deswegen nicht, „digitale Bedürfnisse wollen auch hier befriedigt werden“. 

Mit seinem Technologie-Startup will Weiss eine Lösung gefunden haben. Sie heißt Chris und soll in neun Monaten auf den Markt kommen. „Der Name funktioniert weltweit und ist gerade im anglo-amerikanischen Raum als weiblicher und männlicher Vorname gebräuchlich. Chris wird zuerst mit weiblicher Stimme sprechen, wir planen aber weitere anzubieten“, sagt Weiss.

Natural Language Processing ist ein Kernthema unserer Idee von Künstlicher Intelligenz

Holger Weiss, CEO und Mitgründer von German Autolabs

Aktuell läuft eine Kickstarter-Kampagne für das Gadget mit Künstlicher Intelligenz (KI), das Verkehrsteilnehmern das Leben leichter und vor allem sicherer machen soll. Das Gerät ist ein Assistent, der über eine intelligente Spracherkennung und Gestensteuerung den Zugriff aufs Smartphone auch während der Fahrt ermöglicht. Chris informiert den Fahrer etwa über neu eingegangene Nachrichten, E-Mails oder veränderte Verkehrssituationen. 

Die KI, die das Startup speziell für den Gebrauch im Auto entwickelt hat, soll sich wie ein echter menschlicher Beifahrer anhören. Denn Chris soll eine Persönlichkeit bekommen und die Interaktion Spaß machen: „Natural Language Processing ist ein Kernthema unserer Idee von Künstlicher Intelligenz. Text technisch verstehen und als Sprache wieder ausgeben, das ist schon lange gelöst“, sagt Weiss. Die Magie aber geschehe dazwischen. „Versteht die Maschine, was ich da gesagt habe, hört sie die Nuancen und gibt sie eine sinnvolle, gute und sprachlich anspruchsvolle Antwort? Wenn das gelingt, kommt auch auf langen Fahrten keine Langeweile auf.“

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Ein Blick aufs Display der KI soll jederzeit schnelle Orientierung bieten. „Hände am Lenkrad, Augen auf der Straße – das geht nicht mit Touchscreens, egal wie groß sie sind. Auch Sprachdialoge decken nicht alle Situationen perfekt ab“, erklärt Patrick Weissert, CPO und ebenfalls Mitgründer von German Autolabs. „Deswegen haben wir Sprache, Gesten und einfache, sofort erkennbare Grafiken zu einer intuitiven und nicht ablenkenden Benutzeroberfläche kombiniert.“

Den Fahrer warnen, wenn er zu schnell fährt, das könne Chris noch nicht, doch der gesamte Bereich der Fahrassistenzsysteme (ADAS) stehe perspektivisch auf der Roadmap. „Aktuell haben wir uns aber auf den in unseren Augen dringlichsten Anwendungsfall konzentriert: Apps und Services vom Smartphone während der Fahrt nutzbar zu machen“, erklärt Holger Weiss. 

Die Installation von Chris sei simpel und in jedem Fahrzeug möglich, unabhängig von Baujahr und Modell. Das Smartphone wird einmalig per Bluetooth gekoppelt, die Verbindung zum Audiosystem im Auto ist über Bluetooth oder UKW möglich. Nach der Ersteinrichtung steht Chris bei jeder Fahrt sofort zur Verfügung und bietet folgende Funktionen: Messaging (WhatsApp, Facebook Messenger, E-Mail, SMS), Telefonie (Anrufe tätigen und annehmen, Zugriff auf Adressbuch sowie letzte Anrufe über Sprache steuerbar), Musik (Spotify, Apple Music, Google Music und lokal gespeicherte Musikdateien sowie FM-Radio) und Navigation (Turn-by-Turn-Navigation, Verkehrs-Updates sowie Orte von Interesse in Echtzeit).

Der Mensch soll am Steuer sitzen und fahren. Chris verbindet ihn mit seinem digitalen Leben und unterhält ihn

Holger Weiss, CEO und Mitgründer von German Autolabs

Anders als viele fest verbaute Infotainment-Systemen soll Chris automatisch, regelmäßig und kostenfrei mit den neuesten Software-Updates versorgt werden. Die Integration weiterer Apps etwa für Messaging oder Musikdienste sei ebenfalls geplant, heißt es auf der Homepage des Unternehmens. Chris spricht und versteht zur Markteinführung Deutsch und Englisch, das Startup arbeitet an weiteren Sprachversionen und will diese kontinuierlich verbessern. 

Bei so viel künstlicher Menschlichkeit stellt sich die Frage, ob Chris nicht irgendwann einmal auch das Steuer übernehmen soll. Weiss winkt ab: „Chris ist kein System, das den Fahrer ersetzen soll und das wird es auch nie werden. Der Mensch soll am Steuer sitzen und fahren. Chris verbindet ihn mit seinem digitalen Leben und unterhält ihn. Wie ein menschlicher Beifahrer. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“

Die Kickstarter-Kampagne für Chris läuft noch bis Ende April, hat aber schon jetzt mehr als das Dreifache des gesteckten Finanzierungsziel von 50.000 Euro erzielt. Am Freitagmittag lag das Projekt bereits über 165.000 Euro.

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