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Couchsurfing auf Kuba: Was Touristen wissen müssen

von Sonja Peteranderl
Die Reise-Community Couchsurfing funktioniert auf Kuba anders als im Rest der Welt. Fünf Dinge, die Insel-Reisende wissen sollten.

Dieser Artikel erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des WIRED Magazins im Dezember 2015. Wenn ihr die ersten sein wollt, die einen WIRED-Artikel lesen, bevor er online geht: Hier könnt ihr das WIRED Magazin testen.

#1 Couchsurfing ist auf Kuba eigentlich illegal
Selbst die eigene Couch ist auf Kuba Politikum. Die Grundidee der Reise-Community Couchsurfing — kostenlos Fremde bei sich übernachten zu lassen — ist auf Kuba verboten. Gastfreundschaft ohne Gegenleistung wird kriminalisiert, Kubaner müssen erst eine teure Genehmigung beantragen, um Touristen bei sich aufzunehmen zu dürfen. Kontakte zwischen Einheimischen und ausländischen Touristen hat Kubas Regierung in den vergangenen Jahren grundsätzlich streng reglementiert. Kubaner, die etwa auf der Straße mit Ausländern ins Gespräch kamen, mussten etwa fürchten, verhaftet zu werden, Bußgelder zahlen zu müssen, wegen Verdacht auf Prostitution.

#2 Die Reise-Community ist auf Kuba das inoffizielle AirbnB
Kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten für die Insel lassen sich auf Couchsurfing kaum finden. Wenn Kubaner ihre Couch anbieten, muss man in der Regel davon ausgehen, dass eine finanzielle Gegenleistung erwartet wird — um Enttäuschungen vorzubeugen, sollte man das Thema vor der Reise nach Kuba ansprechen. In den letzten Jahren hat sich die Plattform zu einer Art inoffiziellem AirBnB entwickelt: Für einige kubanische Couchsurfing-Mitglieder ist die Community vor allem eine Möglichkeit, ihr Business zu vermarkten.

Es lohnt sich, die Bewertungen zu den Profilen zu lesen. Ein Australier wurde etwa spontan weitervermittelt: „Wir haben M. getroffen, aber haben dann bei Freunden von ihr übernachtet, weil ihre beziehungsweise die Wohnung ihrer Mutter voll war”, beschreibt er seine Erfahrung. „Wir kamen in Kuba mit wenig Spanischkenntnissen an und blieben dann vier Nächte bei ihren Freunden, ohne eine Ahnung zu haben, was eigentlich los ist.” Manchmal finden sich auch sogenannte „Jineteros” oder „Jineteras” unter den Couchsurfing-Mitgliedern, die gezielt Flirts oder Beziehungen zu Ausländern anbahnen wollen — und auf Geschenke, Geld oder sogar Hochzeit und ein Ticket von der Insel hoffen.

Auf Couchsurfing findet sich vielleicht nicht die erhoffte Couch, aber die Gelegenheit, sich mit Inselbewohnern zum Sprachaustausch zu treffen, einen Kaffee zu trinken oder durch Havanna zu spazieren

#3 Couchsurfing ist für junge Kubaner ein Fenster zur Welt
Immer mehr junge Kubaner nutzen Couchsurfing aber auch, um einfach mit Fremden zu chatten, Ausländer kennenzulernen, die Welt zu entdecken oder Touristen ihre Insel zu zeigen — als Ersatz für echte Reisen, die sich nur wenige leisten können. So findet sich auf Couchsurfing vielleicht nicht die erhoffte Couch, aber vielleicht die Gelegenheit, sich mit Inselbewohnern zum Sprachaustausch zu treffen, einen Kaffee zu trinken oder durch Havanna zu spazieren. Knapp 20.000 Mitglieder zeigt Couchsurfing für Kuba an, ein Großteil von ihnen sind aber Touristen, die die Insel nur als aktuellen Aufenthaltsort eingetragen haben. Die Nutzung der Plattform ist auf Kuba noch ein Nischenphänomen, selbst für die Hauptstadt Havanna sind nur ein paar Hundert kubanische „Hosts” gelistet.

#4 Wer mit Kubanern ins Gespräch kommen möchte, braucht Geduld
Wer versuchen möchte, mit kubanischen Couchsurfing-Mitgliedern ins Gespräch zu kommen, muss einkalkulieren, dass eine Antwort bei vielen länger dauern kann. Internet ist auf Kuba immer noch Luxus, viele haben nicht die Gelegenheit, ihre Nachrichten täglich abzurufen. Und die Mitglieder, die regelmäßig aktiv sind, werden vermutlich mit Nachrichten geflutet.

#5 Touristen können mit Couchsurfing ihren Aufenthalt planen
Für Reisende ist die Reiseplattform trotzdem ein praktisches Tool, um sich spannende Orte oder Aktivitäten auf der Insel zu erschließen. In Abwesenheit echter Kubaner tauschen Ausländer sich in den Couchsurfing-Gruppen oft einfach untereinander aus, suchen Reisepartner, organisieren online Treffen oder fragen in Gruppen wie „I want to go to Cuba before Castro dies” nach Tipps.

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