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Netzberühmtheit Felicia Day veröffentlicht ihre Memoiren

von Chris Köver
Das Dilemma von Felicia Day beschreibt sie selbst gleich auf Seite 7 ihrer kürzlich erschienenen Memoiren: Wer sie und ihre Webserie „The Guild“ kennt, für den ist die 36-jährige Schauspielerin ein Superstar, so etwas wie das Nerd-Äquivalent zu Kate Winslet. Wer sie hingegen nicht kennt, dem ist sie völlig schnuppe. „Situationally recognizable“ nennt sie das, was ein wenig besser klingt als „internet famous“.

Doch tatsächlich ist sie genau das: netzberühmt. Im Laufe ihrer Karriere hat Day zwar auch einige klassische TV-Nebenrollen gespielt — in Serien wie „Buffy The Vampire Slayer“ oder „Supernatural“. Zur Königin der Nerds mit 2,5 Millionen Twit­ter-Followern wurde sie aber erst mit „The Guild“, einer von ihr geschriebenen und produzierten Low-Budget-Webserie über eine Bande von „World Of Warcraft“-Gamern. Day spielt darin Codex, eine neurotische junge Frau mit einer ausgeprägten Online-Spiele-Abhängigkeit — und wer jetzt meint, hierbei könnte es sich um ihr Alter Ego handeln, liegt nicht falsch.

Das zeigt ein Blick in die Autobiografie, in der Days Jugendjahre eine entscheidende Rolle spielen: Während die Familie dem Army-Vater hinterherzog, wurden sie und ihr Bruder von der Mutter zu Hause unterrichtet. So bemerkt Day (zum Glück) erst spät, dass ihre Begeisterung für Computerspiele, Onlineforen und theoretische Mathematik nicht eben normal ist.

Als sie mit 16 Jahren ihr Studium beginnt (Geige und Mathematik), ist es schon zu spät. Day ist längst besessene Gamerin und von jeder Art sozialer Interaktion außerhalb eines Chat-Forums total überfordert. Wachsen, reifen, sich an der Welt reiben, verwandte Seelen finden — all das fand bei Day im Internet statt. Hier verbringt sie ihren Alltag und findet am Ende auch Klarheit über sich selbst und ihren Platz in der Welt: „The world opened up to me once I embraced who I was.“ Und so wurde sie schließlich zur Produzentin einer der ersten erfolgreichen Youtube-Serien überhaupt. Sechs Staffeln von „The Guild“ hat sie gedreht, anfangs finanziert von Fans, später von Youtube und Xbox.

Ein Nerd-Märchen, das aber auch düstere Seiten hat. Je weiter das Buch voranschreitet, umso dunkler und schonungsloser wird Days Lebenserzählung: ihre Spielesucht und klinische Depression, die regelmäßigen Panik­attacken und krankhafter Perfektionismus, der sie bis in den Zusammenbruch führte. Diese Frau hat laut eigener Aussage mal eine Tastatur mit ihren Tränen zerstört — das glaubt man sofort. Wäre dieses Leben ein Adventure Game, die Heldin wäre unzerstörbar — vielleicht durch das jahrelange Training in Massively Multiplayer Online Games.

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