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Ruf! Mich! Ab! Wo ist in einer Welt des ständigen Teilens noch Platz für das Private?

von Ralf Heimann
Wir verlangen umfassenden Datenschutz – und wollen doch immerzu auf Facebook, Twitter, Instagram alles unseren Freunden (und vielen Fremden) zeigen. Ein Widerspruch, ganz klar. Kann der Privat-Spagat irgendwie gelingen?

Erst mal klingt es wie ein ekliger Fall von Online-Stalking, aber keine Angst: Es ist bloß ein Experiment, streng wissenschaftlich. Kurz vor Weihnachten 2011 jedenfalls eröffnet Thomas Hoeren, Jura-Professor an der Universität Münster, ein Facebook-Konto. Profilname: Sybille Epping, kyrillisch geschrieben. Wohnort: Naumburg an der Saale. Auf dem Foto: eine hübsche junge Frau mit Sonnenbrille, solariumsbraun, dunkle Haare.

Nach zwei Wochen hat die falsche Sybille schon 300 Freunde, vor allem Teenager aus Dimitrowgrad, einer kleinen Industriestadt im Süden Bulgariens, die der Testleiter sich gezielt für den Beutezug ausgesucht hat; dazu noch andere Interessierte, Mädchen, Jungs. Dann beginnt Hoeren damit, Fotos aus den Profilen der Befreundeten zu kopieren. Schnappschüsse von Geburtstagspartys und Einschulungsfeiern, Sauf- und Urlaubsbilder. Anschließend stellt er sie in Sybilles öffentliche Alben. Tut so, als wären es ihre. Sammelt Likes, Kommentare, noch mehr Freunde. 

Das Private wird  nicht mehr als privat wahrgenommen, sondern als öffentliches Gut.

Thomas Hoeren

Manche der Beklauten erkennen ihre Fotos, markieren sich selbst darin. Finden es anscheinend prima, dass eine Unbekannte ihre Bilder benutzt und unbeschränkt öffentlich macht. Die mysteriöse Sybille, die tief in den Sachen fremder Leute wühlt und jedes gefundene Höschen gleich herzeigt. Keiner beschwert sich, kein Einziger. Viele schreiben Sybille liebe Nachrichten. Auch jetzt noch, im Herbst 2015. 

„Das Private wird in Zeiten von Google+ nicht mehr als privat wahrgenommen, sondern als öffentliches Gut, als jederzeit transferierbarer Datensatz“, schlussfolgert Jurist Hoeren in einem Artikel über das Experiment, den er im Februar 2012 für den Deutschlandfunk schrieb. Aber die kulturpessimistische Rechnung hat er wohl ohne seine jungen bulgarischen Freunde gemacht. Die ihre Facebook-Aktivitäten sicher nicht mehr als authentischen Ausdruck von irgendwas sehen. Eher als Identitäten-Cha-Cha-Cha, als Spiel. Und die womöglich vom Start weg wussten, dass diese Sybille eine digitale Flunder war. Und trotzdem mitmachten. Eine doppelt und dreifach inszenierte Meta-Intimsphäre. 

Also: Natürlich kann heute auch das Öffentliche – in einer Gegenwart der unendlichen Vernetzung, des mobil-digitalen Daseins, des Taggens und Getrackt-Werdens – auf komische Art privat sein. Und umgekehrt. „Es existiert sowieso keine Privatsphäre mehr, deal with it!“, sagte Scott McNealy, der legendäre Ex-Chef von Sun Microsystems, bei einer Pressekonferenz zum Thema Datenschutz. Das war im Januar 1999. Die defätistische Gegenposition zum fluiden Cyber-Metamodell gab es also schon, als die Erdenbewohner mit Handys noch telefonierten. Was auch wieder einiges relativiert. 

Wir teilen unsere Geheimnisse, hinterlassen überall Big-Data-Spuren, wissentlich – aber blöd sind wir auch nicht.

Wie auch immer, im Jahr 2015 haben wir ein großes, sonderbares Privatheitsdilemma. Wir teilen unsere Geheimnisse, hinterlassen überall Big-Data-Spuren, wissentlich. Laden Apps herunter, winken AGBs durch, die privaten Firmen unglaublichen, unkontrollierbaren Zugriff auf unsere Konten erlauben. Hinterlegen vielleicht bei Concierge-Startups die Adressen unserer Liebsten, damit für die Lieferung der Geburtstagsblumen ein SMS-Zuruf reicht. Aber blöd sind wir auch nicht. In der NSA-Debatte stehen wir auf der richtigen Seite, nutzen VPN-Dienste, folgen den Debatten. Verschlüsseln ab und zu unsere Mails, verwenden Dostojewski-Sätze als Passwörter. Und obwohl klar ist, dass man heute nicht mehr so einfach „wir“ sagen kann: Dass hier etwas nicht zusammenpasst, müsste jeder spüren. 

Vielleicht ist der Kern dieses Konflikts gar nicht bloß die Überwachung, über die wir seit Edward Snowdens Weckruf diskutieren. Vielleicht geht es noch um eine ganz andere Frage. Darum, was wir meinen, wenn wir Privatsphäre einklagen. Was der Begriff im Licht der Gegenwart überhaupt bedeutet. Und wenn der Feierabendsoziologe erst daran denkt, wie sturmbrausend sich die technologische Öffentlichkeit in den vergangenen zehn Jahren gewandelt hat, wird auch er sagen: Es kann kaum sein, dass wir immer noch dasselbe meinen wie früher, wenn wir vom privaten Menschen sprechen.

Im alten Rom galt: Das Private ist ein Raub am Allgemeinwesen.

Aber um herauszufinden, wie sich hier eventuell die Grenzen verschoben haben, muss man erst mal wissen, wo sie ursprünglich verliefen. Nur: So genau ist auch das nicht zu sagen. Wenn man sich die Privatsphäre genauer ansieht, stellt man fest, dass sie nicht nur ein Gebiet, ein Raum ist. Sondern eine schwer zu fassende Idee aus Verhaltensweisen und Erwartungen, die sich in einer Dimension kaum beschreiben lässt. In seinem bekannten Buch Post-Privacy: Prima leben ohne Privatsphäre hat der Autor Christian Heller nachgezeichnet, wie dieses Konstrukt sich geformt und später immer wieder verformt hat. Das Private sei „ein Begriff wechselnder Bedeutung und Anziehungskraft, je nach Epoche und Umfeld“, schreibt er. Im alten Rom zum Beispiel verstand man darunter gar nichts Gutes, sondern den misslichen Zustand, nicht viel zur öffentlichen Sache beitragen zu können. Wer sich mit Geld oder Talent in den Dienst des Gemeinwesens stellte, wurde mit Ehre belohnt. Wer das nicht konnte, war dieser Ehre „beraubt“. Daraus erklärt sich das Wort „privat“ (von privare; lateinisch: berauben). Die öffentliche Sphäre blieb das Privileg der Elite.

Ein eigener Wert wurde die Privatheit erst später, mit der bürgerlichen Gesellschaft, dem Leben in der Stadt, einer größer werdenden Öffentlichkeit und einem komplexeren Leben, in dem die private Sphäre und die der Arbeit sich immer weiter voneinander entfernten. Die Juristen Samuel Warren und Louis Brandeis formulierten den Anspruch 1890 in ihrem Aufsatz The Right To Privacy als „das Recht, alleine gelassen zu werden“. Der Text war eine Reaktion auf die aufkommende Fotografie, die den neu gewonnenen Rückzugsort bedrohte. Fotos transportierten das Private an die Öffentlichkeit, und da gehörte es nach bürgerlicher Auffassung nicht hin.

Vorhänge genügten nicht mehr, um Blicke von außen abzuwehren. So gewann eine andere Dimension des Privaten an Bedeutung – der Philosoph James H. Moor nennt sie die „informelle Privatsphäre“, also „das Recht, den Zugang zu seinen persönlichen Informationen zu kontrollieren“. Die Forderung steht im Gegensatz zum Anspruch des Staates, auf gewisse private Informationen zuzugreifen. In diesem Spannungsfeld entspringt die Diskussion um den Datenschutz.

Wenn sich alle freiwillig kontrollieren lassen, macht der Verweigerer sich verdächtig.

Dabei handelt der Diskurs um Sensoren, Datenflüsse und das Internet der Dinge ja vordergründig vom besseren Leben. Von Synergien, Vorteilen. Zum Beispiel: Nach dem Kfz-Versicherungsmarktführer HUK-Coburg haben nun auch weitere Wettbewerber angekündigt, in Deutschland Telematik-Tarife einzuführen – Fahrer, die ihr Brems- und Beschleunigungsverhalten via Blackbox mitprotokollieren lassen, könnten für die Versicherung weniger bezahlen. Wer sich ein Stick-Modul der Firma Launch Europe ins Auto pflanzt, erlaubt der Werkstatt in Zukunft die Ferndiagnose von Schäden. Und dass die AOK Nordost als erste Krankenkasse Geld zum Kauf der Apple Watch zuschießt, erregte wohlwollendes Aufsehen. Natürlich versichern alle Beteiligten glaubhaft, die Daten wasserdicht zu verwahren, dennoch zeigt sich hier ein Paradigmenwechsel. Denn wenn sich erst alle freiwillig kontrollieren lassen, macht der Verweigerer sich verdächtig.

Der Softwarehersteller Symantec hat schon im Herbst 2014 in einem Test untersucht, wohin Fitnesstracker eigentlich ihre Daten schicken. Eine App belieferte beispielsweise 14 verschiedene Empfänger. Die genauen Adressaten waren nicht herauszubekommen, aber natürlich ist jeder Sendeweg ein potenzielles Anzapfrisiko.

Der konkrete Nutzen heute ist uns tendenziell wichtiger als die abstrakte Gefahr.

Privacy-Paradox heißt das Phänomen: Trotz all dieses Wissens ändert sich unser Verhalten nicht schlagartig, halten wir die Privatsphäre im Lippenbekenntnis hoch, aber handeln nicht entsprechend. Eine Erklärung dafür ist die kognitive Verzerrung, die Gegenwartspräferenz genannt wird. Das bedeutet: Der konkrete Nutzen heute ist uns tendenziell wichtiger als die abstrakte Gefahr, deren Folgen wir erst irgendwann später spüren werden. Wenn wir Glück haben, vielleicht nie. 

Der Soziologe und Ökonom Jeremy Rifkin hat eine These entwickelt, die erklärt, warum die Social-Media-Generation das öffentliche Teilen über das Primat des zugezogenen Bürgertum-Vorhangs stellt: den langsamen historischen Schwenk vom Ideal der Eigentumsrechte (property rights) zu dem der Nutzungsrechte (access rights). Auch das lässt die Grenzen zur Privatsphäre weiter verschwimmen. Wir empfinden es nicht als Einschränkung, eher als Zugewinn an Freiheit und Flexibilität – was wiederum der angesagte Philosoph und Kulturwissenschaftler Byung-Chul Han für eine Illusion hält, die im Kapitalismus angelegt ist. Im Interview mit der Zeit sagte er: „Die Krise der Freiheit besteht darin, dass wir den Zwang als Freiheit wahrnehmen.“

Dank Big-Data-Technologie kann man sich viele der privaten Daten, die ein Mensch gar nicht selbst ins System speist, auch einfach errechnen. Der Schweizer Filmregisseur David Bernet sieht vor allem darin die Gefahr. „Es geht nicht um die einfachen, kleinen Geheimnisse, sondern darum, dass wir als Gesellschaft manipulierbar werden“, sagt er. Für seine Dokumentation Democracy – Im Rausch der Daten, die ab November in den Kinos läuft, hat Bernet zwei Jahre lang die Protagonisten in den Verhandlungen um das neue EU-Datenschutzabkommen begleitet. Aus dieser Perspektive ist klar zu sehen, dass Argumente und Konventionen in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich schattiert sind – was schon mit der Frage beginnt, welche Daten überhaupt als schützenswert gelten. In Schweden gibt die Steuerbehörde Auskunft, wie viel Steuern der Nachbar zahlt. Bei uns wissen so was oft nicht mal nahe Verwandte. 

Soziale Regeln sind nicht statisch: Die Privatsphäre wird ständig neu austariert.

Aber diese sozialen Regeln sind nicht statisch. Sie verändern sich mit dem Aufkommen neuer Technologien, Moden und Gewohnheiten. Die Privatsphäre wird ständig neu austariert. Die New Yorker Professorin für Medienwissenschaften Helen Nissenbaum hat einen Ansatz entwickelt, der einen besonders genauen Blick auf diese Probleme ermöglicht. Kontextuelle Integrität nennt sie ihr Prinzip: Sie klassifiziert damit nicht die Informationen selbst als privat oder öffentlich, sie schaut auf die Verbindungen und die Umstände des Informationsflusses. So erscheint es zum Beispiel unangemessen, wenn ein Arzt einem Freund Details aus der Krankenakte eines Patienten erzählt – ist der Freund auch Arzt und womöglich Spezialist für die Krankheit des Patienten, kann die Weitergabe der Informationen dagegen sinnvoll sein. 

Im Internet sind diese Umstände selten so eindeutig. Weil hier oft nicht mal klar ist, wer eigentlich mit wem spricht. Wer noch alles mitliest. Und wer dem, der mitliest, über die Schulter guckt. Fixer Kontext? Wirkt hier wie ein leicht staubiges Konzept aus der Unibibliothek.

Wir machen uns auffindbar – aber nicht nackt.

Wie auch immer: Ein neues Zeitalter der Privatheit ist angebrochen. Der Internetpionier, Medienunternehmer und Publizist Christoph Kappes sieht die Kennzeichen dieser Epoche vor allem darin, dass Menschen nun lernen, unter den veränderten Interaktionsbedingungen Vertrauen auszubalancieren – etwa durch Bekanntschaften zweiten oder dritten Grades. Menschen gewöhnen sich an die Begegnung mit Fremden und entwickeln kreative Techniken, um die metaphorischen Vorhänge dann auch wieder zuzuziehen. „Wie Gras, das Beton durchbricht, fangen die Leute an, sich jenseits der Klarnamenpflicht Namen zu suchen, die eine maschinelle Zusammenführung behindern, es aber trotzdem ermöglichen, Identität wiederherzustellen“, sagt Kappes. Soll heißen: Die digitale Sphäre hat eine neue Art von Kommunikation hervorgebracht, die irgendwo zwischen Anonymität und Komplett-Identifikation verläuft. Ein dritter Weg, auf dem die Pseudonyme auch etwas Privates kriegen. Wir machen uns auffindbar. Aber nicht nackt.

Über allem steht das große Fragezeichen: Lohnt sich der Aufwand überhaupt? Einig sind sich die Pessimisten und Optimisten ja nur darin, dass sich Daten nicht wieder einfangen lassen. Auch Löschen bringt nichts. Googles „Recht auf Vergessen-Werden“: Vergesst es!

Die Lösung ist wohl weniger in der Sicherheitstechnik zu finden, eher in einem neuen Verständnis von Privatheit, einem anderen Umgang mit den diffundierenden Daten. Das wäre der Gedanke der Post-Privacy-Sympathisanten: Sie sehen den besten Schutz darin, einfach alle Hüllen fallen zu lassen. Wo eh alles durchsichtig ist, muss sich niemand mehr fürchten, entblößt zu werden. Man darf sie nicht missverstehen: Radikale Transparenz als Mittel gegen asymmetrische Verteilung von Informationen (und somit Macht) sehen seriöse Post-Privacy-Verfechter wie Christian Heller eher als utopisches Ideal.
Wobei umfassende Transparenz nur funktioniert, wenn alle Gesellschaftsmitglieder ungefähr auf demselben Stand sind. Doch Information verteilt sich nicht wie Flüssigkeit in kommunizierenden Röhren. Sich Wissen anzueignen bedeutet Aufwand. Und der Mensch ist bequem und desinteressiert.

Die Datenschutzverfechter – das wäre die Gruppe am anderen Ende des Spektrums – haben das wiederum mit einkalkuliert. Sie verstehen die Privatsphäre als unverzichtbaren Schutz- und Entfaltungsraum des Einzelnen. Und sind überzeugt davon, dass sich dieser auch weiterhin abschirmen lässt. Etwa dadurch, dass Daten erst gar nicht erhoben oder in Umlauf gebracht werden. Vereinen lassen sich die zwei Ansätze kaum, aber beide Denkmodell-Extreme werden das neue Zeitalter beeinflussen. Vielleicht kommen wir ja bei einigen bislang geschützten Daten zu dem Schluss, dass sie besser frei fließen sollten und wir den Missbrauch auf andere Weise regeln müssen als durch Technik. Während wir genau dies in anderen Fällen weiter versuchen werden. Nur weil wir wissen, dass ein besonders talentierter Einbrecher problemlos in die Wohnung kommt, verzichten wir ja auch nicht gleich auf das Schloss in der Haustür.

Wir werden uns wundern, wie wir jemals auf die doofe Idee kommen konnten, unverschlüsselte Texte online zu versenden.

Gerhard Eschelbeck

Noch müssen wir davon ausgehen, dass dieses Schloss in der Werkseinstellung offen ist. Aber das wird nicht so bleiben. „In fünf Jahren werden wir vermutlich ratlos zurückblicken und uns wundern, wie wir jemals auf die doofe Idee kommen konnten, unverschlüsselte Texte online zu versenden“, hat Googles IT-Sicherheitschef Gerhard Eschelbeck im August in einem Spiegel-Interview gesagt. Derzeit testet Google eine End-to-End-Codierung für Mails, in wenigen Jahren soll die Verschlüsselung auf allen Ebenen Standard sein. Nutzer werden erwarten, dass Datensicherheit nicht mehr nachinstalliert werden muss. Einige Firmen stellen sich darauf schon ein: Das Schweizer Unternehmen SGP Technologies hat mit dem Blackphone ein Telefon auf den Markt gebracht, das ohne Google-Apps auskommt, eine angeblich sichere Messenger-App vorinstalliert hat und Telefonate verschlüsselt. Und am University College London wird an einem Browser gearbeitet, der sich Hornet nennt und schneller als Tor-Verbindungen sein soll.

In die Nische für sichere Websuche hat Gabriel Weinberg sich mit seinem Startup DuckDuckGo gesetzt – aber ein erster, unmittelbarer Schritt wäre es doch, wenn die Datenschutzerklärungen von Apps und Plattformen nicht mehr ganz so kryptisch klängen. Wenn klar aus ihnen hervorginge, welche Privacy-Zugeständnisse sie uns abverlangen. Ein Fundament für diese Forderung könnte das User Data Manifesto 2.0 sein. Die von den Open-Source-Aktivisten Frank Karlitschek, Hugo Roy und Jan-Christoph Borchardt verfasste, Ende August in Berlin vorgestellte Erklärung formuliert drei ultimative Grundrechte: Jeder soll kontrollieren können, wer auf seine Daten zugreift. Jeder soll wissen können, wo sie gespeichert werden, welche Gesetze dort gelten. Und jeder Nutzer sollte die Freiheit haben, Plattformen unabhängig vom Anbieter zu wählen.

So könnte jeder selbst entscheiden, wie viel Privatsphäre er sich einrichten will. Räume von ganz unterschiedlicher Größe könnten entstehen, und auch in dieser Zerfaserung liegt ein Charakteristikum des neuen Zeitalters. Der ewige Wunsch, dass alles zu einem neuen großen Ganzen zusammenfließen könnte, wird also wieder mal nicht in Erfüllung gehen. Das Credo des neuen Zeitalters wäre dann nach Mark Zuckerberg: „Privacy is dead.“ Mit der kleinen Ergänzung: Long live privacy!

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