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Es macht dich irre, wenn jemand seine Handytöne nicht abschaltet? MS. Know-it-all weiß Rat!

von Anja Rützel
Wie stellt man Leute mit Pieps-Handy leise? Und was passiert, wenn man sich bei Facebook abmeldet und nirgendwo mehr eingeladen wird? Drängende Fragen zur Zeit. Und unsere Ms. Know-it-all weiß Rat.

Es macht mich irre, wenn jemand seine Handytastentöne nicht abschaltet. Was tun?
Eingeschaltete Handytastentöne sind ein unbewusstes SOS-Morsesignal: Hilfe, ich komme mit simpelsten Funktionen meiner technischen Geräte nicht klar! Wer wären wir Alltagssamariter, wenn wir bei diesem leider ja nicht stummen Schrei nach Rettung weghören würden? Meine Erfahrungen zeigen, dass gutes Zureden oft nichts nutzt – die Scham angesichts des unzureichenden technischen Verständnisses schlägt bei den meisten Handykeyboardern in Halsstarrigkeit um. Ich rate zu subtilen nonverbalen Hinweisen. Ist der Tastenpieper Ihr Bürozimmergenosse, schlagen Sie zwei blecherne Topfdeckel zum Finale einer besonders energetisch eingetippten Piepsnachricht kräftig zu einem Tusch zusammen. Nach nur wenigen Anwendungen wird die Botschaft ankommen. In öffentlichen Verkehrsmitteln haben sich leises Summen einer zu den Tönen improvisierten Melodie oder rhythmisches Auf-den-Fuß-Steigen bewährt.


Ich habe mich bei Facebook abgemeldet, nun verpasse ich Einladungen meiner Freunde. Muss ich akzeptieren, dass sie mich nicht anders informieren?
Ich fürchte: ja. Auch wenn sich die allermeisten Freundes- und Bekanntenkreise sicher nicht in einer formellen Abstimmung oder einem Eselssprung in der Stammkneipe darauf verständigt haben, welches soziale Netzwerk denn nun in Zukunft als primärer Kommunikationskanal für brisante Brunchnews genutzt werden soll: Wenn sich Facebook in dieser Position einmal festgewanzt hat, dürfte es so ermüdend sein, die ganze Bagage anderswohin umzuorganiseren, als wäre man ein dreibeiniger Hinkehund, der 500 Schafe im Schneegestöber durch eine Dornenhecke treiben soll. Wer sich also freiwillig vom gewohnten Weidegrund entfernt, bekommt eben das Geblöke der anderen nicht mehr mit. Am Ende ist es ja schließlich auch so: Wer freiwillig in ein selbst gegrabenes, entlegenes Erdloch zieht, darf sich nicht wundern, wenn der Postbote nicht hundertprozentig regelmäßig vorbeischaut. Die eigentliche Frage ist ohnehin eine andere: Vermisst man tatsächlich etwas, wenn man sich selbst die Facebook-Nachrichten-Nabelschnur kappt? Immerhin gibt es inzwischen schon ein hübsches Akronym für das herrlich erleichternde Gefühl, den ganzen unnötigen Scheininformationscrap endlich abgeschüttelt zu haben: JOMO, kurz für: Joy of missing out. Viel spricht dafür, dass JOMO das YOLO der Mitt- oder Enddreißigjährigen werden könnte: Endlich Ruhe vor all den Schwätzern! Gebettet in den weichen, selbst gesponnenen Kokon der Ereignislosigkeit, lebt es sich gar nicht so übel. Und Brunch, ernsthaft, kann doch in Wahrheit eh niemand leiden.

Ich habe einen recht häufigen Namen und bin versehentlich auf dem Klassentreffen-Mailverteiler fremder Menschen gelandet. Darf ich mitlesen?
Warum nicht? Solange Sie nicht aktiv für Verwirrung und Verwüstung sorgen, indem Sie zusagen, zum nächsten Jahrgangstreffen einen Zentnerbottich Schichtsalat mitzubringen, dessen Abwesenheit dann das ganze Buffet wie ein Kartenhaus aus Knäcke zusammenfallen lässt, gilt doch auch hier der liebste Grundsatz gutmütiger Hob­bygauner: Wo kein Kläger, da kein Richter. Im Gegenteil kann Ihre unbefangene Anwesenheit in diesem virtuellen Gemeinschaftsraum sogar von Nutzen sein, sollte es einmal zu Zerwürfnissen der rechtmäßigen Gruppenmitglieder kommen. Und es kommt IMMER zu Zerwürfnissen bei solchen vom Leben nicht vorgesehenen Zusammenrottungen von Menschen, die nur gemeinsam haben, dass sie als Kinder mal den denselben Mathelehrer blöd fanden. Sie können mit einer unbe­fangenen Stellungnahme im al­lerbesten Fall sogar zur Lösung jahrelang verkrusteter Skiurlaubabrechnungsfehden beitragen.

(Wäre es nicht übrigens eine super Idee für eine Komödie, wenn sich über einen solchen Klassentreffen-Mailverteiler über Jahre lauter fremde Menschen schreiben, die nur über Namensverwechslungen auf die Liste geraten sind? Mit gro­ßem Showdown beim 20-jährigen Klassentreffen und Sky du Mont als schusseligem Rektor a. D.? Also, ich würde mir das ansehen.) 

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