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Von Stark Trek inspiriert: Carsten Mahrenholz entwickelt ein Plasma-Pflaster

von Carsten Mahrenholz
Im Raumschiff Enterprise gibt es unsere Idee schon lange: Trotz vieler Kämpfe hat die Crew keine Narben. Schließlich haben sie den Dermal Regenerator, ein Gerät, das über Wunden gehalten wird und sie im Nu schließt. Ganz so schnell wird unser Plasma-Pflaster nicht wirken. Wir werden mehrere Behandlungen brauchen. Und vor allem: kaltes Plasma.

Das ist Gas, dem sehr viel Energie zugeführt wurde. Dabei lösen sich die Elektronen vom Atomkern ab und stehen als Energie zur Verfügung. In der Natur kommt Plasma in Gewitterblitzen oder Polarlichtern vor, auch das Sonneninnere besteht daraus. Und Plasma kann eben auch die körpereigenen Reparaturkräfte des Menschen aktivieren.

Die Energie von Plasma steckt auch in Blitzen, nun soll sie blitzartig Patienten helfen.

Wir – meine Kollegen Stephan Krafczyk, Tobias Güra und René Bussiahn und ich vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung (INP) und Technologie in Greifswald – wollen mit Plasma vor allem schmerzhafte chronische Wunden dauerhaft heilen helfen. Vier Millionen Deutsche leiden an solchen, ob bettlägerige Kranke oder Rollstuhlfahrer, die sich wund gesessen haben. So eine offene Wunde gehört zu den unangenehmsten Leiden.

Mit einer Wundauflage kaltes Plasma im großflächigen Wundbereich zu erzeugen, daran wird am INP bereits seit Jahren intensiv geforscht. Die Idee zu unserem Plasma-Pflaster-Design kam uns tatsächlich, als wir bei der Behandlung von Patienten mit offenen Wunden zuschauten. Deren Verbände müssen regelmäßig gewechselt werden, und während die Schwester die frischen vorbereitet, gibt es einige Minuten Luft. In dieser Zeit könnte unser Pflaster auf die Wunden aufgelegt werden, in denen die Selbstheilung der Zellen eingeschlafen ist. Da setzen wir an.

Für ihren Dermal Regenerator haben die Requisiteure von Star Trek einst eine elektrische Bürste umgebaut.

Wir haben eine Apparatur konstruiert, die einerseits aus einem „Plasma Cube“ besteht. Hier wird aus der Steckdose Energie durch einen Schlauch zur Wundauflage geleitet, die zehn mal zehn Zentimeter groß ist und aus Silikon besteht. Sie ist das eigentliche Pflaster, an dem Plasma erzeugt wird. Der Plasma-Cocktail verteilt sich unter der Auflage und setzt nun die Hautzellen unter Wachstumsstress. Sie werden regelrecht wach gerüttelt, die Wunde zu schließen. Gleichzeitig vernichtet das Plasma Bakterien, Pilze und sogar multiresistente Keime.

Dabei gelangt kein Wirkstoff in die Wunde, sondern nur Energie. Und der Patient wird höchstens ein leichtes Kribbeln spüren. Für ihren Dermal Regenerator haben die Requisiteure von Star Trek einst eine elektrische Bürste umgebaut. Ich wusste, dass die Konstruktion unseres Plasma-Pflasters etwas schwieriger sein würde. Und doch sollte das Gerät ähnlich leicht zu bedienen sein. Zwei Jahre lang haben wir das Plasma-Pflaster entwickelt, unterstützt vom Forschungstransfer-Programm EXIST, nun soll es Ende des Jahres in die Zulassung gehen. Dafür gründen wir unser eigenes Unternehmen, Coldplasmatech. Klar, unser Hightech-Pflaster wird nicht ganz billig. Aber wenn es chronische Wunden schließt, spart es enorm Behandlungskosten und lindert Schmerzen.

Carsten Mahrenholz, 35, hat Biologie, Chemie und Wirtschaftswissenschaften studiert. 

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