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Das passiert, wenn die Sonne eines Tages einfach erlischt

von Colin Stuart
Würde die Sonne aufhören, Energie zu produzieren, so würden wir die nächsten Jahrtausende nichts davon mitbekommen. Oder? Dieser Frage sind wir mal nachgegangen.

Dieser Artikel erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des WIRED Magazins im März 2015. Wenn ihr die Ersten sein wollt, die einen WIRED-Artikel lesen, bevor er online geht: Hier könnt ihr das WIRED Magazin testen.

Hollywood hat das große Finale schon kommen sehen. Im Science-Fiction-Thriller Sunshine von Danny Boyle konnten wir eine Gruppe furchtloser Wissenschaftler dabei beobachten, wie sie ins All aufbrechen, um der sterbenden Sonne einen wieder­be­lebenden Kick zu geben.

Hilfsmittel zur Reanima­tion: eine Atombombe mit der Masse Manhattans. Blendende Idee. Doch mal angenommen, unser Heimatstern wäre tatsächlich drauf und dran, sein Leben auszuhauchen — müssten wir dann wirklich eine Rettungsmission organisieren, um zu verhindern, dass da oben dauerhaft das Licht ausgeht?

Es heißt oft, dass wir die ersten acht Minuten einer finalen Sonnenfinsternis gar nicht bemerken würden, weil das Licht so lange braucht, um die Erde zu erreichen. Stimmt, diesen Effekt gibt es und doch würde es viel länger dauern, bis uns aufginge, dass etwas nicht stimmt. Tief im Innern der Sonne sind die Temperaturen und der Druck so hoch, dass permanent eine Kernschmelze stattfindet. Die Fusion verschmilzt Wasserstoff zu Helium, und eines der Nebenprodukte ist Licht. Aber die freigesetzte Energie muss erst mal die Oberfläche der Sonne erreichen.


Ein durchschnittliches Photon kommt kaum weiter als einen Zentimeter, ehe es mit einem von Billiarden anderen Lichtpartikeln kollidiert. Wie Spielbälle in einem gigantischen Flipperautomaten werden die Photonen unzählige Male hin und her geworfen, bis sie schließlich an die Oberfläche gelangen. Wie lange die Reise dauert, hängt von der Energie des Lichts ab. Röntgenstrahlung oder auch ultraviolettes Licht entkommt am schnellsten. Aber selbst das dauert im Mittel 10 000 Jahre. Sichtbares Licht braucht 100 000 bis 150 000 Jahre, um sich vom Tumult im Kern an die Oberfläche zu arbeiten.

Würde die Sonne tatsächlich aufhören, Energie zu produzieren, so hätten wir die nächsten zehn Jahrtausende keinen blassen Schimmer davon.


Was bedeutet das für uns? Nun ja, würde die Sonne tatsächlich aufhören, Energie zu produzieren, so hätten wir die nächsten zehn Jahrtausende keinen blassen Schimmer davon. Die ersten Hinweise auf das Ende kämen vermutlich von Teleskopen, die plötzlich feststellen, dass die Intensität der solaren Röntgenstrahlung nachlässt. Glücklicherweise besteht Sonnenenergie zum Großteil aus sichtbarem Licht; selbst an diesem Punkt hätten wir also noch eine Schonfrist von mindestens 90 000 Jahren. Wir könnten dabei zuschauen, wie die Sonne allmählich ihre Farbe wechselt — von gelb zu orange und schließlich zu rot, weil rotes Licht am wenigsten Energie hat.

Wer ums Verrecken überleben will, mag an diesem Punkt sein Heil in den Tiefen des Ozeans suchen

Anschließend fiele die globale Durchschnittstemperatur in kürzester Zeit auf unter 15 Grad Celsius. In nicht mal einem Jahr gliche der ganze Planet der Antarktis. Ohne Sonnenlicht fehlt Pflanzen die Grundlage zur Fotosynthese, und ganze Nahrungsketten brechen in sich zusammen. Wer ums Verrecken überleben will, mag an diesem Punkt sein Heil in den Tiefen des Ozeans suchen: Dort bliebe das Wasser flüssig, aufgewärmt durch die Energie aus dem Erdinneren. Der Homo Sapiens könnte am Ende also gezwungen sein, sich zum Homo Submarinus zu wandeln. Aber zumindest hätten wir reichlich Zeit zum Tauchenlernen.

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