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Drei Ansichten zum Thema Wearables

von Anja Rützel
Unsere Redakteure Anja Rützel, Joachim Hentschel und Sonja Peteranderl werfen ihren ganz persönlichen Blick auf das Thema Wearables. Drei Kurzessays.

Thema Vernetzung — Analyse Am laufenden Band

Ein Mensch ist kein Oktopus, das ist gottlob nur selten ein Problem. Ein paar Zusatzarme wären allerdings recht hilfreich, wollte man alle Bänder, Clips und Schnallen gleichzeitig tragen, die der Wearable-Tech-Markt hergibt. Doch so viele Gadgets es in dieser Sparte derzeit gibt, so unterentwickelt ist ihre Vernetzung miteinander: Autistisch messen die Bänder einsam vor sich hin, ohne sich mit ihren Wearables-Kollegen auszutauschen und Rückschlüsse über mögliche Zusammenhänge zu ziehen: Muss ihr Träger bei seiner großen Joggingrunde immer dann schwer schnaufen, wenn er zuvor ein großes Stück Kardinalschnitte verzehrt hatte — oder melden die smarten Schuheinlagen, dass er nach einer gewissen Laufstrecke einfach nur falsch auftritt und dann Konditionsprobleme bekommt? Das nächste große Ding im Wearable-Tech-Sektor wird darum derjenige landen, der die erhobenen Daten der einzelnen Geräte mit cleverer Software zusammenführen und analysieren kann, glaubt Thomas Andrae vom Technologiekonzern 3M. An einem verbindenden und verbindlichen Betriebssystem für Wearables kniffelt auch Nikolaj Hviid, Erfinder des In-Ear-Kopfhörer-Minicomputers The Dash. Damit könnten — so seine Vision — alle Körperdatenmessgeräte ohne visuelles Interface in einer Sprache miteinander kommunizieren   —Anja Rützel

Thema Rohstoffe — Deine Öko-Footprints zählt kein Bändchen

Das kann man sich beim Müllrunterbringen im Kopf ausrechnen: Sollten 2018 die prognostizierten 171 Millionen Wearables weltweit verkauft werden — was passiert dann mit den, sagen wir mal, 130 Millionen Schrott-Gadgets vom Vorjahr? Eine leichte Sensibilität fürs Ökothema hat sich in der Bändchenszene ja schon entwickelt: Enviro-Tracker wie TZOA oder Air-Casting messen beim Spaziergang UV-Strahlung und Luftverschmutzung, organisieren die Daten in Echtzeit in Karten, die für alle Nutzer zugänglich sind und Warnungen verschicken können: Besser rechts abbiegen, links Asthmarisiko! Der holländische BB.Suit soll mithilfe der kalten Plasmatechnologie sogar die Luft aktiv von Partikeln reinigen — aber, und das ist symptomatisch für die derzeitige Haltung zum Problemkomplex: nur rundherum um den Träger. Umweltverschmutzung wird im Wearables-Universum vor allem als persönliche Wellness-Beeinträchtigung gesehen, der man aus dem Weg gehen muss, um sich die Werte nicht zu versauen. Eine Attitüde, die heute aber auch (noch) für den Rest der Gadget-Branche gilt: Dabei könnten Wearables die Ersten sein, die Akkus sparen, Strom direkt aus Körperwärme gewinnen. Für kleinere Sensoren könnten solche Mikrospannungen reichen. Für Uhren und Armbänder eher nicht   —Joachim Hentschel

Thema Sicherheit — Können Wearables gehackt werden?

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Hacker die Schwachstellen neuer Gadgets entdecken. Simone Margaritelli hat im Januar das Nike+ Fuelband gehackt: Aktivitätsprotokolle des Fitness-Trackers können ausgelesen, Daten hochgeladen werden. „Das Authentifizierungssystem ist verletzlich, jeder könnte sich mit dem Gerät verbinden“, schreibt der italienische Sicherheitsforscher auf seinem Blog evilsocket.net. Der 2013 verstorbene Top-Hacker Barnaby Jack verschaffte sich Zugriff auf Insulinpumpen, die Diabetiker mobil mit Insulin versorgen. Ihm zufolge könnten Hacks sogar Herzschrittmacher in tödliche Tools verwandeln. Wearables seien attraktive Ziele für Cyberkriminelle, warnt auch Sicherheitsforscher Candid Wüest von Symantec. Denn die Daten, die die Geräte erheben, sind vielfältig verwertbar. Sie können für Spam- und Phishing-Angriffe missbraucht werden, GPS-Daten ermöglichen das Tracking von Personen. Blutdruck- oder Insulinwerte verraten Krankheiten, je nach Gerät könne das Wearable auch als Malware-Schleuder missbraucht werden, meint der Experte – und beim Synchronisieren den Computer infizieren. „Das Thema Sicherheit ist beim großen Teil der Wearables-Hersteller noch nicht angekommen“, so Wüest. Bei der Entwicklung neuer Produkte stünde die Funktionalität im Vordergrund – und Schutz vor Cyberattacken koste Zeit und Geld    —Sonja Peteranderl

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