Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Models unter Strom / Deichkind zeigen die Mode von Übermorgen

von Joachim Hentschel
Früher provozierte Deichkind noch mit Müllsack-Mode, heute designen die Musiker Haute Couture, die das Individuum mit dem Konstrukt Deichkind vereinen soll. Wir haben gefragt, woher dieser Wandel stammt.

WIRED: Früher habt ihr auf der Bühne Müllsäcke getragen, heute tragt ihr selbst gebaute Tech-Kostüme. Wie kam der Wandel?
Kryptic Joe: Nach Jahren, in denen wir viel improvisiert haben, brauchten wir ein Moment der Selbstmotivation, einen echten inhaltlichen Fortschritt. Zum Glück haben wir in der Band die nötigen Kompetenzen, um LED-Helme und Handysmokings zu bauen. Ideen gibt es viele, manche scheitern, aber nur die wenigsten.

WIRED: Die Kostüme sind bei euch viel mehr als Zweckbekleidung oder Mode. Was bedeuten sie?
Porky: Bei den Kostümen geht es darum, unsere Individuen mit dem ganzen Konstrukt Deichkind verschmelzen zu lassen. Deichkind ist ja kein Popstar, eher eine Inszenierung à la Andrew Lloyd Webber. Und ein riesiger Spielplatz, um mit Geld und Material um sich zu werfen. Der technologische Aspekt ist oft eher Zufall.

WIRED: Inszenierung und Technikspiele gab es in der Pophistorie schon früher. Steht ihr in einer Tradition?
Ferris: Bei uns entsteht alles aus dem gruppeninternen Prozess heraus. Hätte ja niemand gedacht, dass wir irgendwann so viel High Tech zu unserem ganzen Müll dazubauen würden. Eine LED-Wand hat heute jeder zweite Rocker, aber von dem, was wir machen, hat David Bowie im heftigsten LSD-Rausch nicht geträumt.

WIRED: Eure größte Erfindung ist der Handysmoking, den man auf dem Cover der aktuellen WIRED-Ausgabe sieht. Wie kamt ihr darauf?
Porky: Eine Stammtischidee aus dem Tourbus. Ursprünglich sollte es eine Tablet-Jacke sein, das mussten wir dann modifizieren. Mittlerweile haben wir ja als Band eine ausreichend große Lobby, um bei Firmen anzufragen, ob sie uns 200 Handys zur Verfügung stellen, damit wir so was wie die Smoking-Idee realisieren können. Wie damals bei unserer Massenbierdusche: Größenwahn wird durchgezogen.

WIRED: Im April startet die „Niveau Weshalb Warum“-Tour. Habt ihr unterwegs traumatische Technik-Erlebnisse?
Ferris: Bei einem Konzert vor rund 4000 Leuten hat mal einer unserer Musikcomputer plötzlich gesponnen, wurde schneller und langsamer. Wir haben uns einfach freestylemäßig drauf eingelassen, abwechselnd in Zeitlupe und Zeitraffer performt. Und uns gefragt: Wie weit wird er es ausreizen? Bis der Rechner Gnade hatte.

 

GQ Empfiehlt