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Gründerin Carolin Silbernagl kämpft mit der Domain .hiv gegen Aids

von Timo Brücken
Die Gründerin kämpft gegen Aids — indem ihr Unternehmen die Domain-Endung .hiv verkauft.

Als Carolin Silbernagl im Jahr 2013 zur ICANN-Konferenz nach Durban fliegt, ist sie im siebten Monat schwanger. „Ich hatte Sorge, ob die Fluglinie mich überhaupt noch mitnimmt“, sagt die 33-Jährige heute. Doch sie wollte unbedingt zu dem Treffen der Organisation reisen, die so etwas wie die Regierung des Internets ist: Die Internet Corporation for As­signed Names and Numbers (ICANN) vergibt die Domain­namen für Websites, die Zeichenfolgen hinter dem Punkt am Ende der Adresse. Silbernagl hatte es auf .hiv abgesehen, die Ab­kür­zung für den fürchterlichen Krank­heits­erreger, den Silbernagl mit ihrem Startup dotHIV bekämpfen will.



Die Endung .hiv ist quasi die rote Schleife des Internets. Unternehmen und Institutionen können sie für 160 Euro pro Jahr für ihre Websites kaufen, 30 Prozent davon braucht die Initiative für den eigenen Betrieb, 70 Prozent fließen in einen Spendentopf. Aus diesem geht immer dann ein Mikrobetrag an ein Aids-Hilfs­projekt, wenn ein User eine der registrierten .hiv-Homepages ansurft.

WIRED.HIV — Wir machen mit: Öffnet man die Website von WIRED Germany mit der Endung .hiv anstatt mit .de, wird mit jedem Klick mikrogespendet.


Etwas Gutes tun, es nach außen zeigen und sich so ein bisschen besser fühlen: .hiv soll genauso funktionieren wie die echte rote Schleife, die Menschen jedes Jahr zum Welt-Aids-Tag tragen.

„Wir erhoffen uns aber eigentlich, dass die Unternehmen das Prinzip ‚zweite Eingangstür‘ anwenden und die Domain dauerhaft schalten“, sagt Silbernagl. Der Autovermieter Sixt und die Supermarktkette Plus tun das zum Beispiel schon, wer ihre Seiten über .hiv ansteuert, sieht kurz die Nachricht „Vielen Dank für deinen Klick“ – sowie den aktuellen Spendenstand. Es wird immer nur ein Projekt gleichzeitig gefördert. Zum Beispiel die Ini­tiative We-Actx for Hope, die
in Ruanda Frauen und Kinder unterstützt, die mit HIV leben.

Die Idee zu dotHIV hatte ursprünglich Philipp Kafkoulas, heute Crea­tive Director bei der Agentur SinnerSchrader. Im Dezember 2010 erzählte er Carolin Silbernagl davon. Doch es sollte noch fast vier Jahre dauern, bis die ersten Sites unter der neuen Domain online gehen konnten. Das größte Problem: Die Regierungsvertreter bei ICANN hatten Sorge, eine Endung mit so viel gesellschaftlicher Relevanz wie .hiv in nichtstaatliche Hände zu geben, zumal an eine kleine unbe­kannte Initiative aus Berlin. Für die hat Silbernagl ihren alten Job und ihre Promotion aufgegeben. Im März 2014 wurde der Vertrag für die Domain unterschrieben.

„Zuerst waren wir ein Antrag­steller mit einer verrückten Idee, jetzt sind wir ein Startup“, sagt Silbernagl. Sie und ihr zwölfköpfiges Team konnten bereits ein paar große Unternehmen für sich gewinnen. Pharma-Firmen wie Merck oder Gilead haben schon Domains vormerken lassen, auch Amazon und Insta­gram, so Silbernagl. Sie weiß aber auch: „Wahrscheinlich dauert es noch mal vier Jahre, bis wir wirklich etabliert sind.“ Ihr großer Traum: die Google-Suche über google.hiv erreichbar machen. Doch auch da gebe es schon Verhandlungen.

Eine Übersicht aller Innovatoren der Februar-Ausgabe von WIRED gibt es hier

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