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Mariana Avezum: Da kann auch Elon Musk nur in die Röhre gucken

von WIRED Editorial
Studenten der TU München haben eine Testkapsel für den Hyperloop entwickelt – und waren die schnellsten.

Elon Musk? Total egal. Der Tech-Unternehmer steht zwar neben Mariana Avezum, aber weder sie noch ihre Teamkollegen bemerken ihn. Dabei sind sie seinetwegen zur Hyperloop-Teststrecke nahe Los Angeles gereist. Doch als sie tatsächlich dort stehen, sind so konzentriert, dass sie alles ausblenden, Musk inklusive. Und so starrt Avezum – genau wie Musk – auf einen LED-Bildschirm. Dort wird gleich die Fahrt des Modells eines Hyperloop-Triebwagens gezeigt, Pod genannt. Die 27-jährige Studentin hat ihn mit ihrem Team entwickelt. An der Technischen Universität München. 

Der Hyperloop ist eine Vakuumröhre, durch die künftig Züge mit Schall- oder gar Überschallgeschwindkeit rauschen sollen. Eine dieser verrückt klingenden Musk-Ideen, die Realität werden könnten, weil weltweit Wissenschaftler und Startups daran arbeiten. Zum Beispiel, wenn Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX die Hyperloop Pod Competition ausruft. 

Zum Finale im Januar sind 27 Teams aus der ganzen Welt geladen, nur drei erfüllen alle Sicherheitschecks und dürfen mit ihrem Pod für einen Vacuum Run auf die Strecke, darunter das Team von Avezum. Im Sommer 2015 hatte die Brasilianerin die Teilnahme an dem Wettbewerb initiiert; bei der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt (WARR) fand die Informatikerin Mitstreiter.

Das erste Design entstand in einem Monat: Schweben sollte der vier Meter lange Triebwagen auf rotierenden Magneten, ein Kompressor sollte die Restluft in der Röhre von der Front zum Heck saugen. Ein Jahr lang schraubten die 37 Studenten im Münchner MakerSpace der Gründerinitiative UnternehmerTUM. „Viele Ideen mussten wir verwerfen“, sagt Avezum. Zu teuer, zu unpraktikabel. An die Stelle von Rotationsmagneten etwa kommen Räder und Permanentmagneten. Am Ende besteht die Kapsel aus 19 000 Einzelteilen und wiegt 600 Kilogramm. 

Dann der Wettbewerb. Der elektromechanische Push, mit dem die Triebwagen in die Röhre geschubst werden, ist aus Sicherheitsgründen nicht so kräftig wie erwartet. Statt einer Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h seien nur 80 möglich, heißt es. Für Avezum und ihre Kollegen bedeutet das: Statt auf Magneten schwebend muss der WARR-Pod auf Rädern in den Tunnel. Doch dann ist er nicht nur der einzige, der die volle Strecke von 1,2 Kilometern schafft. Er beschleunigt auch auf 94 km/h. Die Kapsel ist die schnellste

Nun soll ein neu zusammengesetztes Team den Erfolg fortsetzen. Im Sommer folgt die nächste Wettbewerbsrunde, in der Parade-Disziplin der WARR-Hyperloop-Gruppe: Geschwindigkeit. Vielleicht sind die Studenten dann auch fix genug, Musk zu entdecken. Diesmal haben sie erst auf Youtube gesehen, dass er direkt neben ihnen stand. 

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