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Audi und Mercedes: Können sie Tesla schlagen?

von Don Dahlmann
Die Deutschen haben sich lange Zeit gelassen, um ihre E-Autos vorzustellen. Nun folgen die ersten Modelle. Können e-tron und EQC mit dem US-Vorreiter mithalten?

Die Antwort der deutschen Autoindustrie auf den Erfolg von Tesla hat lange auf sich warten lassen. Doch jetzt sollen der Audi e-tron und der Mercedes EQC eine neue Ära für beide Hersteller einleiten. Und vor allem soll der prestigeträchtige Markt der Luxus E-Autos, der bisher fest in der Hand von Tesla ist, erobert werden. Aber reicht das Angebot der beiden Hersteller, um Tesla vom Thron zu stoßen?

Technisch muss sich vor allem der Audi nicht hinter Tesla verstecken. Die 95 kWh große Batterie soll dem SUV deutlich mehr als 400 Kilometer Reichweite bringen. Gemessen nach dem neuen realitätsnahen Verbrauchszyklus WLPT. Diese Messung haben weder Daimler noch Tesla bisher vorgelegt. Dazu kommt ein ausgeklügeltes Energierückgewinnungssystem, das dem e-tron noch mehr Reichweite bringen soll. Dagegen steht der Tesla X. Mit einem 100 kWh Akku dürfte dessen Reichweite etwas größer sein. Dafür wiegt das Fahrzeug allerdings auch mehr. Der EQC kommt mit seiner 80 kWh großen Batterie nicht ganz an die Reichweite der Konkurrenz ran.

Ein Vorteil von Tesla ist, dass der E-Autohersteller den Akku komplett selbst fertigt. Die deutschen Konkurrenten Audi und Daimler bauen den Akku zwar selber zusammen, die wichtigen Batteriezellen kommen aber von verschiedenen Herstellern.

Tesla hat ein eigenes Netz an Ladestationen

Wie Tesla hat sich Audi auch viel Gedanken über die Ladestrategie gemacht. Tesla bietet für seine Kunden das eigene Supercharger Netz an, an dem man seinen Akku mit bis zu 125 kW schnell wieder aufladen kann. Der e-tron verträgt sogar 150 kW. Dank einer Absprache von Audi mit etlichen Betreibern kann er an 72.000 Ladestationen in der EU wieder geladen werden. Und das mit nur einer Karte. Ab 2019 bietet Audi ein kartenloses System an, bei dem sich Ladestation und Auto gegenseitig verifizieren. Bei Daimler sieht das etwas anders aus: Hier gibt es zwar den Zugang zu den Schnellladern von Ionity (Joint Venture verschiedener Hersteller), aber die Anzahl an Ladestationen, die Audi anbietet, erreichen weder Daimler noch Tesla.

Tesla kann Software

Bei der Innenausstattung und beim Entertainmentsystem spielen die deutschen Hersteller ihre Vorteile aus. So gut das System von Tesla mit dem großen Bildschirm ist, Audi und Mercedes bieten mindestens Gleichwertiges. Bei Daimler ist im Grundpreis das revolutionäre MBUX-System inklusive, dessen Spracherkennung von allen Seiten gelobt wird und mit Sprachassistenten von Amazon und Google vergleichbar ist. Audi bietet ebenfalls eine Spracherkennung und eine Anbindung an Alexa, die allerdings nicht ganz auf dem Niveau von Daimler ist. Hier muss Tesla den deutschen Herstellern den Vortritt lassen.

Alle drei Autos bieten „Function-On-Demand-Systeme“ an. Das bedeutet, dass sich bestimmte Funktionen eines Fahrzeugs nachträglich gegen Aufpreis noch freischalten lassen. Allerdings hat Tesla hier mehr Erfahrung mit sogenannten Over-The-Air-Updates, also der drahtlose Aktualisierung des Betriebssystems über ein Netzwerk.

In puncto Sicherheit und autonomes Fahren bieten alle drei Hersteller viel an. Der nicht ganz unumstrittene „Autopilot“ von Tesla ist schon lange erprobt, setzt aber auf vergleichsweise wenig Sensoren. Tesla glaubt, dass die Software für das autonome Fahren wichtiger ist, als eine riesige Phalanx redundanter Sensoren. Ganz anders sieht das die Konkurrenz, die ihre Systeme mit vielen Sensoren ausstattet. Allerdings auch teilweise deswegen, weil sie als deutsche Hersteller vom Gesetzgeber zu einer anderen Herangehensweise gezwungen werden.

Für Tesla wird es enger

Preislich gibt es große Unterschiede. Den Tesla X mit dem 100 kWh Akku gibt es ab 90.000 Euro. Der Audi e-tron wird ab 79.000 Euro zu haben sein. Für den EQC gibt es noch keinen offiziellen Preis, allerdings hörte man auf der Premierenveranstaltung vor zwei Wochen die Aussage, dass das Auto knapp unter 70.000 Euro kosten soll. Was die Qualität betrifft, müssten die deutschen Hersteller besser sein, aber bisher gab es nur Vorserienfahrzeuge zu sehen.

Der erste Aufschlag von Audi und Daimler scheint auf den ersten Blick gelungen. Vor allem der Audi ist unter dem Strich dem Tesla X mindestens ebenbürtig, technisch unterscheiden sich die drei Modelle nur wenig. Das zeigt auch, wie gut Tesla mittlerweile geworden ist.

Einen nicht zu unterschätzen Vorteil hat der E-Autobauer aus dem Silicon Valley zudem: Während Audi und Daimler technisch komplett neues Terrain betreten, hat Tesla mehr Erfahrung mit dem Bau und Betrieb eines Elektroautos. Es ist zu erwarten, dass die deutschen Hersteller diesen Nachteil aufholen werden – aber nicht von heute auf morgen. Kinderkrankheiten, wie sie auch der Tesla X zunächst hatte und wie sie bei vielen neuen Autos normal sind, sind also auch beim e-tron und EQC zu erwarten. Aber die bequeme Zeit für Tesla-Chef Elon Musk ist vorbei, künftig ist er mit seinen Fahrzeugen nicht mehr alleine auf dem Markt unterwegs. Der Kampf um die Vorherrschaft im Luxussegment der E-Autos hat gerade erst begonnen.

Disclaimer: Der Besuch in San Francisco fand auf Einladung von AUDI statt.

Gründerszene

Dieser Artikel erschien zuerst bei Gründerszene
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