Sind Passwörter im Netz bald Vergangenheit? Zumindest, wenn es nach Amazon geht. Der Online-Versandkonzern hat in den USA schon im Oktober 2015 einen Patentantrag gestellt, der jetzt erst bekannt wurde. Darin beschreibt Amazon, wie man seinen Kunden künftig die Passworteingabe ersparen und stattdessen auf Selfies beziehungsweise Kurzvideos setzen will.
Nutzer sollen mit ihrem Smartphone ein Bild oder einen Clip von sich aufnehmen, was dann den Bestellvorgang auslöst. Dabei stellt das System anhand vorgegebener mimischer Gesten wie Augenzwinkern, Lächeln oder Kopfschütteln sicher, dass es sich auch tatsächlich um den entsprechenden User handelt und nicht nur um ein Foto von ihm.
Laut Amazon soll das Shoppen im Netz durch die neue Technologie einfacher und sicherer werden, weil kein Passwort benötigt wird, das in falsche Hände geraten könnte. Noch hat sich Amazon jedoch nicht dazu geäußert, wann man das Bezahlen per Selfie ermöglichen will. Da aber auch Amazons chinesischer E-Commerce-Konkurrent Alibaba an einer auf Gesichtserkennungstechnologie basierenden Bezahlmethode arbeitet, dürfte die Umsetzung nicht allzu lange auf sich warten lassen.
Bei anderen Unternehmen wie dem Kreditkartenanbieter Mastercard gibt es ebenfalls schon konkrete Pläne, eine Verifikation per Selfie einzuführen. Das Unternehmen kündigte auf dem Mobile World Congress in Barcelona an, in einigen Ländern noch in diesem Jahr ein System starten zu wollen, bei dem sich Kunden per Selbstporträt identifizieren können. Anwender müssen mit der Mastercard-App ein Musterfoto von sich bei dem Unternehmen hinterlegen und beim Bezahlen ein Selfie oder Video von sich aufzeichnen. Dieses wird dann mit dem Bild in der Datenbank abgeglichen.
Bei Sicherheitsexperten sind biometrische Sicherheitssysteme wie diese nicht unumstritten, denn auch sie bergen Missbrauchspotenzial. Dem Berliner Forscher Jan Krissler von der TU Berlin gelang es etwa schon 2014, ein Gesichtserkennungssystem zu überlisten – mit bemalten Kontaktlinsen.