Die Idee hinter Sharing-Economy-Portalen wie Airbnb, Wimdu und 9flats ist keine schlechte: Vorübergehend leerstehende Zimmer oder ganze Privatwohnungen werden zu günstigen Preisen an Touristen vermietet. Doch mittlerweile missbrauchen unzählige halbprofessionelle Anbieter die Plattformen als Gewerbeportale. Sie bieten dauerhaft Wohnungen als Feriendomizile an und bestreiten damit ihren Lebensunterhalt.
Einheimische werden an den Rand gedrängt, weil in der Innenstadt nur noch Touristen wohnen.
Viele Großstadtbewohner sind sauer auf die Portale und ihre Powerseller. Ihre Wut begründen sie mit steigenden Mieten und damit, dass Airbnb und Co. dem Wohnungsmarkt die Immobilien entziehen. Einheimische würden an den Stadtrand gedrängt, weil in den Innenbezirken nur noch Touristen zur Zwischenmiete wohnen, so ihr Vorwurf. In Berlin ist es deshalb seit Mai 2014 verboten, ohne Genehmigung eine Ferienwohnung zu vermieten. Die Dunkelziffer jener Vermieter, die sich dem Verbot widersetzen, dürfte aber hoch sein.
Aber stimmt es wirklich, dass Mitwohnportale eine Mitschuld an den kontinuierlich steigenden Mietpreisen tragen? Studenten der FH Potsdam haben die Vorurteile überprüft. Als Analyseobjekt wählten sie das größte Sharing-Economy-Portal Airbnb und die Stadt Berlin. In ihrem Projekts „Airbnb vs. Berlin – Was sagen die Daten?“ fanden sie heraus, dass in keiner anderen deutschen Stadt so viele Airbnb-Plätze vergeben werden wie in Berlin. In Zahlen: Über 11.700 Wohneinheiten und damit 0,4 Prozent aller Wohnungen werden auf der Plattform angeboten.
Eine Einzelperson bietet allein 44 Wohnungen an,
1.167 Berliner Airbnb-Nutzer haben laut den Studienergebnissen mehr als ein Angebot inseriert. Eine Einzelperson bietet sogar unglaubliche 44 Wohnungen auf einmal an. Zusammen mit drei anderen Top-Anbietern teilt dieser Nutzer sich allein insgesamt 147 Immobilien. Hier nicht von einem kommerziellen Gewerbe auszugehen, wäre blanker Hohn. Die meisten Angebote befinden sich in den beliebten Touristengegenden Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg und Neukölln.
Der nicht besonders große Neuköllner Reuterkiez führt dem Datenprojekt zufolge mit 470 zwischenvermieteten Zimmern und Wohnungen die Liste an. Einer Prognose von Immobilienscout24 zufolge schossen ausgerechnet im Stadtteil Neukölln in den letzten fünf Jahren die Mieten am rasantesten in die Höhe. Die Kritik an Sharing-Economy-Portalen wie Airbnb scheint daher nicht ganz aus der Luft gegriffen.