Der neue Satellit der ESA ist mit 15 Jahren an Entwicklung und Vorbereitung, einem Preis von 300 Millionen Euro und einer Masse von 1,4 Tonnen ein echtes Großprojekt. Nach dem erfolgreichen Start an Bord einer Vega-Rakete im südamerikanischen Französisch-Guayana ist er jetzt in seinem Zielorbit angelangt. Der nach dem griechischen Windgott benannte Erdbeobachtungssatellit hat bereits ein erstes Signal zur Erde gesendet und soll nun bald seinen Regelbetrieb aufnehmen. Nach Ansicht der ESA-Ingineure ist die fragile Konstruktion „eine der kniffligsten Weltraumtechnologien“, die es derzeit gibt.
Hauptaufgabe von Aeolus soll es sein, den Wind auf der Erde zu profilieren und kartografieren. Die Sensoranlage Aladin ermöglicht mittels zweier Laser und eines Teleskopes die Vermessung von Luftströmen vom Bodenniveau bis in eine Höhe von 30 Kilometern. Auf geringer Höhe ist das vor allem auf den Ozeanen und in der Südhalbkugel hilfreich, da es hier weniger Daten von Bodenstationen gibt. Bei größeren Höhen dürften sogar erstmals überhaupt globale Daten gesammelt werden, ohne dass die Luftbewegungen durch Wolken sichtbar gemacht werden.
Noch innerhalb des ersten Betriebsjahres sollen die Daten von den europäischen Wetterdiensten für ihre Vorhersagen genutzt werden. Das soll vor allem die Vorhersage im Wochen-Zeitrahmen signifikant verbessern — und künftig verhindern, dass die Meteorologen Stürme unterschätzen, bevor sie auf Land treffen. Damit könnte der Satellit tatsächlich auch Menschenleben retten.
Neben der Fähigkeit, Windgeschwindigkeiten zu messen, kann Aeolus auch die Dichte von Partikeln in der Atmosphäre erfassen und so die Verteilung von Schadstoffen in der vertikalen Achse verfolgen. Aufgrund der geringen Orbitalhöhe von nur 320 Kilometern wird Aeolus nur eine Missionsdauer von drei Jahren haben. Die Technologie soll allerdings nach diesem Praxistest in anderen Projekten weiterentwickelt und verwendet werden.