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Platz für mehr Zeichen bei Twitter? Nett, aber kein Problemlöser

von Domenika Ahlrichs
Twitter-Nutzer jubeln: Fotos und Links zählen künftig nicht mehr in die Zeichenzahl hinein, und auch andere Änderungen helfen denen, die gern mehr Platz für Text hätten. Aber jubeln auch diejenigen, die Twitter so unbedingt braucht, neue User nämlich? Wohl kaum. Die Plattform müsste ihnen etwas ganz anderes bieten, kommentiert Domenika Ahlrichs.

Update 24. Mai 2016: Twitter hat bekannt gegeben, dass die 140-Zeichen-Begrenzung aufgeweicht wird. Wie vermutet: Fotos und Links zählen dann nicht mehr rein. Und @Usernamen werden ebenfalls aus der Zeichenzahl herausgenommen. Alle Änderungen lest ihr hier im Twitter-Blogpost.

Hier der Kommentar zur Aufweichung der Zeichenbegrenzung, der sich zu dem Zeitpunkt noch auf Gerüchte stützte:

Im besten Fall 47 Zeichen mehr, das ist genug Platz für die Feststellung: Das macht den Kohl wirklich auch nicht fett. Aber immerhin, nun fällt es wohl tatsächlich, das 140-Zeichen-Limit, das bei Twitter seit eh und je und einst begründet durch die Beschränkungen herkömmlicher SMS galt. Laut Medienmeldungen sollen Fotos und Links künftig aus den 140 Zeichen herausgerechnet werden.

Twitter hält sich bisher zwar mit einer Bestätigung zurück, aber rechnen dürfen wir schon mal: Im Höchstfall 47 Zeichen macht das aus. Twittern wie in alten Zeiten also, als Tweets nur aus Text bestanden. Die Kollegen von WIRED UK sprechen vom „größten Strategiewechsel in Twitters Geschichte“.

Und weil jeder, der Twitter regelmäßig nutzt, den Frust kennt, einen ehemals so schön komponierten Text-Foto-Link-Tweet kryptisch einkürzen zu müssen, jubeln natürlich viele User.

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Super Schritt von Twitter? Man könnte es auch den nächsten verzweifelten Versuch nennen, User zu halten und gleichzeitig neue zu gewinnen. Neue, die auf anderen Social Media Plattformen unbegrenzt agieren und mit Twitter deshalb erstmal fremdeln. Twitter braucht sie: Während die eigenen Nutzerzahlen stagnieren, erleben andere soziale Netzwerke ein deutliches Wachstum. Instagram überholte Twitter im vergangenen September, Snapchat wird täglich von 100 Millionen Menschen genutzt, bei Facebook sind es mehr als eine Milliarde im Monat – fünfmal so viele wie bei Twitter.

Da sollen knapp 50 Zeichen mehr Spielraum helfen? Wohl kaum. Für diejenigen, denen das enge Zeichenkorsett bei Twitter den Dienst unattraktiv macht, wird die Änderung nicht den Ausschlag geben. Zumal es nicht lange her ist, dass 10.000 Zeichen im Raum standen. Befürworter jubelten, das sei nun endlich die Chance „Dienste nicht anhand ihrer Begrenzungen, sondern anhand ihrer Möglichkeiten zu messen“.

Und wer dagegen war, argumentierte: „Es war immer schon diese eingebaute Begrenzung, die Twitter zu etwas Besonderem gemacht hat. Der Zwang zur Kürze zwingt auch zu Kreativität, zum Neue-Wege-Finden, um Gedanken auf den Punkt zu bringen.“

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So schnell, wie die 10.000 Zeichen diskutiert wurden, so schnell verschwanden sie dann allerdings auch wieder. Heavy User hatten zu heftig protestiert. Wie nebenbei beerdigte Twitter-CEO Jack Dorsey die Idee in einem TV-Interview. Das Zeichenlimit sei eine „wunderschöne Form der Beschränkung“, sagt er.

Dann steht doch auch dazu! Abhaken, bitte. Twitters Deutschland-Chef Thomas de Buhr freute sich zwar im Interview mit WIRED, Twitter sei „eine ständig lernende Plattform. Wir probieren verschiedene Varianten aus“. Aber weit entfernt vom Eindruck eines ratlosen Hin und Her ist das dann eben auch nicht.

Weiter geht‘s. Denn die wahre Herausforderung ist doch, Menschen für Twitter zu begeistern, die von anderen Plattformen gewohnt sind, sich ihr Publikum nicht allzu hart erarbeiten zu müssen. Wer sich etwa auf Facebook aktiv mit anderen verbindet, hat dann auch gleich Leser für die eigenen Postings. Auf Twitter sendet man erstmal eine ganze Weile hoffnungsfroh in eine komplett anonyme Masse. Wenn man Sinnvolles/Humorvolles/Provokantes twittert, wichtige Hashtags benutzt oder öffentlichkeitswirksam auf andere reagiert, hat man dann auch bald Follower. Aber richtig beeinflussen, wer das ist, kann man nicht.

Als leidenschaftliche Twitter-Userin sage ich hier natürlich: Großartig, je mehr Aufwand ich in den Tweet stecke, desto mehr wert ist jeder Follower. Aber das wäre wieder so ein „wunderschöne Beschränkung“-Argument, das die eingeschworene aktuelle Nutzerschaft bei Twitter sofort verstehen würde. Aber warum sollen die Neuen kommen? 

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