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10.000 Schritte am Tag sind gesund? Leider eine Erfindung der Werbebranche

von Katharina Brunner
Drei Dinge, die im Leben sicher schienen: der Tod, die Rente und höhere Gesundheit durch 10.000 Schritte am Tag. Schrittzähler, Wearables und Smartphones machen es einfach, dieses Laufziel einzuhalten. Aber stimmt die Zahl überhaupt — und wo kommt sie eigentlich her?

Mehr Bewegung ist gut, klingt logisch. Doch eine wissenschaftliche Begründung für die angeblich so gesunden 10.000 Schritte gibt es nicht. Ernährungsforscher betonen, dass es wichtig sei, sich einfach mehr zu bewegen, egal ob man sich von 0 auf 1000 Schritte steigert oder von 1000 auf 5000. Woher kommt also die präzise Angabe?

Plausibel, um einen gut klingenden Namen für Marketing-Zwecke zu kreieren.

Theodore Bestor

Das erste Mal tauchte die 10.000-Schritte-Marke in den Sechzigerjahren in Japan auf. Als 1964 in Tokio die Olympischen Spiele stattfanden, kam ein Schrittzähler auf den Markt. Der Name des Gerätes Man-po-kei. „Po“ bedeutet „Schritt“, „kei“ steht für „Maß“, „man“ für die Zahl 10.000. „Es klingt für mich plausibel, dass das Ziel von 10.000 Schritten gewählt wurde, um einen gut klingenden Namen für Marketing-Zwecke zu kreieren“, sagte Theodore Bestor, der in Harvard zur japanischen Gesellschaft forscht. dem New York Magazine.

Stimmt diese Vermutung, dann teilt sich die 10.000-Schritte-Regel ihren Ursprung mit dem Muttertag: Beide sind Erfindugen der Werbeindustrie, Ideen zur Geschäftemacherei, allerdings einem grundsätzlich positiven Gedanken dahinter. Bei den Schritten ist es mehr Bewegung, beim Muttertag die Liebe zur Frau Mama.

Dabei wurde der Muttertag 1907 von der Methodistin Anna Marie Jarvis aus West Virginia sogar wirklich im Gedenken an ihre Mutter ins Leben gerufen. In Deutschland ging er wenig später aber unter eindeutig weniger selbstloser Intention an den Start. 1922 wurde der Tag hierzulande zum ersten Mal gefeiert, weil der Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber Plakate mit „Ehret die Mutter“ kleben ließ.

Nimmt man nun an, dass auch die 10.000 Schritte nicht nur aus Werbegründen gewählt wurden, sondern tatsächlich eine wie auch immer geartete Fundierung hat: Selbst dann wäre die Zahl heute, 50 Jahre später, nicht mehr aktuell. Denn die Japaner nahmen in den Sechzigerahren durchschnittlich 2632 Kalorien zu sich. 2011 waren es in den USA durchschnittlich 3639 Kalorien. Rechnet man also den japanischen Wert aus den Sechzigern hoch, reichen für den durchschnittlichen heutigen Amerikaner 10.000 Schritte längst nicht mehr aus. Die Regel müsste umgeschrieben werden: Doppelt so viele — 20 000 Schritte — sollst du gehen. 

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