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Windräder auf Deichen – warum gibt es das noch nicht?

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Die RWE-Tochter innogy baut in den Niederlanden die weltweit ersten Windkraftwerke auf einem Deich. Dabei steht das Unternehmen vor einigen Herausforderungen.

Ein Deich in den Niederlanden, der Wind bläst hier kräftig, fast das gesamte Jahr über. Es wäre die perfekte Stelle für eine Windkraftanlage. In der Theorie. Denn auf Deichen stehen die schweren Bauten bisher nicht. Einer der Gründe: Sollten sie den Erdwall beschädigen, könnte das schwere Folgen für die Bewohner bei Hochwasser haben. Trotzdem gibt es jetzt einen ersten Versuch: Innogy Windpower Netherlands B.V hat die Erlaubnis erhalten, auf dem Oostpolderdeich in Eemshaven die weltweit ersten Windkraftanlagen auf einem Deich zu errichten.

Für dieses Projekt unterzeichnete innogy, die Tochter des deutschen Energiekonzerns RWE, einen Vertrag mit dem Wasserverband Noorderzijlvest. Gemeinsam wollen sie die Windräder bis 2019 in Betrieb nehmen, innogy plant eine Leistung von bis zu 10,5 Megawatt.

Was ist das Besondere an einem Windkraftwerk auf einem Deich? „Eine Herausforderung ist beispielsweise die begrenzte Fläche, die das Aufstellen eines Installationskrans nur schwer bis gar nicht ermöglicht“, sagt ein Sprecher von innogy dem Fachportal ingenieur.de. Zusätzlich zur Schutzfunktion bei Hochwasser sei der Deich-Standort problematisch, weil die Rotorblätter nicht über den Deich hinausragen dürften, sonst werde die Leistungsfähigkeit der Windräder eingeschränkt. Nicht jeder Schutzwall eignet sich also für eine Anlage.

Der Bau der ersten Windräder auf einem Deich ist somit ein risikoreiches Projekt. Eines, das schon seit mehreren Jahren geplant wird. „2011 haben wir bei Noorderzijlvest begonnen, gemeinsam mit innogy die Möglichkeiten des ungewöhnlichen Vorhabens zu untersuchen“, sagt Vorstandsmitglied Eisse Luitjens. „Zu diesem Zeitpunkt waren Windkraftanlagen auf Deichen unvorstellbar, weil das nötige Wissen und die Erfahrung fehlten, um ein sicheres Konzept zu entwickeln.“ Drei Jahre später wurde das Konzept vom Expertennetzwerk für Wassersicherheit ENW (Expertise Netwerk Waterveiligheid) geprüft und freigegeben.

Seitdem Atomkraft, Kohle und Öl zugunsten nachhaltiger Energiequellen zurückgefahren werden, haben erneuerbare Technologien im Bereich der Windkraft im wahrsten Sinne Aufwind. Zum Beispiel entwickelte das spanische Startup Vortex Windturbinen, die ohne Rotoren auskommen – dieser Ansatz könnte das Problem lösen, dass die Räder nicht über einen Deich hinausragen dürfen. Und im schwäbischen Gaildorf bei Stuttgart geht Ende 2018 eine Anlage in Betrieb, bei der durch die Verzahnung aus Wind- und Wasserkraft ein natürlicher Energiespeicher entsteht. 

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