Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Die Game-of-Thrones-Hacker drohen mit Leak des Finales

von Michael Förtsch
Mehr als 1,5 Terabyte an Daten sollen Hacker aus dem Computersystem des Kabelsenders HBO entwendet haben. Damit wird der Game-of-Thrones-Produzent nun erpresst. Sowohl die Digital-Diebe als auch der Sender wollen nicht klein beigeben. Nach einigem Hin und Her haben die Hacker ihre Drohung verschärft.

Update, 21. August 2017: Die Hacker, die seit Juli HBO erpressen, haben nun angekündigt, die beiden letzten Episoden von Game of Thrones veröffentlichen zu wollen. Die Gruppe, die sich selbst „Mr Smith group“ nennt, teilte Mashable mit, HBO solle sich „bereitmachen“ für die zu frühe Veröffentlichung von Episode 7 kurz vor dem Staffelfinale. HBO weigert sich bisher, auf die Forderungen der Hacker nach Millionenzahlungen nachzugeben.

Es waren zunächst Gerüchte, die Ende Juli 2017 kursierten. Eine Hackergruppe brüstete sich damit, den „größten Leak des Cyberspace“ loszutreten. In einer anonymen Mail, die an Fachmedien wie Variety und Entertainment Weekly gerichtet war und vielfach in Foren geteilt wurde, schrieben die Hacker dann: „Es ist HBO und Game of Thrones!“ Nur wenig später bestätigte Richard Plepler, Chef des Kabelsenders HBO, dass es „einen auf das Unternehmen gerichteten Cybervorfall gegeben hat, der zu einigem gestohlenen Eigentum führte“. Insgesamt sollen zwischen 1,5 und 1,7 Terabyte an Daten aus dem Computernetzwerk kopiert worden sein.

Zum genauen Umfang des Datendiebstahls gibt es keine Angaben. Allerdings haben die Hacker als Beweis auf winter-leak.com und mehreren Torrent-Websites ein halbes Gigabyte an verschiedenstem Material öffentlich gemacht. Darunter Zusammenfassungen des Handlungsverlaufs von fünf unveröffentlichten Episoden von Game of Thrones, Teile eines Email-Austauschs von HBO-Managern und Informationen mit Kontaktdaten von Schauspielern und Autoren. In der dritten Woche nach dem ersten Leak wurden unter anderem – zwei Monate vor dem offiziellen Premierentermin – mehrere Folgen des Comedy-Serien-Revivals Curb Your Enthusiasm ins Netz gestellt. Ebenso wie Episoden der Dwanye-Johnson-Serie Ballers und Einträge aus Richard Pleplers beruflicher Email-Kontaktliste.

Die Hacker, die sich als US-Amerikaner identifizieren, sehen den Angriff angeblich „als Spiel“ mit dem großen Sender. Die Gründe seien „weder politischer noch finanzieller Natur.“ Dennoch fordern sie ein Lösegeld, das in Bitcoin gezahlt werden soll. Erst dann würden sie die Leaks stoppen. In einer Videonachricht an Richard Plepler rechtfertigen sie ihre Forderung damit, dass HBO 12 Millionen US-Dollar für Marktforschung und 5 Millionen US-Dollar für Werbung zu Game of Thrones ausgebe. „Also seht uns als weiteren Budgeteintrag für eure Werbung“, argumentieren die Hacker. Ebenso geben sie an, „zwei große Operationen jährlich“ zu fahren und damit zwischen 12 und 15 Millionen US-Dollar zu erwirtschaften. Der Angriff auf HBO habe sie sechs Monate in Anspruch genommen. Ihre Forderung dürfte also zwischen 6 und 7,5 Millionen US-Dollar liegen.

Kommunizieren wollen die Hacker alleinig mit dem HBO-Chef und verdeutlichen, dass „unsere Forderungen klar und nicht verhandelbar sind“. „Ihr verarscht uns nicht, im Gegenzug verarschen wir euch nicht“, heißt es in der Erpressernachricht. Das FBI oder private Ermittler einzuschalten wäre sinnlos und würde als „Vertragsbruch“ gesehen. Der TV-Sender HBO will offiziell aber nicht mit den Hackern verhandeln und keineswegs auf die Forderungen eingehen. Angeblich soll ihnen ein Honorar als „Bug Bounty“-Jäger in Höhe von 250.000 US-Dollar vorgeschlagen worden sein. Wobei der HBO-Sprecher Jeff Cusson erklärte, dass „wir nicht mit den Hackern kommunizieren.“ Der Kabelsender wolle auch „nicht jedes mal einen Kommentar abgeben, wenn wieder eine Information durchsickert.“

Entgegen den Forderungen der Hacker arbeitet HBO mittlerweile mit den Behörden zusammen. Auch sollen nicht näher bezeichnete IT-Sicherheitsfirmen und private Ermittler engagiert worden sein – darunter angeblich der P2P- und Social-Media-Nachrichtendienst IP Echelon. Dennoch sind weitere Leaks wahrscheinlich. Sollte HBO letztlich nicht doch auf die Forderungen eingehen oder die Hacker zu Verhandlungen bereit sein, dürften einige der brisanteren Datensätze auf Märkten im Darknet auftauchen. Darunter wohl private Kontaktdaten von Stars und dem HBO-Management oder auch erbeutete Passwörter und Zugangsinformationen. Denn mit diesen könnten die Hacker dort letztlich doch noch Gewinn aus ihrem Einbruch erzielen.

Wie groß der Schaden für HBO ist, das ist nur schwer absehbar. Allerdings könnte er sich abgesehen von den Kosten für die privaten Ermittlungen und Sicherung der digitalen Infrastruktur in Grenzen halten. Bereits im April dieses Jahres hatten Hacker versucht, Netflix mit dem Leak der gesamten neuen Staffel von Orange is the New Black zu erpressen, die von den Rechnern einer Produktionsfirma in Los Angeles gestohlen worden war. Netflix ging auf die Forderung nicht ein; die Episoden wurden ins Netz gestellt. Die Downloads via BitTorrent hielten sich jedoch in Grenzen und auch auf die Abo-Zahlen von Netflix hatte der Vorfall kaum einen Einfluss. Weitere Drehbuch-Leaks zu Game of Thrones dürften natürlich eine große Fan-Gemeinde faszinieren. Dennoch werden viele bereits zahlende HBO-Kunden oder Sky-Abonnenten natürlich trotzdem bei der offiziellen Ausstrahlung der Folgen einschalten oder auch auf die Premiere von Curb Your Enthusiasm warten.

GQ Empfiehlt