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Googles neuer News Feed weiß schon vorher, was man will

von David Pierce
Google weiß genau, was den Nutzern gefällt. Mit dem neuen Feed setzt das Unternehmen sein gesammelte Wissen ein und schafft eine persönliche Empfehlungsliste für das Internet. Das könnte auch kritische Folgen haben.

Googles Suchfeld ist vielleicht das mächtigste Werkzeug im Internet. Mit ein paar Stichworten findet es Informationen zu jedem erdenklichen Thema. Was aber, wenn man gar nicht so genau weiß, wonach man suchen soll? Wenn man mal wieder in einer Supermarktschlange warten muss und keine Lust mehr auf die Klatschmagazine hat? Dafür bietet Google jetzt eine Lösung an. Die Suchmaschine will aus dem Verhalten eines jeden Nutzers lernen und daraus einen personalisierten Feed anbieten. Gestern startete das neue Feature in den USA, in den kommenden Wochen wird es auch im Rest der Welt für Android- und iOS-Geräte verfügbar sein. 

Wer die Google-App nutzt oder mit Google Now experimentiert hat, wird mit den Feeds sofort vertraut sein. Auf dem Startbildschirm der App erscheint eine unendliche Liste an Dingen, von denen Google glaubt, dass sie dem Nutzer gefallen – basierend auf dem Browse- und Suchverhalten. Nachrichten, Blog-Posts, Listicles, Sportergebnisse, Filmtrailer und mehr werden endlos scrollbar angezeigt. Hätte Google den Google Reader 2013 nicht gekillt – so würde er 2017 wohl aussehen.

Nun soll man seinen eigenen Feed aber auch individuell anpassen können. Wenn man etwa nach einem Begriff wie „Bundestagswahl 2017” sucht, kann man das Thema mit einem Druck auf den neuen „Folgen”-Button abonnieren. Im Feed erscheinen in Zukunft mehr Artikel zu politischen Themen in Deutschland. Aber Google lernt Interessen auch, ohne Themen aktiv zu abonnieren.

Wer nicht mitmachen oder Themen ausschließen will, soll widersprechen können. Zum Beispiel: Man will wirklich nichts über Drake erfahren, auch wenn man kürzlich einmal einen seiner Songtexte gesucht hat. Oder, wenn man wirklich genug BILD-Artikel in seinem Leben gelesen hat. Der Feed ist im Grunde so etwas wie eine persönliche Empfehlungsliste für das gesamte Internet.

Auf der Präsentation vor einem Raum voller Journalisten haben drei Google-Entwickler am Dienstag sorgfältig darauf geachtet, das Feature nicht als neues Produkt darzustellen. Es soll eher als neue Art gelten, um Suchergebnisse anzuzeigen. Das Unternehmen nutzt die selben Daten und Features, die es auch bei seiner klassischen Suchmaschine verwendet – etwa die Fakten-Check-Funktion für Nachrichten. Google beharrt darauf, dass der neue News-Feed nichts mit dem News-Feed von Facebook zu tun hat. „Google sollte die Antwort auf jede Frage haben”, sagte Ben Gomes, der als Vizepräsident für die Entwicklung der Suchmaschine verantwortlich ist. „Wir wollen den Nutzern die Möglichkeit geben, Themen zu entdecken und Neugierde zu erregen und zu befriedigen.”

Am ehesten klingt das Feature wie ein neuer Konkurrent für Flipboard und Nuzzel. Da Google Internetnutzer besser kennt als jeder andere Dienst, ist es plausibel, dass das Unternehmen auch die beste, modernste und personalisierte Social-News-App bauen kann. Ein Teil des Plans ist es, auch ältere Geschichten auszugraben, die bei normalen Suchergebnissen untergehen, da die normale Suche aktuelle Informationen gegenüber älteren bevorteilt. Mit einem Klick auf eine Person, einen Ort oder Thema gelangt man sofort zu den jeweilgien Suchergebnissen.

Durch das Feature will Google langfristig noch mehr Menschen zum Gebrauch seiner App anhalten. Einige Details müssen aber erst noch ausgearbeitet werden. Ben Gomes wich Fragen zu Anzeigen und bezahlten Posts aus, die fast sicher kommen werden. Ob Google mit Feeds eine weitere Echokammer schafft, in der Menschen nur die Informationen und Meinungen finden, die sie auch hören wollen, sei eine Frage des richtigen Algorithmus.

WIRED.com

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.com
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