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Facebooks Safety Check liegt jetzt in der Hand der Nutzer

von Cindy Michel
In einem Katastrophenfall aktiviert Facebook den Safety Check. Doch als die Funktion bei einem Selbstmordattentat in Beirut vergangenes Jahr nicht griff, stand das Unternehmen in der Kritik, in Notsituationen mit zweierlei Maß zu messen. Doch Facebook hat reagiert: Nun entscheidet die Community, wann die Sicherheitsprüfung ausgelöst wird.

Bisher war es Facebook selbst, das den Safety Check im Falle einer Naturkatastrophe oder eines Terrorakts einschaltete. Über die Funktion können sich Nutzer des sozialen Netzwerks als „in Sicherheit“ markieren oder Freunde und Familien wissen lassen, wo sie sich gerade aufhalten. Wer also etwa zum Zeitpunkt des Terroranschlags in Paris vor Ort war, konnte via Facebook seine Angehörigen über den eigenen Verbleib informieren. Ein schneller und effektiver Weg, Panik zu vermeiden.

Das Tool zeigte Wirkung, bewährte sich in den vergangen zwei Jahren in insgesamt 39 Krisensituationen. Doch dann wurde Facebook Doppelmoral vorgeworfen. Ausschlaggebend war ein Selbstmordattentat in einem schiitischen Viertel von Beirut am 12. November 2015 – nur einen Tag vor der Anschlagsserie in Paris. Als Terroristen das Bataclan in der französischen Hauptstadt während eines Konzerts stürmten und wahllos Menschen in den Straßen und Cafés hinrichten, zog das Krisenbewältigungs-Tool sofort. Einen Tag zuvor, bei dem Terrorakt im Libanon, bei dem über 40 Menschen starben und mehr als 200 verletzt wurden, nicht.

Mark Zuckerberg reagierte schon am 14. November in einem Facebook-Post auf das Versäumnis und kündigt eine Lösung an: „Wir sorgen uns um alle Menschen gleich. Und wir werden hart daran arbeiten, jedem, der in so eine Situation kommt, zu helfen.“ Im Juni 2016 berichtete Facebook-Mitarbeiterin Katherine Woo gegenüber WIRED: „Wir testen derzeit ein System, das Signale aus der Community auswertet und gegebenenfalls den Safety Check auslöst.“

Fast genau ein Jahr nach den Anschlägen in Beirut und Paris hat das Social-Media-Unternehmen beim Social Good Forum in New York nun die geänderte Funktion vorgestellt: Ab sofort werden die etwa 1,2 Milliarden täglichen Facebook-User selbst darüber entscheiden, ob ein Safety Check gestartet werden soll oder nicht.

Das Community-Tool orientiert sich an Posts von Usern. Es erkennt Keywords, die auf eine potenzielle Krisensituation hindeuten könnten – etwa „earthquake“, „fire“ oder „shooting“ – und stellt fest, ob diese geballt von Nutzern aus einer Regionen kommen. Sollte dies der Fall sein, stimmt Facebook die Ergebnisse mit einer externen Sicherheitsfirma ab.

„Wir arbeiten mit etlichen externen Firmen und Organisationen zusammen, die bestätigen können, ob etwas in der Welt vorgefallen ist – alles von einem Waldbrand über einen Tsunami bis hin zu gewalttätigen Geschehnissen und Brückeneinstürzen“, berichtet Peter Cottle, Erfinder des Tools und Ingenieur bei Facebook, gegenüber Mashable. Ist dies verifiziert, schreibt Facebook die User an und fragt, ob sie den Safety Check aktivieren wollen. Von diesem Moment an obliegt ihnen die Entscheidung, ob sie diesen teilen wollen. Weil die Macht nun beim User vor Ort liege, werde die Funktion präziser und könne gezielter eingesetzt werden, sagt Facebook-Mitarbeiterin Naomi Gleit.

Außerdem testet Facebook aktuell eine Community-Help-Page. Nachdem sich ein User im Safety Check als „in Sicherheit“ markiert hat, soll er Zugang zu dieser Seite bekommen. Dort postet er dann, ob er Hilfe benötigt in Form von Unterkunft und Vorräten – oder selbst geben kann. Auf die Idee für dieses Feature sei Facebook nach den Anschlägen in Paris gekommen, sagt Cottle gegenüber Mashable, als Menschen ihre Hilfe und Unterkunft mit dem Hashtag #PorteOuverte (Offene Tür) via Social Media anboten.

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