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Gefährliches C02 lässt sich in Steine verwandeln

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Jährlich gelangen rund 40 Gigatonnen des gefährlichen Treibhausgases Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre. Ein internationales Forscherteam hat nun ein Verfahren für ein isländisches Geothermalkraftwerk entwickelt, um CO2 in vulkanischem Basaltstein einzulagern. In Deutschland ist die Methode jedoch kaum anwendbar.

Das Hellisheidarvirkjun – auch Hellisheidi genannt – ist das größte Kraftwerk Islands und das zweitgrößte Geothermalkraftwerk der Welt. Gelegen im Vulkansystem Hengill im Südwesten Islands, produziert es heute 303 Megawatt Strom und bis zu 400 Megawatt thermische Energie.

Allerdings entstehen bei diesem Vorgang jährlich auch 40.000 Tonnen des umweltschädlichen Kohlenstoffdioxids. Wie das Treibhausgas auf innovativem Weg schonend entsorgt werden kann, haben nun Forscher der Universität Island, der Universität Kopenhagen, der Columbia University und von Reykjavik Energy, dem Betreiber des isländischen Kraftwerks, in einer in der Fachzeitschrift Science veröffentlichten Studie aufgezeigt: Sie haben ein Verfahren entwickelt, um CO2 im Vulkangestein Basalt zu speichern.

Mithilfe der seit 2012 erprobten Methode wird das im Hellisheidi-Kraftwerk produzierte CO2 aufgefangen und gemeinsam mit Wasser in rund 500 Meter Tiefe gepumpt. Island verfügt als Vulkaninsel über einen Basaltboden, der auf der einen Seite sehr porös ist, aber auch leicht mit anderen Stoffen reagiert. Aufgrund des in der Tiefe vorherrschenden Drucks und der hohen Temperaturen kann das sprudelnde CO2-Wasser-Gemisch nicht entweichen. Stattdessen reagiert es mit dem basischen Basalt und formt binnen zwei Jahren feste Mineralien. 95 Prozent des Gases kann so sicher gebunden werden.

Derzeit verarbeitet Reykjavik Energy mit dem CarbFix genannten Verfahren jährlich 5000 Tonnen der Kohlendioxid-Emissionen, bis 2017 soll diese Menge verdoppelt werden. Das ungewöhnliche Verfahren ist nicht nur umweltschonend, sondern auch vergleichsweise preiswert: Alternative Prozesse des Auffangens und Lagerns von CO2 kosten zwischen 55 und 90 Euro pro Tonne, CarbFix dagegen nur etwa 25 Euro.

Die Methode hat jedoch auch Nachteile. So ist der Wasseraufwand vergleichsweise hoch – um eine Tonne CO2 zu verarbeiten, benötigt das System 25 Tonnen Wasser. Die Forscher betonen aber, dass hierfür auch Meerwasser verwendet werden könnte.

Viel entscheidender für das Gelingen von CarbFix ist indes die Bodenbeschaffenheit. Der Isländische Vulkan-Basalt ist besser für diesen Prozess geeignet als andere Böden, weshalb CarbFix etwa in Deutschland oder anderen mitteleuropäischen Ländern ohne entsprechende geografische Rahmenbedingungen kein probates Mittel für die Reduzierung der CO2-Emissionen darstellt – oder gar eine Alternative zur Energiewende.

Dennoch zeigt das Projekt aus Island neue spannende Möglichkeiten auf, um Treibhausgase schonend zu verarbeiten.

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