Es war das Ende für die Dinosaurier. Damals, als vor rund 66 Millionen Jahren ein Meteorit auf die Erde krachte und damit ein Massenausterben auslöste. Doch für andere Tiere bot das große Sterben, das an der sogenannten K-P-Grenze (von der Kreidezeit zum Paläogen) aufgrund verschiedener Umweltbedingungen einsetzte, eine einmalige Chance. Für die Frösche zum Beispiel.
„Ihnen öffnete sich eine neue Welt, mit großen Möglichkeiten“, sagt David Wake von der University of California, Berkeley. Mit Hilfe von DNA-Analysen haben er und seine Kollegen herausgefunden, dass knapp neun von zehn heutigen Froscharten drei Abstammungslinien zuzuordnen sind. Oder anders gesagt: Hätte das große Massenaussterben den Planeten nicht so gut wie leer gefegt, gäbe es 88 Prozent der heutigen Frösche nicht. Denn während andere Tiere langsam ihrem Ende entgegengingen, triggerte das Massenaussterben die massive Verbreitung der Frösche. Sie konnten zum Beispiel ökologische Nischen besetzen, die ausgestorbene Arten leer zurückgelassen hatten.
Insgesamt überlebten wohl zehn Froschfamilien das Massenaussterben. Doch nur drei von ihnen begannen, sich zu diversifizieren und über die Welt auszubreiten. Was genau hatten diese drei Froschfamilien, was andere nicht hatten? Gute Gene oder jede Menge Glück? Das ist eine sehr relevante Frage, sagt Wake. „Alles, was ich anbieten kann, ist, dass diese drei Gruppen tief im phylogenetischen Baum, der die evolutionäre Beziehung zwischen Arten abbildet, verwurzelt sind,“ sagt Wake. Sie hätten ihre Widerstandsfähigkeit schon bei vielen Entstehungs-Ereignissen bewiesen.
Das Massenaussterben hat die Evolution der Frösche entscheidend geprägt. Mit dem Ende der Dinosaurier war die Erde erst einmal auch vegetationstechnisch verarmt, sagt Wake. Aber dann war die Zeit der Bedecktsamer (zu denen eigentlich das Meiste gehört, was einem so spontan bei dem Begriff „Pflanze“ einfällt) gekommen.
„Stellen Sie sich eine Welt ohne Bäume vor, in der sich plötzlich Wälder aus Samenpflanzen entwickeln – mit all den dazugehörigen Habitaten“, sagt Wake. Heißt: Bäume, auf die Frösche klettern können, Laub, unter dem man sich als Frosch verstecken kann. Es entwickelten sich Spezies, die sich an diese Lebensräume anpassten und mit neuen Lebensformen experimentierten.
Frösche werden uns als Spezies sicher überleben. Unser Untergang wäre eine gute Nachricht für sie
Eine andere Adaption, die sich als nützlich erwies, war die sogenannte direkte Entwicklung, bei der die Frösche das Kaulquappen-Stadium auslassen. „Das befreite sie aus der Abhängigkeit von stehendem oder fließendem Wasser“, sagt Wake. Heißt: Mehr Raum zur Entfaltung, keine Gefahr durch Räuber im Wasser. So sei es für die Frösche möglich gewesen, die Höhen der Anden oder die australische Wüste zu besiedeln, sagt Wake.
Und was sagt uns das jetzt alles über Frösche? „Sie sind wahre Überlebenskünstler“, sagt Wake. „Frösche sind die ältesten Landwirbeltiere und sie haben es durch zwei Massenaussterben geschafft.“ Sie seien bereit, auch das nächste Aussterben zu überstehen. Frösche werden uns als Spezies sicher überleben, glaubt Wake, „und tatsächlich wäre unser Untergang eine gute Nachricht für sie.“