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MealSaver will Nahrungsverschwendung per App verhindern

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
In Deutschland landen jedes Jahr Unmengen genießbarer Lebensmittel auf dem Müll. Ein Startup aus Berlin will mit seiner App MealSaver gegensteuern und erhält dafür jetzt schlagkräftige finanzielle Unterstützung. Ganz neu ist die Idee allerdings nicht, auch andere App-Entwickler bekämpfen schon die Lebensmittelverschwendung – bislang mit mäßigem Erfolg.

Lebensmittelverschwendung ist vor allem in westlichen Industrieländern ein allgegenwärtiges Problem: Überzogene Ansprüche an das Aussehen von Obst und Gemüse, schlecht durchdachte Vorratseinkäufe und eine dogmatische Interpretation des Mindesthaltbarkeitsdatums sorgen dafür, dass in Deutschland jährlich etwa zehn Millionen Tonnen problemlos verwertbarer Lebensmittel im Abfall landen – und darüber hinaus über 20 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen entstehen. Überangebot und niedrige Preise sorgen für eine Desensibilisierung des Verbrauchers, es mangelt an Wertschätzung für Essbares.

Hinzu kommen Überschussproduktionen in Handel und Gastronomie. Genaue Daten gibt es hier kaum, doch schätzungsweise wandern in Restaurants jährlich 500.000 Tonnen nicht verkaufte Speisen in den Müll. Etwas, dem sich in den vergangenen Jahren nicht nur gemeinnützige Einrichtungen wie Die Tafel entgegengestellt haben, sondern auch Startups.

Jüngster Zuwachs im Segment: MealSaver aus Berlin. Das Unternehmen will mit seiner gleichnamigen Smartphone-App für iOS und Android dafür sorgen, dass Gastronomiebetriebe überschüssig produzierte Gerichte nicht entsorgen, sondern günstig an Verbraucher abgeben.

Die Idee: Restaurants, Imbisse und Bäckereien bieten ihre am Ende des Tages übrig gebliebenen Portionen über MealSaver an. Verbraucher können diese für einen Preis zwischen zwei und fünf Euro kaufen und im jeweiligen Betrieb abholen, die Bezahlung läuft bargeldlos über die App. Das Essen wird in biologisch abbaubaren Boxen ausgehändigt, die das Startup stellt.

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Mit seinem Konzept konnte MealSaver den auf Sozialprojekte spezialisierten Investor Ananda Ventures überzeugen und sich dessen finanzielle Unterstützung sichern. Mit dem nun zur Verfügung stehenden Kapital, das sich laut Ananda Ventures im „hohen sechsstelligen“ Bereich bewegt, will MealSaver seinen zurzeit nur in Berlin verfügbaren Dienst mittelfristig auf ganz Deutschland ausweiten.

Erfreulicherweise gibt es in diesem Bereich schon einige Mitstreiter mit ähnlichen Konzepten. Die App Too Good To Go eines dänischen Startups etwa bietet einen nahezu identischen Service an – und das städteübergreifend. Bislang nehmen allerdings nur etwa 100 deutsche Restaurants daran teil, die meisten in Metropolregionen wie Hamburg und Berlin.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt seit 2014 das Kölner Unternehmen FoodLoop. Hier steht jedoch der Handel im Fokus – Supermärkte sollen über eine App Preissenkungen von in Kürze ablaufenden Lebensmitteln ankündigen. Verbraucher erhalten einen Überblick über entsprechende Angebote in der Region und kaufen so gezielt günstig ein. Realisiert wird das Konzept über spezielle Barcodes auf den Produkten, die das Haltbarkeitsdatum enthalten. Die Europäische Kommission unterstützt das preisgekrönte Projekt: Bis 2020 soll FoodLoop weltweit verfügbar sein. Erhältlich ist die App bislang allerdings nicht.

Etwas weiter ist da schon das New Yorker Startup Pareup mit seiner Anwendung. Die verfolgt das gleiche Konzept wie FoodLoop, ist in der US-Metropole aber schon auf iOS-Geräten erfolgreich im Einsatz. Und die deutsche Bundesregierung versucht der Lebensmittelverschwendung von Verbrauchern ebenfalls digital zu bekämpfen. Mit ihrer 2012 gestarteten Initiative Zu gut für die Tonne! samt zugehöriger App gibt sie Konsumenten Tipps zu Haltbarkeit und Verwendungsmöglichkeiten von Nahrungsmitteln. Unterstützung gibt es von prominenten Kochpaten und Sterneköchen.

Leider ist all diesen Ansätzen gemein, dass der große Durchbruch bislang ausblieb. Sowohl beim Handel als auch beim Konsumenten ist der Trend zur Lebensmittelrettung via App noch nicht wirklich angekommen. Alle Projekte sind regional stark beschränkt und haben eine überschaubare Nutzerbasis.

Möglicherweise können die MealSaver-Macher mit der jüngsten Finanzspritze den dringend nötigen Vorstoß auf den Massenmarkt schaffen. Berliner, die Lust haben, das Projekt zu unterstützen, können sich übrigens als Beta-Tester bewerben – entweder auf Facebook oder per E-Mail an beta(at)mealsaver.de.

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