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„Facebook nicht die Quelle“: Cambridge Analytica weist Kritik zurück

von Elisabeth Oberndorfer
Die Agentur, die mit ihrem Big-Data-Wahlkampf für Donald Trump Aufmerksamkeit erregte, beschwichtigt jetzt: Ihr Einfluss sei nicht so groß wie behauptet, sagt Cambridge Analytica im Gespräch mit WIRED. 

Persönlichkeitsprofile von 230 Millionen US-Bürgern, jeweils mit bis zu 5000 Datenpunkten. So soll die Datenbank von Cambridge Analytica – der Agentur, die Donald Trump zum Wahlsieg verholfen haben soll – aussehen. Die Praktiken sorgten vergangene Woche im deutschsprachigen Raum für Diskussionen um politisches Marketing und Big Data, sodass sich das britische Unternehmen selbst einschaltete. Nach dem Bericht über die Zweifel an Cambridge Analyticas Methoden meldete sich ein Sprecher bei WIRED Germany mit der Aussage: „Wir verwenden keine Facebook-Daten.“  

Damit widerspricht Cambridge Analytica dem Bericht der New York Times im November, dass die Agentur Persönlichkeitstests auf Facebook einsetzt, um Nutzerdaten zu sammeln. Woher kommt das Datenmaterial sonst, mit dem Cambridge Analytica Microtargeting betrieben hat? „CA zog die Wählerdatenbank der Republikaner, politische Daten sowie online und offline erwerbliche Daten heran“, sagt der Sprecher im Gespräch mit WIRED. Zudem führte CA eigenen Angaben zufolge selbst Umfragen durch, jede Woche seien zwischen 1500 und 2000 Personen in den Swing States befragt worden. So habe die Agentur für die Trump-Kampagne einen ständig aktuellen Einblick in die Wählerschaft bekommen.

Der Auftrag von Cambridge Analytica bestand auf Nachfrage von WIRED darin, die digitalen Medienkanäle zu nutzen, um Wählerstimmen zu gewinnen. Das Projekt für den Kunden Trump umfasste „tausende Werbekampagnen bei mehr als 20 Publishern, sozialen Netzwerken, Werbenetzwerken und über Programmatic Buying.“ Als Werbeformen setzten die Targeting-Spezialisten diverse Video-Ads, Native-, Display- und Search-Advertising sowie Facebook, Twitter und Snapchat ein.

Dass Cambridge Analytica für den Wahlsieg des republikanischen Kandidaten verantwortlich ist, will der CA-Sprecher nicht sagen: „Gute Kandidaten mit guten Botschaften gewinnen die Wahl, nicht Datenwissenschaftler.“ Man habe nie den Sieg für sich beansprucht, der Erfolg von Donald Trump sei eine Teamarbeit gewesen.

Die Agentur habe mit ihren Daten strategische Beratung für den Kandidaten geliefert. Trumps Reiseplan, die Kommunikation, die Ressourcenverteilung, TV-Kampagnen und auch Fundraising wurden laut dem Sprecher von den Informationen, die die Analysten lieferten, beeinflusst. „Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass ein Unternehmen für die Datenanalyse, Forschung und das digitale Marketing in einem Präsidentschaftswahlkampf zuständig war“, zeigt sich CA trotz der Beschwichtigung stolz auf die Rolle, die der Technologieanbieter hatte.

Im deutschsprachigen Raum erreichte Cambridge Analytica durch den Artikel im Schweizer „Das Magazin“ rasch Bekanntheit. Ob sich seither viele Interessenten melden und Angebote einholen – immerhin steht in Deutschland 2017 mit der Bundestagswahl ein politisches Großereignis an – will die Agentur nicht beantworten. Gegenüber Wired zeigten sich digitale Wahlkämpfer jedenfalls vorsichtig beim Einsatz von Big Data. Man wolle Negativschlagzeilen vermeiden und die Datenschutzrichtlinien würden ein Microtargeting, wie CA es in den USA betreibt, gar nicht erlauben, lautet der Tenor. 

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