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30.000 Meldungen in 30 Tagen: Google unterstützt Roboterjournalismus

von Cindy Michel
Sie werden in der Industrie, der Forschung und mittlerweile auch in den Medien eingesetzt: Künstliche Intelligenzen. Für eine britische Nachrichtenagentur sollen Bots nun bis zu 30.000 Meldungen pro Monat verfassen. Finanziert wird das Projekt von Google.

Durchschnittlich rund 1000 Berichte pro Tag sollen Künstliche Intelligenzen schon bald für die britische Nachrichtenagentur Press Association (PA) produzieren. Im Monat summiert sich das auf etwa 30.000 Texte. Würde dieser extrem hohe Output von menschlichen Journalisten gefordert werden, müsste die Angestelltenzahl der Agentur utopisch hoch sein. Doch PA setzt darauf, dass es auch ohne geht: Künstliche Intelligenzen durchsuchen präzise und schnell enorm große Datenmengen und verfassen basierend auf Vorlagen und Keywords Meldungen. Für sehr grundlegende Nachrichten und einen Schreibstil, der jeder persönlichen Note entbehrt, scheint das offensichtlich machbar. 

PA hat gemeinsam mit dem datengetriebenen News-Startup Urbs Media das Konzept für RADAR – Reporters And Data And Robots entwickelt. Ein Projekt, bei dem Bots 360.000 Berichte jährlich für lokale Medien und Blogger in England und Irland produzieren sollen. Google scheint die Idee des Roboterjournalismus zu gefallen. Denn laut Angaben der PA finanziert das US-Unternehmen ihr Projekt mit 706.000 Euro im Rahmen der Digital News Initiative (DNI)

Dabei handelt es sich um eine Initiative, mit der Google europäische Medienhäuser unterstützt und innovative Projekte mit insgesamt 150 Millionen Euro fördert. Vor allem auch deutsche Medienhäuser profitieren von der Initiative: 3,7 Millionen Euro hat Google in der aktuellen dritten Förderrunde an deutsche Verlage ausgeschüttet – mehr als in allen anderen Ländern. 

„Die Förderung von 706.000 Euro ist eine der bisher höchsten Summen, die die DNI für ein einzelnes Projekt zur Verfügung gestellt hat“, schreibt die PA. Auf der Webseite der Initiative taucht zwar das Projekt RADAR auf, aber bis Redaktionsschluss noch ohne weitere Angaben oder Hinweise auf die Höhe eines möglichen Gewinns.  

Angeblich soll RADAR nicht nur von Bots betrieben werden, sondern aus einer Kombination von Automatismen und menschlicher Arbeit. Die Artikel sollen schließlich auf Press Association erscheinen. Gegenüber The Guardian sagte Peter Clifton, Chefredakteur der PA: „Menschliche Journalisten werden immer notwendig sein. RADAR aber gibt uns die Möglichkeit, das Volumen lokaler Geschichten mit Künstlicher Intelligenz so stark zu steigern, wie es händisch gar nicht möglich wäre.“ Für PA sei dies ein deutlicher Schritt nach vorne.  

In Zukunft sollen für RADAR fünf menschliche Journalisten nationale Datenbanken aus etwa den Bereichen Politik, Gesundheit oder Polizei nach möglichen Themen durchsuchen und dafür dann detaillierte Schablonen für die Bots erstellen, erklärt die PA das Grundkonzept von RADAR auf ihrer Webseite. Basierend auf diesen würden Roboterjournalisten dann multiple Versionen eines Artikels mit natürlicher Sprachsoftware erstellen. RADAR soll außerdem Grafiken, Videos und Fotos zu den jeweiligen Artikeln generieren.

Tim Dawson, der Präsident der National Union of Journalists, sagte gegenüber The Guardian, dass der Verband nicht per se gegen technologische Innovationen sei, aber Journalismus und Journalisten oftmals unterbezahlt seien. Dies sei ein massives Problem in ganz England. „Sollte irgendwo extra Geld vorhanden sein, dann sollte es genau da investiert werden.“ Er habe keine Zweifel daran, dass Computer und Algorithmen Daten durchforsten könnten, so hätten Reporter vielleicht sogar mehr Zeit, eigene Geschichten zu entwickeln.    

„Ich habe nur Angst davor, dass wir so eine Menge drittklassiger Artikel bekommen, die nach viel aussehen, aber doch nur computergeneriert sind. So können die Verlage dann noch mehr Reporter entlassen.“ Dawson sagt weiter, dass Leser noch immer mit wohlformulierten und spannenden Geschichten sowie handwerklich guten Fotos gewonnen werden. 

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