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„Rise of the Tomb Raider“ bringt die Spielereihe zurück in die 90er

von Michael Rundle
Der neueste Teil von „Tomb Raider“ ist die perfekte Fortsetzung des Reboots und bringt die Serie gleichzeitig an ihre Wurzeln zurück. Die WIRED-Review zu „Rise of the Tomb Raider“.

Der „Tomb Raider“-Reboot von 2013 war ein so großer Schritt nach vorn für die pistolenschwingende Höhlenforscherin Lara Croft, dass man leicht vergisst, dass das Spiel eigentlich nicht für die aktuelle Konsolen-Generation gedacht war. Obwohl es später auch für die Xbox One und die PS4 veröffentlicht wurde, war „Tomb Raider“ (2013) eigentlich ein Spiel für die Hardware der vorherigen Generation. Das Spiel sah großartig aus, hatte eine gute Story und erhielt durchweg positive Reviews — aber es fühlte sich mehr wie ein Versprechen für das an, was noch kommen sollte. Es war kein Klassiker, sondern nur Vorbote.

Erst die Fortsetzung „Rise of the Tomb Raider“ löst dieses Versprechen ein. Es ist quasi dasselbe Game, nur eben besser und größer. „Rise of the Tomb Raider“ wurde als Xbox-One-Exklusivtitel direkt für die Plattform gebaut. Eine Xbox-360-Version gibt es auch, mit massivem Grafik-Downgrade, und irgendwann sollen eine PC- und PS4-Version folgen.

Der Fokus des Spiels liegt natürlich auf Lara Croft, einer glaubwürdigen und mitreißenden Protagonistin, die läuft, springt und tötet. Im letzten Teil folgten wir ihr in das verlorene Insel-Königreich Yamatai, wo sie gezwungen wurde, um ihr Überleben zu kämpfen: gegen die Natur, gegen Söldner und eine unsterbliche Sonnenkönigin.

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In „Rise of the Tomb Raider“ ist seitdem einiges an Zeit vergangen, Lara leidet immer noch unter den Nachwirkungen und unter dem Vermächtnis ihres Vaters. Der Versuch, zu beweisen, dass ihre Erlebnisse kein Fiebertraum waren, lässt sie in ein neues Abenteuer schlittern.

Ihre Reise führt die Archäologin nach Syrien und Sibirien, wo sie in den Bergen überleben und hunderte von Menschen und Tiere abschlachten muss, um neue Ausrüstung und Fähigkeiten zu erlangen. So verwandelt sich die junge Frau langsam in den Badass, den wir aus den „Tomb Raider“-Spielen der 90er kennen.

Visuell ist das Spiel atemberaubend, es fühlt sich so an, als würden alle Ressourcen der Xbox One ausgenutzt. Laras Gesichtszüge und ihre subtilen Bewegungen haben die Schauspielerin Camilla Luddington und die Entwickler großartig umgesetzt. Obwohl sie im Lauf des Spiels einiges einstecken muss, sieht Lara immer so aus, wie es zu erwarten wäre: trotzig und wild, aber mitfühlend. Die Welt um sie herum ist voller Gefahren, und sogar die Tiere — von Bären und Wölfen bis zu Hasen und Vögeln — sehen realistisch aus. Das Spiel ist die perfekte Werbung für die Xbox One.

Das größte Problem für die Entwickler von „Rise of the Tomb Raider“ war es, Möglichkeiten zu finden, wie Lara sich im zweiten „Tomb Raider“ nach dem Reboot weiterentwickeln kann, ohne einfach nur den Fortschritt aus dem ersten Teil zu wiederholen. Das ist weitgehend gelungen: Lara wird zunächst als erfahrene Abenteurerin mit entsprechender Ausrüstung gezeigt. Doch dann gerät sie in eine Lawine, die sie allein und ohne Gadgets in der Natur zurücklässt. Von da an muss sie jagen, sammeln und sich nach und nach eine bessere Ausrüstung erarbeiten. Währenddessen gewinnt Lara außerdem Erfahrungspunkte und lernt neue Fähigkeiten.

In den Nebenmissionen, genannt „Tombs“, warten darüber hinaus komplexe Rätsel, die dem Spieler teilweise das Gefühl geben, ihn zu überfordern. Obwohl diese offenen Bereiche über zentrale Kontenpunkte miteinander verbunden sind, ist es leicht, sich darin zu verlaufen. Das Problem dabei: Die größte Stärke des Spiels, seine Story, führt nur dazu, die Verwirrung noch zu verschlimmern. Obwohl es viel zu entdecken gibt, hat Lara als Charakter selten eine Motivation, die Artefakte und Schätze in den Gräbern zu suchen.

Mechanisch betrachtet ist alles gut gelöst: Das Spiel gibt einem die Möglichkeit, der Story in eigener Geschwindigkeit zu folgen, weist einen aber immer wieder darauf hin, wo sich der nächste wichtige Checkpoint befindet. Doch aus der Story-Perspektive macht das wenig Sinn: „Rise of the Tomb Raider“ ist die Geschichte einer Heldin, die versucht eine uralte Wahrheit zu entdecken, bevor eine globale Verschwörung ihr zuvorkommt. Es macht also keinen Sinn, dass sie zwischendurch tagelang die Wildnis erforschen soll, um Gräber ausrauben zu können.

Trotzdem kommt man immer wieder vom Pfad ab, denn das neue „Tomb Raider“ ist der gleiche Mix aus Kämpfen und Rätseln, der bereits die Klassiker so interessant gemacht hat. Doch finden diese meist in Korridoren oder Arenen statt, was auf Dauer langweilig wird — und es ist oft erstaunlich einfach, einfach durch die Gegner hindurch und zum nächsten Checkpoint zu laufen.

Was es weiterhin gehäuft im Spiel gibt: Quick-Time-Events, die dem Game einen fahlen Beigeschmack von Langeweile geben. „Rise of the Tomb Raider“ ist gigantisch groß, aber trotzdem nicht wirklich offen. Die Bewegungen fühlen sich oft falsch an, ähnlich wie in „Assassin's Creed“. Wenn man springt oder klettert, passiert das oft in aneinandergereihten Zwischensequenzen und es kommt nie wirklich aufs Timing an. Im Gegensatz zum Original von 1990 gelingt jeder Sprung beim ersten Mal — wenn es so von den Entwicklern vorgesehen war.

Es scheint, als leide das Spiel unter seinem eigenen Gewicht, weil so viele Elemente um die Aufmerksamkeit des Spielers konkurrieren — nur die großartigen Zwischensequenzen, die gute Story und das exzellent Schauspiel halten alles zusammen. Mit einer weniger guten Story würde es sich vermutlich so anfühlen, als bräuchte die Serie schon wieder ein Reboot.

„Rise of the Tomb Raider“ ist keine Enttäuschung, wenn man „Tomb Raider“ von 2013 mochte, wird man die Fortsetzung lieben — vor allem weil sie länger und tiefer geht. Doch es gibt Bereiche, in denen das Spiel mehr Risiken eingehen und seine Features eleganter einsetzen könnte. Dann hätte Lara mehr Freiräume und würde nicht einfach von einer Action-Sequenz zur nächsten gejagt.

„Rise of the Tomb Raider“ erscheint am 13. November für die Xbox One, Preis: 64,90 Euro 

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