Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Die WIRED-Datenblume zeigt, wer dich beim Surfen beobachtet

von OpenDataCity
Immer wenn wir im Internet auf eine Seite klicken, geben wir Informationen über uns preis: Was wir mögen. Wer wir sind. Und wer wir sein wollen. Wer das weiß, kann vermuten, was wir jetzt oder in Zukunft möchten. Eine Kooperation von OpenDataCity und WIRED Germany macht Informationen sichtbar, die wir beim Surfen hinterlassen und die von anderen mitgelesen werden.

Das Ziel sind passende Werbung, passende Produkte, passende Dienstleistungen. Nur so kann Amazon uns zeigen, was wir sonst noch kaufen sollen. Nur so kann Facebook unsere Timeline sortieren. Nur so kann der Streamingdienst Netflix die nächste Folge „House of Cards“ von der Stelle abspielen, an der wir gestern Abend aufgehört haben. Und uns die perfekte Alternative anbieten, mit der wir den nächsten Serienmarathon beginnen können.

Es ist heute fast unmöglich geworden, sich unerkannt durchs Netz zu bewegen.

All das ist komfortabel. Aber es bedeutet auch, dass wir unsere Daten teilen müssen. Es ist heute fast unmöglich geworden, sich unerkannt durchs Netz zu bewegen. Denn jede unserer Bewegungen wird getrackt. Von Werbeunternehmen, von Analysetools, von sozialen Netzwerken, die Informationen über uns sammeln und so detaillierte Profile erstellen. Bei jedem Klick. Und oft ohne unser Wissen.

OpenDataCity, ein Büro für Datenvisualisierung, hat für WIRED Germany ein Tool gebaut, das genau zeigt, wer unseren Besuch auf einer bestimmten Website trackt: Einfach eine beliebige URL eingeben und schon erblüht eine Datenblume, die zeigt, welche externen Unternehmen an die Website gekoppelt sind.

Um Informationen für ein genaues Profil zu sammeln, bauen Werbenetzwerke sogenannte Tracker in die Websites ein, mit denen sie zusammenarbeiten. Das können Cookies sein, aber auch andere Tools und Technologien, wie E-Tags und Web Beacons. Doch warum wollen die Internetfirmen so viele Daten über uns? Es geht wie so oft im Leben ums Geld. Wer online Geld verdienen will, braucht Informationen. Je mehr über einen Nutzer bekannt ist, desto mehr Geld kann mit ihm gemacht werden.

Werbenetzwerke nutzen die Informationen über die Nutzer, um Profile zu erstellen.

Beispiel Werbung: Anzeigen auf Websites werden zu großem Teil versteigert — und zwar so schnell und so unauffällig, dass der gesamte Prozess dem Nutzer verborgen bleibt. Werbenetzwerke nutzen die Informationen über die Nutzer, um Profile zu erstellen: männlich, 30-35 Jahre alt, verheiratet, aus Hamburg, gut verdienend, interessiert sich für Technologie, möchte ein neues Smartphone kaufen. Auf dieses Profil können Werbekunden bieten. Einer von ihnen wirbt vielleicht für das neue Automodell, der andere für eine Reise nach London, der dritte für eine Krankenversicherung. Der Höchstbietende gewinnt und darf seine Anzeige auf der Website schalten, die der Nutzer besucht. Dieser Versteigerungsprozess läuft automatisiert und in Millisekunden ab, in der Zeit vom Klick bis zum vollständigen Aufbau der Website.

Was mit all den Daten geschieht, die Drittanbieter über die Nutzer sammeln, ist schwer nachzuverfolgen. Aber prinzipiell ist fast alles möglich: Sie können für noch gezieltere Werbung genutzt werden. Sie können von Geheimdiensten gespeichert und zum Aufbau eines Profils genutzt werden. Sie können weiterverkauft werden. Zwar nicht mit Klarnamen oder anderen so genannten personenbezogenen Daten wie Kontodaten oder Adresse. Doch um genau zu wissen, wer jemand ist, braucht es nicht zwingend diese persönlichen Informationen. Schon drei Datenpunkte reichen aus, um Personen eindeutig zu identifizieren, wie die Harvard-Professorin Latanya Sweeney herausfand. Sie legte Profile aus zwei frei verfügbaren Quellen übereinander und konnte mit Postleitzahl, Geburtsdatum und Geschlecht fast alle Personen zweifelsfrei identifizieren.

Sind wir in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter eingeloggt, wenn wir durchs Netz surfen, werden Informationen direkt mit unserem Profil — und damit unserer Person — verknüpft. Solange ein Nutzer auf den Seiten von Facebook oder Twitter unterwegs ist, steht er in direkter Beziehung mit den Netzwerken. Sobald er das Netzwerk verlässt, geht diese direkte Beziehung zu Ende, doch die Beobachtung geht weiter. Jede Website, die einen blauen Gefällt-mir-Daumen oder einen türkisfarbenen Tweet-Vogel eingebaut hat, verfügt über einen Tracker, der die Bewegung des Nutzers aufzeichnet.

Aus Facebook oder Twitter werden so Drittanbieter, die genau sehen, was ihre Nutzer auf anderen Seiten tun und so das Profil des Einzelnen schärfen. Selbst wer sein neugeborenes Baby nie in sozialen Medien erwähnt hat, verrät sich mit dem Besuch auf einer Eltern-Website oder beim Kauf von Windeln.

Noch einen Schritt weiter geht Tracking im Zeitalter von Smartphones. Sie machen es noch einfacher, Informationen zu sammeln. Für fast jede kostenlose App, die wir installieren, bezahlen wir mit unseren Daten. Weil unsere Telefone ständig unseren Standpunkt bestimmen, können die kleinen Programme detaillierte Nutzungs- und Bewegungsprofile erstellen.

Forscher des MIT Media Lab haben herausgefunden, dass schon vier verschiedene Ortsdaten ausreichen, um 95 Prozent der Handynutzer eindeutig zu identifizieren. Und auch wenn deutsche Datenschutzgesetze vergleichsweise strikt sind, sobald wir Apps oder Websites von amerikanischen Unternehmen nutzen, werden auch unsere Daten anders behandelt.

Browser-Plugins können bei der Kontrolle der eigenen Daten helfen. Wer beispielsweise Ghostery installiert, kann Tracking blockieren. Das Programm zeigt beim Besuch einer Website an, welche Drittanbieter private Daten übermitteln. Der Nutzer kann dann alle oder bestimmte Tracker ausschalten. Auch Werbung kann blockiert werden: Browser-Plugins wie AdBlock oder AdBlock Edge entfernen Anzeigen auf Websites. Dass unser Weg durchs Netz getrackt wird, ist Realität. Diese Technologie wird nicht mehr verschwinden. Also sollten wir uns damit beschäftigen. Wenn wir verstehen, wie Tracking funktioniert, können wir unsere Daten im Netz besser schützen.

Du willst herausfinden, welche Website dein Verhalten trackt? Unsere Datenblumen zeigen es dir! 

GQ Empfiehlt
Das Geheimnis der Fußball-App Onefootball

Das Geheimnis der Fußball-App Onefootball

von Elisabeth Oberndorfer