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Warum Lee Sedol mit seinem 1:4 im Go-Turnier Mensch vs Maschine Hoffnung macht

von Domenika Ahlrichs
Das historische Go-Turnier Mensch versus Maschine ist mit einem deutlichen Sieg der Künstlichen Intelligenz AlphaGo ausgegangen: Endstand 4:1. Angesichts der Stärke der KI ist Lee Sedols einzige gewonnene Partie aber mehr als nur eine Ehrenrettung.

Es waren fünf umkämpfte Spiele. Ein menschlicher Weltmeister, Lee Sedol, auf der einen Seite. Die künstliche Intelligenz AlphaGo von Google und DeepMind auf der anderen. Es ging beim Schlagabtausch im südkoreanischen Seoul um mehr, als nur weiße und schwarze Steinchen über ein Brett zu schieben. Das Interesse am 3000 Jahre alten Spiel Go, es war weltweit wohl noch nie so groß. Über 100 Millionen Menschen sahen zu, viele davon mit der gebannten Frage: Kann eine Maschine wirklich einen Menschen bezwingen? So viel vorweg: Die Antwort heißt ja, aber. 

Zwei Experten kommentierten live und ließen erahnen, was im Kopf von Lee Sedol vorgehen musste. Sie analaysierten auch jeden Zug von AlphaGo und interpretierten, was die Maschine da gerade rechnete, wie sie sich anpasste und dazulernte. Und wie gesagt, das Turnier endete 4:1 zugunsten der KI, inklusive einer wichtigen Ehrenrettung für Lee Sedol.

So klar war das vorher niemandem. Früher beim Schach war es noch einfach. Schon in den 90ern erbrachten Programmierer den Beweis, dass ein Computer das Spiel gegen den Menschen gewinnen kann. Er musste einfach nur alle möglichen Züge berrechnen können. Bei Go aber gibt es viel mehr Züge, Intution und Vorausdenken sind fester Bestandteil jeder Partie. Eine echte Künstliche Intelligenz müsste das Spiel meistern, anstatt es einfach nur auswendig zu lernen. Die Frage lautete von Anfang an: Geht das überhaupt?

Nach den ersten beiden Partien des Go-Turniers schien sie klar beantwortet: AlphaGo gewann beide. Allerdings verlor Lee Sedol im zweiten Spiel nur knapp und auch nur in der Verlängerung. Hatte er also doch die Chance, die eine Million Dollar Preisgeld zu erhalten? Spiel drei wurde zum entscheidenden.

Lange dauerte die Partie, Lee Sedol und AlphaGo ließen sich viel Zeit für ihre Spielzüge, als wollten sie die Entscheidung so lang wie möglich hinauszögern. Am Ende war aber klar: Im Go-Spielen muss sich der Mensch der Maschine geschlagen geben. Oder, wie WIRED-Chefredakteur Nikolaus Röttger kommentierte: „Computer sind schlauer.“

AlphaGo wurde vom britischen Startup DeepMind entwickelt, das Google 2014 gekauft hatte. Die Künstliche Intelligenz setzt auf eine Kombination aus neuronalen Netzen und sogenanntem Machine Learning. „Den Fortschritt, den unsere Gesellschaft erwartet, können wir nur mithilfe von KI erreichen“, sagte DeepMind-Chef Demis Hassabis im vergangenen Jahr zu WIRED (hier geht's zur großen Hintergrundstory).

Hassabis twittert kurz nach dem entscheidenden Spielsieg am Samstag, dies sei ein „historischer Moment“. Lee Sedol würdigte er als „unglaubliches Genie“, das AlphaGo-Team als „fantastisch-beeindruckend“.

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„Ich war sehr überrascht, ich hatte nicht erwartet zu verlieren“, hatte Lee Sedol nach der ersten Niederlage gesagt. „Und ich hatte nicht erwartet, dass AlphaGo das Spiel so perfekt spielen würde.“

„So perfekt“ spielte AlphaGo nur in der vierten Partie nicht, was dem Turnier dann doch noch mal ein klein bisschen Spannung verlieh. Lee Sedol konnte einen Prestigesieg erringen, weil er, wie Hassabis twitterte, AlphaGo „in einen Fehler gedrängt“ hatte. In dem Moment, in dem es hieß, nur noch der Computer könne gewinnen, begann Lee Sedol um seine Ehre zu kämpfen und ein bisschen auch um die Gewissheit: Maschinen können mittlerweile Beeindruckendes leisten; der Mensch schon immer und weiterhin.

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Zu erwähnen lohnt sich zudem, dass AlpaGo nicht nur das Turnier gewann, sondern auch noch eine Auszeichnung erhielt: Ehrenhalber bekam die Künstliche Intelligenz den neunten Dan im Go-Spiel. Das teilte Südkoreas Go-Verband mit. Das ist die höchste Stufe, die zu vergeben ist. Lee Sedol ist bereits Träger des neunten Dan, der auch gern mit „nahe der Göttlichkeit“ umschrieben wird, so der Verband. Lee Sedol hat fast 20 internationale Titel als Go-Spieler gewonnen. Das muss ihm AlphaGo erstmal nachmachen. 

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